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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Einfach- und doppelt wirkende Maschinen.
sten Stand erreicht hat, einen zweiten Hahn zum Ablassen dieses Wassers aus dem Zy-
linder öffnet. Jede solche Steuerung muss durch die Maschine selbst in Gang gesetzt
werden, so dass also die Wassersäulenmaschine keines Arbeiters zu ihrer Bedienung be-
darf; die Aufsicht bei derselben erstreckt sich bloss auf die Liederung und andere einer
Abnützung unterliegende Theile.

Die ältesten von Hell erbauten Wassersäulenmaschinen waren mit einem Fall-
klotze
versehen, durch dessen wechselseitiges Heben und Niederfallen die Hähne des
Einfallrohres und des Treibzylinders abwechselnd geöffnet und geschlossen wurden. Da
hiebei bedeutende Erschütterungen im Schachte entstanden, so wurden später Wasser-
säulenmaschinen mit Fallhammer und noch später mit Kolbensteuerung erbaut;
bei den letztern ist zwar jede Erschütterung während dem Gange der Maschine beseitigt,
allein der Widerstand, welchen eine solche Kolbensteuerung verursacht, ist, wie wir
sehen werden, bedeutend.

Die ältern Wassersäulenmaschinen waren einfach wirkend, sie hatten nämlich
bloss einen Zylinder, in welchem der Kolben während seinem Emporsteigen die ganze
Kraft ausübte, bei seinem Niedergange aber leer ging. Andere Maschinen dieser Art,
vorzüglich jene in den letztern Jahren erbauten sind doppelt wirkend; sie haben
nämlich zwei Treibzylinder, in welchen das Aufschlagwasser abwechselnd den Kolben in
die Höhe treibt, während aus dem andern Zylinder das bereits zum Empordrücken des
Kolbens früher verwendete Wasser wieder abfliesst. Diese Maschinen leisten im Verhält-
nisse zum Kraftaufwande weit mehr, als die einfach wirkenden.

Gewöhnlich werden Wassersäulenmaschinen zur Gewältigung der Grubenwässer, d. h.
zur Hebung derselben in die Erbstollen verwendet; es wird also mit diesen Maschinen
nur eine abwechselnde Bewegung der Hubs- oder Schachtstange in einer Richtung hervor-
gebracht. Inzwischen kann auch eine Kreisbewegung durch eine Wassersäulenmaschine auf
dieselbe Art, wie bei einer Dampfmaschine bewirkt werden. So ist z. B. im Jahre 1832
beim Georg Stollen in Schemnitz eine Wassersäulenmaschine zum Betriebe eines Poch-
werkes erbaut worden.

§. 256.

Die meisten Wassersäulenmaschinen in dem österreichischen Staate befinden sich in
den ungarischen Silberbergwerken, und in den Bleibergwerken in Kärnthen. Die
erstern sind in der: "Anleitung zur Bergbaukunst von Delius, Wien 1773, in der Be-
schreibung der, bei dem Bergbau zu Schemnitz errichteten Maschinen von N. Poda,
Prag 1771, und im zweiten Hefte der Beiträge zur Bergbaukunde von J. Schitko, Wien 1834"
enthalten, und zwar in der letztern Schrift, die erst vor einigen Jahren zu Schemnitz
errichteten Maschinen dieser Art mit allem Detail beschrieben, und durch Zeichnungen
erläutert. Die Wassersäulenmaschinen in Kärnthen hingegen, welche auch
erst in den letzten Jahren gebaut wurden, und sowohl in der Ausführung, als ihren Lei-
stungen vorzüglich zu nennen sind, wurden bisher noch in keinem Werke beschrie-
ben. Es dürfte daher unsern Lesern nicht unwillkommen seyn, eine vollständige Darstel-
lung der gelungensten Maschine dieser Art zu erhalten, welche ich vom 7. bis 10. De-
zember 1832 an Ort und Stelle aufgenommen und mit derselben mehrere genaue Versu-

Einfach- und doppelt wirkende Maschinen.
sten Stand erreicht hat, einen zweiten Hahn zum Ablassen dieses Wassers aus dem Zy-
linder öffnet. Jede solche Steuerung muss durch die Maschine selbst in Gang gesetzt
werden, so dass also die Wassersäulenmaschine keines Arbeiters zu ihrer Bedienung be-
darf; die Aufsicht bei derselben erstreckt sich bloss auf die Liederung und andere einer
Abnützung unterliegende Theile.

