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Glauber, Johann Rudolph: Annotationes. Bd. 6. Amsterdam, 1650.

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Beschluß.
leichtlich errahten kan/ was für mühe vnd arbeit (will ge-
schweigen der grossen kosten/ an solchem vnbequämen
vnd thewren Orth) allein in ersuchung vnd erfindung
der Natur heimligkeiten (will geschweigen grosse Dinge zu
thun) darzu erfordert werde. Mag derohalben mit ei-
ner brennenden Kertzen oder Liecht wol sagen/ aliis inser-
viendo consumor
: Hätte ich eine solche geitzige Eigen-
schaft gehabt (gleich der mehrenteil menschen haben) vnd
nur ein einiges Stück/ welches mir schon vor vielen jah-
ren bekandt gewesen/ ins Werck gestellet vnd getrieben/
ich hette grossen Reichthumb darmit erlangen können/
welches mir aber vnmüglich zu thun war; dann meine
Natur hat nicht zu gelassen/ ein solches Ding/ welches
allbereit vollkömlich außgesunden/ gleich als ein Hand-
werck zu treiben; wie ein Esel/ welcher vmb sein Futter
zu verdienen/ täglich so viel Säcke in- vnd so viel wieder
aus der Mühlen zu tragen gewohnet ist; gantz nicht/ son-
dern meine Natur hat mich dahin getrieben/ daß ich nach
erfindung des einen/ alsobalden nach einem andern vnd
besserm (darzu mir allbereit das erste Anlaß geben) ge-
trachtet habe/ vnd da ich solches auch gefunden/ jmmer
weitter fortgangen bin; weilen das eine dem andern zu
grössern Geheimnüssen den Weg zeigte/ vnd die Thür
auffthäte: Welchem ich bißhero ohne schewung vieler
mühe vnd kosten/ meinem Nächsten zum besten/ vnd
meiner selbsten consumirung/ eifferig nachgangen bin;
vnd werde ach nicht still stehen (so es Gott zu lässet) bis
daß ich einmahl zu einem glücklichen vnd gewündschten
Ende gelange: Vnterdessen ich aber meinem Näch-
sten/ mit dem jenigen/ was mir allbereit bekandt ist/ zu
dienen beschlossen vnd vorgenommen habe. Will dero-

halben

Beſchluß.
leichtlich errahten kan/ was fuͤr muͤhe vnd arbeit (will ge-
ſchweigen der groſſen koſten/ an ſolchem vnbequaͤmen
vnd thewren Orth) allein in erſuchung vnd erfindung
der Natur heimligkeiten (will geſchweigen groſſe Dinge zu
thun) darzu erfordert werde. Mag derohalben mit ei-
ner brennenden Kertzen oder Liecht wol ſagen/ aliis inſer-
viendo conſumor
: Haͤtte ich eine ſolche geitzige Eigen-
ſchaft gehabt (gleich der mehrenteil menſchen haben) vnd
nur ein einiges Stuͤck/ welches mir ſchon vor vielen jah-
ren bekandt geweſen/ ins Werck geſtellet vnd getrieben/
ich hette groſſen Reichthumb darmit erlangen koͤnnen/
welches mir aber vnmuͤglich zu thun war; dann meine
Natur hat nicht zu gelaſſen/ ein ſolches Ding/ welches
allbereit vollkoͤmlich außgeſunden/ gleich als ein Hand-
werck zu treiben; wie ein Eſel/ welcher vmb ſein Futter
zu verdienen/ taͤglich ſo viel Saͤcke in- vnd ſo viel wieder
aus der Muͤhlen zu tragen gewohnet iſt; gantz nicht/ ſon-
dern meine Natur hat mich dahin getrieben/ daß ich nach
erfindung des einen/ alſobalden nach einem andern vnd
beſſerm (darzu mir allbereit das erſte Anlaß geben) ge-
trachtet habe/ vnd da ich ſolches auch gefunden/ jmmer
weitter fortgangen bin; weilen das eine dem andern zu
groͤſſern Geheimnuͤſſen den Weg zeigte/ vnd die Thuͤr
auffthaͤte: Welchem ich bißhero ohne ſchewung vieler
muͤhe vnd koſten/ meinem Naͤchſten zum beſten/ vnd
meiner ſelbſten conſumirung/ eifferig nachgangen bin;
vnd werde ach nicht ſtill ſtehen (ſo es Gott zu laͤſſet) bis
daß ich einmahl zu einem gluͤcklichen vnd gewuͤndſchten
Ende gelange: Vnterdeſſen ich aber meinem Naͤch-
ſten/ mit dem jenigen/ was mir allbereit bekandt iſt/ zu
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[94/0096] Beſchluß. leichtlich errahten kan/ was fuͤr muͤhe vnd arbeit (will ge- ſchweigen der groſſen koſten/ an ſolchem vnbequaͤmen vnd thewren Orth) allein in erſuchung vnd erfindung der Natur heimligkeiten (will geſchweigen groſſe Dinge zu thun) darzu erfordert werde. Mag derohalben mit ei- ner brennenden Kertzen oder Liecht wol ſagen/ aliis inſer- viendo conſumor: Haͤtte ich eine ſolche geitzige Eigen- ſchaft gehabt (gleich der mehrenteil menſchen haben) vnd nur ein einiges Stuͤck/ welches mir ſchon vor vielen jah- ren bekandt geweſen/ ins Werck geſtellet vnd getrieben/ ich hette groſſen Reichthumb darmit erlangen koͤnnen/ welches mir aber vnmuͤglich zu thun war; dann meine Natur hat nicht zu gelaſſen/ ein ſolches Ding/ welches allbereit vollkoͤmlich außgeſunden/ gleich als ein Hand- werck zu treiben; wie ein Eſel/ welcher vmb ſein Futter zu verdienen/ taͤglich ſo viel Saͤcke in- vnd ſo viel wieder aus der Muͤhlen zu tragen gewohnet iſt; gantz nicht/ ſon- dern meine Natur hat mich dahin getrieben/ daß ich nach erfindung des einen/ alſobalden nach einem andern vnd beſſerm (darzu mir allbereit das erſte Anlaß geben) ge- trachtet habe/ vnd da ich ſolches auch gefunden/ jmmer weitter fortgangen bin; weilen das eine dem andern zu groͤſſern Geheimnuͤſſen den Weg zeigte/ vnd die Thuͤr auffthaͤte: Welchem ich bißhero ohne ſchewung vieler muͤhe vnd koſten/ meinem Naͤchſten zum beſten/ vnd meiner ſelbſten conſumirung/ eifferig nachgangen bin; vnd werde ach nicht ſtill ſtehen (ſo es Gott zu laͤſſet) bis daß ich einmahl zu einem gluͤcklichen vnd gewuͤndſchten Ende gelange: Vnterdeſſen ich aber meinem Naͤch- ſten/ mit dem jenigen/ was mir allbereit bekandt iſt/ zu dienen beſchloſſen vnd vorgenommen habe. Will dero- halben

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Annotationes. Bd. 6. Amsterdam, 1650, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni06_1650/96>, abgerufen am 12.05.2024.