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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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hätte zwar hier noch einige Meynungen anführen kön-
nen, so wohl in Ansehen des Erfinders, als auch des
Orts, (y) wo diese Kunst erfunden worden seyn soll;
Jch kan aber nicht leugnen, daß die Gründe dieser Erzeh-
lungen keiner Untersuchung würdig sind, weil es entwe-
der offenbahre Fehler, oder doch wenigstens von gerin-
ger Erheblichkeit sind. Jch wende mich vielmehr zu dem
andern Theil meiner Absicht, und liefere hiemit:

Eine kurtze Nachricht von einigen berühm-
ren Männern überhaupt, welche sich in dieser
Kunst hervor gethan haben.

Hier solte ich nunmehro von den ersten Erfindern eine
umständliche Nachricht ertheilen; Alleine ich muß be-
dauren, daß ich nach vieler angewendeten Mühe,
doch sehr wenig werde zu sagen wissen. Es ist über-
haupt bekannt, daß in den Geschichten unserer Vor-
fahren noch hier und da grosse Lücken auszufüllen sind,
welche vielleicht wohl nimmermehr ergäntzet werden,
weil uns die darzu nöthigen Hülfsmittel fehlen. Un-
sere Vorfahren haben uns in vielen Stücken wenig
Nachricht hinterlassen, wo sollen wir also selbige heut
zu Tag hernehmen? Mit Erdichtungen meinen Le-
sern aufzuwarten, würde mir zwar nicht schwehr fal-
len, wenn es nur erlaubt und löblich wäre. Jch

werde
(y) Also giebt Paulus Pater in seiner Diss. de Germaniae mi-
raculo optimo maximo typis litterarum &c.
Leipzig,
1710. 4. §. 6. p 4. Johannem Regiomontanum vor den
Erfinder aus. Andere wollen noch wissen, daß die Buch-
druckerkunst zu Augspurg, oder zu Russenburg, oder zu
Gouda erfunden worden wäre. Es sind aber lauter
Nachrichten die auf sandigte Gründe gebauet sind. Sie-
he IO. STOHRII Diss. c. 3. § 2.

Kurtzer Entwurf
haͤtte zwar hier noch einige Meynungen anfuͤhren koͤn-
nen, ſo wohl in Anſehen des Erfinders, als auch des
Orts, (y) wo dieſe Kunſt erfunden worden ſeyn ſoll;
Jch kan aber nicht leugnen, daß die Gruͤnde dieſer Erzeh-
lungen keiner Unterſuchung wuͤrdig ſind, weil es entwe-
der offenbahre Fehler, oder doch wenigſtens von gerin-
ger Erheblichkeit ſind. Jch wende mich vielmehr zu dem
andern Theil meiner Abſicht, und liefere hiemit:

Eine kurtze Nachricht von einigen beruͤhm-
ren Maͤnnern uͤberhaupt, welche ſich in dieſer
Kunſt hervor gethan haben.

Hier ſolte ich nunmehro von den erſten Erfindern eine
umſtaͤndliche Nachricht ertheilen; Alleine ich muß be-
dauren, daß ich nach vieler angewendeten Muͤhe,
doch ſehr wenig werde zu ſagen wiſſen. Es iſt uͤber-
haupt bekannt, daß in den Geſchichten unſerer Vor-
fahren noch hier und da groſſe Luͤcken auszufuͤllen ſind,
welche vielleicht wohl nimmermehr ergaͤntzet werden,
weil uns die darzu noͤthigen Huͤlfsmittel fehlen. Un-
ſere Vorfahren haben uns in vielen Stuͤcken wenig
Nachricht hinterlaſſen, wo ſollen wir alſo ſelbige heut
zu Tag hernehmen? Mit Erdichtungen meinen Le-
ſern aufzuwarten, wuͤrde mir zwar nicht ſchwehr fal-
len, wenn es nur erlaubt und loͤblich waͤre. Jch

werde
(y) Alſo giebt Paulus Pater in ſeiner Diſſ. de Germaniæ mi-
raculo optimo maximo typis litterarum &c.
Leipzig,
1710. 4. §. 6. p 4. Johannem Regiomontanum vor den
Erfinder aus. Andere wollen noch wiſſen, daß die Buch-
druckerkunſt zu Augſpurg, oder zu Ruſſenburg, oder zu
Gouda erfunden worden waͤre. Es ſind aber lauter
Nachrichten die auf ſandigte Gruͤnde gebauet ſind. Sie-
he IO. STOHRII Diſſ. c. 3. § 2.
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[56/0092] Kurtzer Entwurf haͤtte zwar hier noch einige Meynungen anfuͤhren koͤn- nen, ſo wohl in Anſehen des Erfinders, als auch des Orts, (y) wo dieſe Kunſt erfunden worden ſeyn ſoll; Jch kan aber nicht leugnen, daß die Gruͤnde dieſer Erzeh- lungen keiner Unterſuchung wuͤrdig ſind, weil es entwe- der offenbahre Fehler, oder doch wenigſtens von gerin- ger Erheblichkeit ſind. Jch wende mich vielmehr zu dem andern Theil meiner Abſicht, und liefere hiemit: Eine kurtze Nachricht von einigen beruͤhm- ren Maͤnnern uͤberhaupt, welche ſich in dieſer Kunſt hervor gethan haben. Hier ſolte ich nunmehro von den erſten Erfindern eine umſtaͤndliche Nachricht ertheilen; Alleine ich muß be- dauren, daß ich nach vieler angewendeten Muͤhe, doch ſehr wenig werde zu ſagen wiſſen. Es iſt uͤber- haupt bekannt, daß in den Geſchichten unſerer Vor- fahren noch hier und da groſſe Luͤcken auszufuͤllen ſind, welche vielleicht wohl nimmermehr ergaͤntzet werden, weil uns die darzu noͤthigen Huͤlfsmittel fehlen. Un- ſere Vorfahren haben uns in vielen Stuͤcken wenig Nachricht hinterlaſſen, wo ſollen wir alſo ſelbige heut zu Tag hernehmen? Mit Erdichtungen meinen Le- ſern aufzuwarten, wuͤrde mir zwar nicht ſchwehr fal- len, wenn es nur erlaubt und loͤblich waͤre. Jch werde (y) Alſo giebt Paulus Pater in ſeiner Diſſ. de Germaniæ mi- raculo optimo maximo typis litterarum &c. Leipzig, 1710. 4. §. 6. p 4. Johannem Regiomontanum vor den Erfinder aus. Andere wollen noch wiſſen, daß die Buch- druckerkunſt zu Augſpurg, oder zu Ruſſenburg, oder zu Gouda erfunden worden waͤre. Es ſind aber lauter Nachrichten die auf ſandigte Gruͤnde gebauet ſind. Sie- he IO. STOHRII Diſſ. c. 3. § 2.

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/92>, abgerufen am 30.04.2024.