Die ältesten von Hell erbauten Wassersäulenmaschinen waren mit einem Fall-
klotze
versehen, durch dessen wechselseitiges Heben und Niederfallen die Hähne des
Einfallrohres und des Treibzylinders abwechselnd geöffnet und geschlossen wurden. Da
hiebei bedeutende Erschütterungen im Schachte entstanden, so wurden später Wasser-
säulenmaschinen mit Fallhammer und noch später mit Kolbensteuerung erbaut;
bei den letztern ist zwar jede Erschütterung während dem Gange der Maschine beseitigt,
allein der Widerstand, welchen eine solche Kolbensteuerung verursacht, ist, wie wir
sehen werden, bedeutend.

Die ältern Wassersäulenmaschinen waren einfach wirkend, sie hatten nämlich
bloss einen Zylinder, in welchem der Kolben während seinem Emporsteigen die ganze
Kraft ausübte, bei seinem Niedergange aber leer ging. Andere Maschinen dieser Art,
vorzüglich jene in den letztern Jahren erbauten sind doppelt wirkend; sie haben
nämlich zwei Treibzylinder, in welchen das Aufschlagwasser abwechselnd den Kolben in
die Höhe treibt, während aus dem andern Zylinder das bereits zum Empordrücken des
Kolbens früher verwendete Wasser wieder abfliesst. Diese Maschinen leisten im Verhält-
nisse zum Kraftaufwande weit mehr, als die einfach wirkenden.

Gewöhnlich werden Wassersäulenmaschinen zur Gewältigung der Grubenwässer, d. h.
zur Hebung derselben in die Erbstollen verwendet; es wird also mit diesen Maschinen
nur eine abwechselnde Bewegung der Hubs- oder Schachtstange in einer Richtung hervor-
gebracht. Inzwischen kann auch eine Kreisbewegung durch eine Wassersäulenmaschine auf
dieselbe Art, wie bei einer Dampfmaschine bewirkt werden. So ist z. B. im Jahre 1832
beim Georg Stollen in Schemnitz eine Wassersäulenmaschine zum Betriebe eines Poch-
werkes erbaut worden.

§. 256.

Die meisten Wassersäulenmaschinen in dem österreichischen Staate befinden sich in
den ungarischen Silberbergwerken, und in den Bleibergwerken in Kärnthen. Die
erstern sind in der: „Anleitung zur Bergbaukunst von Delius, Wien 1773, in der Be-
schreibung der, bei dem Bergbau zu Schemnitz errichteten Maschinen von N. Poda,
Prag 1771, und im zweiten Hefte der Beiträge zur Bergbaukunde von J. Schitko, Wien 1834“
enthalten, und zwar in der letztern Schrift, die erst vor einigen Jahren zu Schemnitz
errichteten Maschinen dieser Art mit allem Detail beschrieben, und durch Zeichnungen
erläutert. Die Wassersäulenmaschinen in Kärnthen hingegen, welche auch
erst in den letzten Jahren gebaut wurden, und sowohl in der Ausführung, als ihren Lei-
stungen vorzüglich zu nennen sind, wurden bisher noch in keinem Werke beschrie-
ben. Es dürfte daher unsern Lesern nicht unwillkommen seyn, eine vollständige Darstel-
lung der gelungensten Maschine dieser Art zu erhalten, welche ich vom 7. bis 10. De-
zember 1832 an Ort und Stelle aufgenommen und mit derselben mehrere genaue Versu-

