Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
wohl eingerichteten Wörterbuchs.

Abtritt. Bey diesem Artickel setze man zum ersten
Theil noch folgende Worte: Es gereichet selbiger
niemand zur Schande, oder Beschimpfung, sondern
es wird in der Abwesenheit dererjenigen, welche ab-
getreten sind, die Sache kunstgebräuchlich überle-
get und erwogen, und darauf ein gewisser Schluß
abgefasset, nach welchen sich die Partheyen zu rich-
ten. Hernach werden die Abgetretenen wieder hin-
eingefordert, da ihnen dann der gemachte Schluß
vorgetragen wird; wenn sie nun solchen angenom-
men, so setzet sich ein jeder an seinen gewöhnlichen
Ort und Stelle. Mehrere Nachricht findet man in
den Buchdruckerordnungen.

Abzieheklötzgen, siehe Klötzgen.

Anfangsbuchstaben, sind allerhand zierlich verfer-
tigte Buchstaben, womit man insgemein ein Buch,
Carmen, etc. anzufangen pfleget. Ehedessen wuste
man gar nichts davon. Man ließ den Platz dar-
zu entweder gar ledig, oder setzte in die Mitte des
Platzes einen kleinen Buchstaben. Wurde der Platz
ledig gelassen, so wurde hernach der Anfangsbuch-
stabe sauber dazu geschrieben, mit allerhand Far-
ben ausgeziehret, ja wohl gar mit Gold überzogen.
Stund aber der kleine Buchstabe schon da, so wurde
er eingefasset und ebenfalls mit künstlichen Ge-
mählden ausgeputzt. Jn grossen Bibliothecken
trift man noch solche Bücher an, worinnen man
solche Buchstaben sehen kan. Je älter diese Ge-
mahlte Buchstaben, je schöner sind sie, und je jün-
ger sie sind, desto schlechter sind sie auch. Wenn
man verschiedene Bücher gegen einander hält, so
sind die neuesten ordentlich die schlechtesten, sowohl
am Gemählde, als auch wegen der Art das Gold

auf-
wohl eingerichteten Woͤrterbuchs.

Abtritt. Bey dieſem Artickel ſetze man zum erſten
Theil noch folgende Worte: Es gereichet ſelbiger
niemand zur Schande, oder Beſchimpfung, ſondern
es wird in der Abweſenheit dererjenigen, welche ab-
getreten ſind, die Sache kunſtgebraͤuchlich uͤberle-
get und erwogen, und darauf ein gewiſſer Schluß
abgefaſſet, nach welchen ſich die Partheyen zu rich-
ten. Hernach werden die Abgetretenen wieder hin-
eingefordert, da ihnen dann der gemachte Schluß
vorgetragen wird; wenn ſie nun ſolchen angenom-
men, ſo ſetzet ſich ein jeder an ſeinen gewoͤhnlichen
Ort und Stelle. Mehrere Nachricht findet man in
den Buchdruckerordnungen.

Abziehekloͤtzgen, ſiehe Kloͤtzgen.

Anfangsbuchſtaben, ſind allerhand zierlich verfer-
tigte Buchſtaben, womit man insgemein ein Buch,
Carmen, ꝛc. anzufangen pfleget. Ehedeſſen wuſte
man gar nichts davon. Man ließ den Platz dar-
zu entweder gar ledig, oder ſetzte in die Mitte des
Platzes einen kleinen Buchſtaben. Wurde der Platz
ledig gelaſſen, ſo wurde hernach der Anfangsbuch-
ſtabe ſauber dazu geſchrieben, mit allerhand Far-
ben ausgeziehret, ja wohl gar mit Gold uͤberzogen.
Stund aber der kleine Buchſtabe ſchon da, ſo wurde
er eingefaſſet und ebenfalls mit kuͤnſtlichen Ge-
maͤhlden ausgeputzt. Jn groſſen Bibliothecken
trift man noch ſolche Buͤcher an, worinnen man
ſolche Buchſtaben ſehen kan. Je aͤlter dieſe Ge-
mahlte Buchſtaben, je ſchoͤner ſind ſie, und je juͤn-
ger ſie ſind, deſto ſchlechter ſind ſie auch. Wenn
man verſchiedene Buͤcher gegen einander haͤlt, ſo
ſind die neueſten ordentlich die ſchlechteſten, ſowohl
am Gemaͤhlde, als auch wegen der Art das Gold

