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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Wassersäulenmaschinen von Schitko in Schemnitz.
die Resultate der, bei der Leopoldi Schacht Wassersäulenmaschine im Jahre 1831 vorge-
nommenen Wassermessungen an.

[Tabelle]

Aus dieser Tabelle sehen wir, dass auch bei dieser neu erbauten Maschine beinahe
die Hälfte der vorhandenen Kraft verloren geht, wie es bei den von Hell erbauten
Maschinen in den ersten Jahren ihres Ganges zu Folge der Beschreibung von Poda der
Fall war; die neue Maschine leistet also gegenwärtig nicht mehr, als die alten in den
ersten Jahren ihres Betriebes; die Ursache hievon liegt nicht bloss in den grössern Wider-
ständen, welche die Kolbensteuerung verursacht, sondern auch in dem Wasserverluste im
Steuerzylinder und Treibkolben. Bei der Leopoldi-Schacht Wassersäulenmaschine finden
sich keine so zweckmässigen Vorrichtungen zur Ersparung des Wassers wie bei der Ma-
schine in Kreuth, und man dürfte aus der Vergleichung beider Konstrukzionen und
ihrer Erfolge den für die praktische Mechanik so wichtigen Satz wieder bewährt finden,
dass die einfachsten Konstrukzionen die zweckmässigsten sind. Zwar bemerkt Herr Schit-
ko
Seite 85, dass der Effekt der alten abgebauten Maschinen nur 0,31 oder 100 : 31 war,
und dass bei zunehmender Teufe des Schachtes der Effekt der neuen Maschine 0,616 oder
100 : 61,6 seyn werde. Wenn sich aber die Wirkung der Hell'schen Maschinen während
80 Jahren von 100 : 50 auf 100 : 31 verringerte, so dürfte denn doch auch angenommen
werden, dass der Effekt der neuen weit mehr komplizirten Maschine nach 80 Jahren sich
nicht vergrössert, sondern vermindert haben werde.

Uebrigens berechnet Herr Schitko Seite 79 die Kraft dieser Maschine = 24162,22
Schemnitzer Pfund. Wird diess mit der mittlern Geschwindigkeit, die nach Seite 74 nur
0,7875 Schemnitzer Fuss beträgt, multiplizirt, und nach Seite 381 dieses Bandes mit 375
dividirt, so gibt [Formel 1] die Anzahl Pferdekräfte, welchen die Wirkung
dieser Maschine gleichkommt. In dieser Hinsicht übt die Leopoldi-Schacht Wassersäu-
lenmaschine nur eine eben so grosse Kraft aus, als die Dampfmaschinen in den mittelgros-
sen englischen Spinnereien; allein im Vergleiche gegen grössere Dampfmaschinen z. B.
jene von 300 Pferdekräften, womit die Grubenwässer und Kohlen in Jen Bergwerken des
Sir John Hope in Schottland gefördert werden, erscheint die Schemnitzer Maschine
nicht bedeutend, wenn ihre Wirkung sich auch auf 1062,8 Fuss Seigerhöhe erstreckt.

Wassersäulenmaschinen von Schitko in Schemnitz.
die Resultate der, bei der Leopoldi Schacht Wassersäulenmaschine im Jahre 1831 vorge-
nommenen Wassermessungen an.

[Tabelle]

Aus dieser Tabelle sehen wir, dass auch bei dieser neu erbauten Maschine beinahe
die Hälfte der vorhandenen Kraft verloren geht, wie es bei den von Hell erbauten
Maschinen in den ersten Jahren ihres Ganges zu Folge der Beschreibung von Poda der
Fall war; die neue Maschine leistet also gegenwärtig nicht mehr, als die alten in den
ersten Jahren ihres Betriebes; die Ursache hievon liegt nicht bloss in den grössern Wider-
ständen, welche die Kolbensteuerung verursacht, sondern auch in dem Wasserverluste im
Steuerzylinder und Treibkolben. Bei der Leopoldi-Schacht Wassersäulenmaschine finden
sich keine so zweckmässigen Vorrichtungen zur Ersparung des Wassers wie bei der Ma-
schine in Kreuth, und man dürfte aus der Vergleichung beider Konstrukzionen und
ihrer Erfolge den für die praktische Mechanik so wichtigen Satz wieder bewährt finden,
dass die einfachsten Konstrukzionen die zweckmässigsten sind. Zwar bemerkt Herr Schit-
ko
Seite 85, dass der Effekt der alten abgebauten Maschinen nur 0,31 oder 100 : 31 war,
und dass bei zunehmender Teufe des Schachtes der Effekt der neuen Maschine 0,616 oder
100 : 61,6 seyn werde. Wenn sich aber die Wirkung der Hell’schen Maschinen während
80 Jahren von 100 : 50 auf 100 : 31 verringerte, so dürfte denn doch auch angenommen
werden, dass der Effekt der neuen weit mehr komplizirten Maschine nach 80 Jahren sich
nicht vergrössert, sondern vermindert haben werde.