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[357/0393] Einfach- und doppelt wirkende Maschinen. sten Stand erreicht hat, einen zweiten Hahn zum Ablassen dieses Wassers aus dem Zy- linder öffnet. Jede solche Steuerung muss durch die Maschine selbst in Gang gesetzt werden, so dass also die Wassersäulenmaschine keines Arbeiters zu ihrer Bedienung be- darf; die Aufsicht bei derselben erstreckt sich bloss auf die Liederung und andere einer Abnützung unterliegende Theile. Die ältesten von Hell erbauten Wassersäulenmaschinen waren mit einem Fall- klotze versehen, durch dessen wechselseitiges Heben und Niederfallen die Hähne des Einfallrohres und des Treibzylinders abwechselnd geöffnet und geschlossen wurden. Da hiebei bedeutende Erschütterungen im Schachte entstanden, so wurden später Wasser- säulenmaschinen mit Fallhammer und noch später mit Kolbensteuerung erbaut; bei den letztern ist zwar jede Erschütterung während dem Gange der Maschine beseitigt, allein der Widerstand, welchen eine solche Kolbensteuerung verursacht, ist, wie wir sehen werden, bedeutend. Die ältern Wassersäulenmaschinen waren einfach wirkend, sie hatten nämlich bloss einen Zylinder, in welchem der Kolben während seinem Emporsteigen die ganze Kraft ausübte, bei seinem Niedergange aber leer ging. Andere Maschinen dieser Art, vorzüglich jene in den letztern Jahren erbauten sind doppelt wirkend; sie haben nämlich zwei Treibzylinder, in welchen das Aufschlagwasser abwechselnd den Kolben in die Höhe treibt, während aus dem andern Zylinder das bereits zum Empordrücken des Kolbens früher verwendete Wasser wieder abfliesst. Diese Maschinen leisten im Verhält- nisse zum Kraftaufwande weit mehr, als die einfach wirkenden. Gewöhnlich werden Wassersäulenmaschinen zur Gewältigung der Grubenwässer, d. h. zur Hebung derselben in die Erbstollen verwendet; es wird also mit diesen Maschinen nur eine abwechselnde Bewegung der Hubs- oder Schachtstange in einer Richtung hervor- gebracht. Inzwischen kann auch eine Kreisbewegung durch eine Wassersäulenmaschine auf dieselbe Art, wie bei einer Dampfmaschine bewirkt werden. So ist z. B. im Jahre 1832 beim Georg Stollen in Schemnitz eine Wassersäulenmaschine zum Betriebe eines Poch- werkes erbaut worden. §. 256. Die meisten Wassersäulenmaschinen in dem österreichischen Staate befinden sich in den ungarischen Silberbergwerken, und in den Bleibergwerken in Kärnthen. Die erstern sind in der: „Anleitung zur Bergbaukunst von Delius, Wien 1773, in der Be- schreibung der, bei dem Bergbau zu Schemnitz errichteten Maschinen von N. Poda, Prag 1771, und im zweiten Hefte der Beiträge zur Bergbaukunde von J. Schitko, Wien 1834“ enthalten, und zwar in der letztern Schrift, die erst vor einigen Jahren zu Schemnitz errichteten Maschinen dieser Art mit allem Detail beschrieben, und durch Zeichnungen erläutert. Die Wassersäulenmaschinen in Kärnthen hingegen, welche auch erst in den letzten Jahren gebaut wurden, und sowohl in der Ausführung, als ihren Lei- stungen vorzüglich zu nennen sind, wurden bisher noch in keinem Werke beschrie- ben. Es dürfte daher unsern Lesern nicht unwillkommen seyn, eine vollständige Darstel- lung der gelungensten Maschine dieser Art zu erhalten, welche ich vom 7. bis 10. De- zember 1832 an Ort und Stelle aufgenommen und mit derselben mehrere genaue Versu-

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/393>, abgerufen am 29.04.2024.