auf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0277" n="191"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">wohl eingerichteten Wo&#x0364;rterbuchs.</hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Abtritt.</hi> Bey die&#x017F;em Artickel &#x017F;etze man zum er&#x017F;ten<lb/>
Theil noch folgende Worte: Es gereichet &#x017F;elbiger<lb/>
niemand zur Schande, oder Be&#x017F;chimpfung, &#x017F;ondern<lb/>
es wird in der Abwe&#x017F;enheit dererjenigen, welche ab-<lb/>
getreten &#x017F;ind, die Sache kun&#x017F;tgebra&#x0364;uchlich u&#x0364;berle-<lb/>
get und erwogen, und darauf ein gewi&#x017F;&#x017F;er Schluß<lb/>
abgefa&#x017F;&#x017F;et, nach welchen &#x017F;ich die Partheyen zu rich-<lb/>
ten. Hernach werden die Abgetretenen wieder hin-<lb/>
eingefordert, da ihnen dann der gemachte Schluß<lb/>
vorgetragen wird; wenn &#x017F;ie nun &#x017F;olchen angenom-<lb/>
men, &#x017F;o &#x017F;etzet &#x017F;ich ein jeder an &#x017F;einen gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Ort und Stelle. Mehrere Nachricht findet man in<lb/>
den <hi rendition="#fr">Buchdruckerordnungen.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Abzieheklo&#x0364;tzgen</hi>, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Klo&#x0364;tzgen.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Anfangsbuch&#x017F;taben</hi>, &#x017F;ind allerhand zierlich verfer-<lb/>
tigte Buch&#x017F;taben, womit man insgemein ein Buch,<lb/>
Carmen, &#xA75B;c. anzufangen pfleget. Ehede&#x017F;&#x017F;en wu&#x017F;te<lb/>
man gar nichts davon. Man ließ den Platz dar-<lb/>
zu entweder gar ledig, oder &#x017F;etzte in die Mitte des<lb/>
Platzes einen kleinen Buch&#x017F;taben. Wurde der Platz<lb/>
ledig gela&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wurde hernach der Anfangsbuch-<lb/>
&#x017F;tabe &#x017F;auber dazu ge&#x017F;chrieben, mit allerhand Far-<lb/>
ben ausgeziehret, ja wohl gar mit Gold u&#x0364;berzogen.<lb/>
Stund aber der kleine Buch&#x017F;tabe &#x017F;chon da, &#x017F;o wurde<lb/>
er eingefa&#x017F;&#x017F;et und ebenfalls mit ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Ge-<lb/>
ma&#x0364;hlden ausgeputzt. Jn gro&#x017F;&#x017F;en Bibliothecken<lb/>
trift man noch &#x017F;olche Bu&#x0364;cher an, worinnen man<lb/>
&#x017F;olche Buch&#x017F;taben &#x017F;ehen kan. Je a&#x0364;lter die&#x017F;e Ge-<lb/>
mahlte Buch&#x017F;taben, je &#x017F;cho&#x0364;ner &#x017F;ind &#x017F;ie, und je ju&#x0364;n-<lb/>
ger &#x017F;ie &#x017F;ind, de&#x017F;to &#x017F;chlechter &#x017F;ind &#x017F;ie auch. Wenn<lb/>
man ver&#x017F;chiedene Bu&#x0364;cher gegen einander ha&#x0364;lt, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind die neue&#x017F;ten ordentlich die &#x017F;chlechte&#x017F;ten, &#x017F;owohl<lb/>
am Gema&#x0364;hlde, als auch wegen der Art das Gold<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0277] wohl eingerichteten Woͤrterbuchs. Abtritt. Bey dieſem Artickel ſetze man zum erſten Theil noch folgende Worte: Es gereichet ſelbiger niemand zur Schande, oder Beſchimpfung, ſondern es wird in der Abweſenheit dererjenigen, welche ab- getreten ſind, die Sache kunſtgebraͤuchlich uͤberle- get und erwogen, und darauf ein gewiſſer Schluß abgefaſſet, nach welchen ſich die Partheyen zu rich- ten. Hernach werden die Abgetretenen wieder hin- eingefordert, da ihnen dann der gemachte Schluß vorgetragen wird; wenn ſie nun ſolchen angenom- men, ſo ſetzet ſich ein jeder an ſeinen gewoͤhnlichen Ort und Stelle. Mehrere Nachricht findet man in den Buchdruckerordnungen. Abziehekloͤtzgen, ſiehe Kloͤtzgen. Anfangsbuchſtaben, ſind allerhand zierlich verfer- tigte Buchſtaben, womit man insgemein ein Buch, Carmen, ꝛc. anzufangen pfleget. Ehedeſſen wuſte man gar nichts davon. Man ließ den Platz dar- zu entweder gar ledig, oder ſetzte in die Mitte des Platzes einen kleinen Buchſtaben. Wurde der Platz ledig gelaſſen, ſo wurde hernach der Anfangsbuch- ſtabe ſauber dazu geſchrieben, mit allerhand Far- ben ausgeziehret, ja wohl gar mit Gold uͤberzogen. Stund aber der kleine Buchſtabe ſchon da, ſo wurde er eingefaſſet und ebenfalls mit kuͤnſtlichen Ge- maͤhlden ausgeputzt. Jn groſſen Bibliothecken trift man noch ſolche Buͤcher an, worinnen man ſolche Buchſtaben ſehen kan. Je aͤlter dieſe Ge- mahlte Buchſtaben, je ſchoͤner ſind ſie, und je juͤn- ger ſie ſind, deſto ſchlechter ſind ſie auch. Wenn man verſchiedene Buͤcher gegen einander haͤlt, ſo ſind die neueſten ordentlich die ſchlechteſten, ſowohl am Gemaͤhlde, als auch wegen der Art das Gold auf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/277
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/277>, abgerufen am 16.06.2024.