Uebrigens berechnet Herr Schitko Seite 79 die Kraft dieser Maschine = 24162,22
Schemnitzer Pfund. Wird diess mit der mittlern Geschwindigkeit, die nach Seite 74 nur
0,7875 Schemnitzer Fuss beträgt, multiplizirt, und nach Seite 381 dieses Bandes mit 375
dividirt, so gibt [Formel 1] die Anzahl Pferdekräfte, welchen die Wirkung
dieser Maschine gleichkommt. In dieser Hinsicht übt die Leopoldi-Schacht Wassersäu-
lenmaschine nur eine eben so grosse Kraft aus, als die Dampfmaschinen in den mittelgros-
sen englischen Spinnereien; allein im Vergleiche gegen grössere Dampfmaschinen z. B.
jene von 300 Pferdekräften, womit die Grubenwässer und Kohlen in Jen Bergwerken des
Sir John Hope in Schottland gefördert werden, erscheint die Schemnitzer Maschine
nicht bedeutend, wenn ihre Wirkung sich auch auf 1062,8 Fuss Seigerhöhe erstreckt.

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[386/0422] Wassersäulenmaschinen von Schitko in Schemnitz. die Resultate der, bei der Leopoldi Schacht Wassersäulenmaschine im Jahre 1831 vorge- nommenen Wassermessungen an. Aus dieser Tabelle sehen wir, dass auch bei dieser neu erbauten Maschine beinahe die Hälfte der vorhandenen Kraft verloren geht, wie es bei den von Hell erbauten Maschinen in den ersten Jahren ihres Ganges zu Folge der Beschreibung von Poda der Fall war; die neue Maschine leistet also gegenwärtig nicht mehr, als die alten in den ersten Jahren ihres Betriebes; die Ursache hievon liegt nicht bloss in den grössern Wider- ständen, welche die Kolbensteuerung verursacht, sondern auch in dem Wasserverluste im Steuerzylinder und Treibkolben. Bei der Leopoldi-Schacht Wassersäulenmaschine finden sich keine so zweckmässigen Vorrichtungen zur Ersparung des Wassers wie bei der Ma- schine in Kreuth, und man dürfte aus der Vergleichung beider Konstrukzionen und ihrer Erfolge den für die praktische Mechanik so wichtigen Satz wieder bewährt finden, dass die einfachsten Konstrukzionen die zweckmässigsten sind. Zwar bemerkt Herr Schit- ko Seite 85, dass der Effekt der alten abgebauten Maschinen nur 0,31 oder 100 : 31 war, und dass bei zunehmender Teufe des Schachtes der Effekt der neuen Maschine 0,616 oder 100 : 61,6 seyn werde. Wenn sich aber die Wirkung der Hell’schen Maschinen während 80 Jahren von 100 : 50 auf 100 : 31 verringerte, so dürfte denn doch auch angenommen werden, dass der Effekt der neuen weit mehr komplizirten Maschine nach 80 Jahren sich nicht vergrössert, sondern vermindert haben werde. Uebrigens berechnet Herr Schitko Seite 79 die Kraft dieser Maschine = 24162,22 Schemnitzer Pfund. Wird diess mit der mittlern Geschwindigkeit, die nach Seite 74 nur 0,7875 Schemnitzer Fuss beträgt, multiplizirt, und nach Seite 381 dieses Bandes mit 375 dividirt, so gibt [FORMEL] die Anzahl Pferdekräfte, welchen die Wirkung dieser Maschine gleichkommt. In dieser Hinsicht übt die Leopoldi-Schacht Wassersäu- lenmaschine nur eine eben so grosse Kraft aus, als die Dampfmaschinen in den mittelgros- sen englischen Spinnereien; allein im Vergleiche gegen grössere Dampfmaschinen z. B. jene von 300 Pferdekräften, womit die Grubenwässer und Kohlen in Jen Bergwerken des Sir John Hope in Schottland gefördert werden, erscheint die Schemnitzer Maschine nicht bedeutend, wenn ihre Wirkung sich auch auf 1062,8 Fuss Seigerhöhe erstreckt.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/422>, abgerufen am 29.04.2024.