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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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Cap. VII. Fortsetzung
zu treffen weiß; Anietzo wollen wir ergäntzen, was
noch dabey zu erinnern ist,

Wenn man ein gutes Stück Holtz hat, das reine
und ohne alle Aeste, auch nicht verfaulet, vermal-
met, oder erfroren ist, so muß dasselbe recht glatt
gehobelt und nach dem Winckel-Maaß eckicht und
wincklichr gemacht werden. Hernach wird es mit
dem Schabeisen abgeschabt, was der Hobel sitzen las-
sen, alsdann reibt man es mit dem Schachtelhalm ab,
und schabt ein wenig Bleyweiß darauf, macht es
mit Wasser naß, und bestreichet es mit einem Fin-
ger überall auf der Seiten, die man glatt gemacht,
läßt es trocknen, darnach reibt man das Bleyweis
mit den Fingern und weiser Leinwand etwas wieder
ab. Das Bleyweis wird darum auf das Holtz ge-
strichen, und wenn es trocken, wieder abgewischt, da-
mit, wenn man mir Dinte darauf zeichnet, dieselbe
auf dem Holtze nicht fortfliesse, und um sich schlage.
Ferner muß das Bleyweiß wohl von dem Holtze
wieder mit einem reinen Tüchlein abgerieben werden.
Denn ist es noch dicke darauf, so setzt es sich in die Fe-
der, und man kan mit dem schreiben und zeichnen nicht
fortkommen.

Man muß die Figur auf Pappier gezeichnet, ge-
druckt, oder sonst in Kupfer haben, auf deren weisse
Seite schabet man ein wenig guten Röthelstein und
reibt mit Baumwolle auf dem Pappier wohl und
gleich, doch aber nicht dicke, überall an, klebt es an
den Ecken mit ein wenig Wachs an, nimmt hernach
eine stumpffe Radiernadel, die etwas zart und dünne
ist, und fährt auf allen Hauptstrichen der Figur, oder
des Bildes herum, thut das Pappier wieder weg,
denn ist die Figur auf dem Holtz gezeichnet, alsdenn

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Cap. VII. Fortſetzung
zu treffen weiß; Anietzo wollen wir ergaͤntzen, was
noch dabey zu erinnern iſt,

Wenn man ein gutes Stuͤck Holtz hat, das reine
und ohne alle Aeſte, auch nicht verfaulet, vermal-
met, oder erfroren iſt, ſo muß daſſelbe recht glatt
gehobelt und nach dem Winckel-Maaß eckicht und
wincklichr gemacht werden. Hernach wird es mit
dem Schabeiſen abgeſchabt, was der Hobel ſitzen laſ-
ſen, alsdann reibt man es mit dem Schachtelhalm ab,
und ſchabt ein wenig Bleyweiß darauf, macht es
mit Waſſer naß, und beſtreichet es mit einem Fin-
ger uͤberall auf der Seiten, die man glatt gemacht,
laͤßt es trocknen, darnach reibt man das Bleyweis
mit den Fingern und weiſer Leinwand etwas wieder
ab. Das Bleyweis wird darum auf das Holtz ge-
ſtrichen, und wenn es trocken, wieder abgewiſcht, da-
mit, wenn man mir Dinte darauf zeichnet, dieſelbe
auf dem Holtze nicht fortflieſſe, und um ſich ſchlage.
Ferner muß das Bleyweiß wohl von dem Holtze
wieder mit einem reinen Tuͤchlein abgerieben werden.
Denn iſt es noch dicke darauf, ſo ſetzt es ſich in die Fe-
der, und man kan mit dem ſchreiben und zeichnen nicht
fortkommen.

Man muß die Figur auf Pappier gezeichnet, ge-
druckt, oder ſonſt in Kupfer haben, auf deren weiſſe
Seite ſchabet man ein wenig guten Roͤthelſtein und
reibt mit Baumwolle auf dem Pappier wohl und
gleich, doch aber nicht dicke, uͤberall an, klebt es an
den Ecken mit ein wenig Wachs an, nimmt hernach
eine ſtumpffe Radiernadel, die etwas zart und duͤnne
iſt, und faͤhrt auf allen Hauptſtrichen der Figur, oder
des Bildes herum, thut das Pappier wieder weg,
denn iſt die Figur auf dem Holtz gezeichnet, alsdenn

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[444/0551] Cap. VII. Fortſetzung zu treffen weiß; Anietzo wollen wir ergaͤntzen, was noch dabey zu erinnern iſt, Wenn man ein gutes Stuͤck Holtz hat, das reine und ohne alle Aeſte, auch nicht verfaulet, vermal- met, oder erfroren iſt, ſo muß daſſelbe recht glatt gehobelt und nach dem Winckel-Maaß eckicht und wincklichr gemacht werden. Hernach wird es mit dem Schabeiſen abgeſchabt, was der Hobel ſitzen laſ- ſen, alsdann reibt man es mit dem Schachtelhalm ab, und ſchabt ein wenig Bleyweiß darauf, macht es mit Waſſer naß, und beſtreichet es mit einem Fin- ger uͤberall auf der Seiten, die man glatt gemacht, laͤßt es trocknen, darnach reibt man das Bleyweis mit den Fingern und weiſer Leinwand etwas wieder ab. Das Bleyweis wird darum auf das Holtz ge- ſtrichen, und wenn es trocken, wieder abgewiſcht, da- mit, wenn man mir Dinte darauf zeichnet, dieſelbe auf dem Holtze nicht fortflieſſe, und um ſich ſchlage. Ferner muß das Bleyweiß wohl von dem Holtze wieder mit einem reinen Tuͤchlein abgerieben werden. Denn iſt es noch dicke darauf, ſo ſetzt es ſich in die Fe- der, und man kan mit dem ſchreiben und zeichnen nicht fortkommen. Man muß die Figur auf Pappier gezeichnet, ge- druckt, oder ſonſt in Kupfer haben, auf deren weiſſe Seite ſchabet man ein wenig guten Roͤthelſtein und reibt mit Baumwolle auf dem Pappier wohl und gleich, doch aber nicht dicke, uͤberall an, klebt es an den Ecken mit ein wenig Wachs an, nimmt hernach eine ſtumpffe Radiernadel, die etwas zart und duͤnne iſt, und faͤhrt auf allen Hauptſtrichen der Figur, oder des Bildes herum, thut das Pappier wieder weg, denn iſt die Figur auf dem Holtz gezeichnet, alsdenn uͤber-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/551>, abgerufen am 28.05.2024.