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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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außer denen, welche sonst vor sich, sehr früh im
Jahre blühen.

Mit der Saat auf oder in dem Moos braucht
es weniger Mühe und Künste, sie mag so klein,
fein oder staubförmig seyn, wie sie immer gefunden
wird, und wegen der großen Saamen ist ohnehin kein
Zweifel. Nur muß kein Saamen allzutief zwischen
oder unter dem naßkalten und zu derbgemachten
Moos zu liegen kommen. Wenn man säen will,
werden vorher die mit Moos gehörig gefüllten Gar-
tentöpfe in weiches Fließwasser gesetzt, und eine
lange Zeit darinnen gelassen, bis sie das nöthige
Wasser eingesogen haben. Alles überflüßige läßt
der Moos von sich. Die feinsten und andre staub-
förmigen Saamen von Tannen, Fichten, Orchis,
Aurikeln, Trachelium Serapias, werden alsdenn
nur oben darauf gesäet, die mittlern von Getreide,
Kohl, Gartennelken, Aepfel und Birnen, kommen
etwas tiefer, und die großen, als Kerne, Eicheln,
Nüsse, Mandeln und dergleichen, bringet man un-
ter eine 1 bis 11/2zöllige Lage von Moos.

Wie nun, laut Anzeige der Acker- und Garten-
bestellung, und der natürlichen Besaamung aller
Gewächse, insbesondere auch des Anflugs von jun-
gen Holze, alle junge Saatpflanzen zu ihrem Fort-
kommen gleich anfangs einen leichten, lockern, ge-
mäßigt feuchten Boden erfordern, so wachsen auch
alle junge Pflanzen, deren man sich nur entsinnen
kann, die ersten Jahre im Moose überaus lebhaft,

weil
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außer denen, welche ſonſt vor ſich, ſehr fruͤh im
Jahre bluͤhen.

Mit der Saat auf oder in dem Moos braucht
es weniger Muͤhe und Kuͤnſte, ſie mag ſo klein,
fein oder ſtaubfoͤrmig ſeyn, wie ſie immer gefunden
wird, und wegen der großen Saamen iſt ohnehin kein
Zweifel. Nur muß kein Saamen allzutief zwiſchen
oder unter dem naßkalten und zu derbgemachten
Moos zu liegen kommen. Wenn man ſaͤen will,
werden vorher die mit Moos gehoͤrig gefuͤllten Gar-
tentoͤpfe in weiches Fließwaſſer geſetzt, und eine
lange Zeit darinnen gelaſſen, bis ſie das noͤthige
Waſſer eingeſogen haben. Alles uͤberfluͤßige laͤßt
der Moos von ſich. Die feinſten und andre ſtaub-
foͤrmigen Saamen von Tannen, Fichten, Orchis,
Aurikeln, Trachelium Serapias, werden alsdenn
nur oben darauf geſaͤet, die mittlern von Getreide,
Kohl, Gartennelken, Aepfel und Birnen, kommen
etwas tiefer, und die großen, als Kerne, Eicheln,
Nuͤſſe, Mandeln und dergleichen, bringet man un-
ter eine 1 bis 1½zoͤllige Lage von Moos.

Wie nun, laut Anzeige der Acker- und Garten-
beſtellung, und der natuͤrlichen Beſaamung aller
Gewaͤchſe, insbeſondere auch des Anflugs von jun-
gen Holze, alle junge Saatpflanzen zu ihrem Fort-
kommen gleich anfangs einen leichten, lockern, ge-
maͤßigt feuchten Boden erfordern, ſo wachſen auch
alle junge Pflanzen, deren man ſich nur entſinnen
kann, die erſten Jahre im Mooſe uͤberaus lebhaft,

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[115/0127] außer denen, welche ſonſt vor ſich, ſehr fruͤh im Jahre bluͤhen. Mit der Saat auf oder in dem Moos braucht es weniger Muͤhe und Kuͤnſte, ſie mag ſo klein, fein oder ſtaubfoͤrmig ſeyn, wie ſie immer gefunden wird, und wegen der großen Saamen iſt ohnehin kein Zweifel. Nur muß kein Saamen allzutief zwiſchen oder unter dem naßkalten und zu derbgemachten Moos zu liegen kommen. Wenn man ſaͤen will, werden vorher die mit Moos gehoͤrig gefuͤllten Gar- tentoͤpfe in weiches Fließwaſſer geſetzt, und eine lange Zeit darinnen gelaſſen, bis ſie das noͤthige Waſſer eingeſogen haben. Alles uͤberfluͤßige laͤßt der Moos von ſich. Die feinſten und andre ſtaub- foͤrmigen Saamen von Tannen, Fichten, Orchis, Aurikeln, Trachelium Serapias, werden alsdenn nur oben darauf geſaͤet, die mittlern von Getreide, Kohl, Gartennelken, Aepfel und Birnen, kommen etwas tiefer, und die großen, als Kerne, Eicheln, Nuͤſſe, Mandeln und dergleichen, bringet man un- ter eine 1 bis 1½zoͤllige Lage von Moos. Wie nun, laut Anzeige der Acker- und Garten- beſtellung, und der natuͤrlichen Beſaamung aller Gewaͤchſe, insbeſondere auch des Anflugs von jun- gen Holze, alle junge Saatpflanzen zu ihrem Fort- kommen gleich anfangs einen leichten, lockern, ge- maͤßigt feuchten Boden erfordern, ſo wachſen auch alle junge Pflanzen, deren man ſich nur entſinnen kann, die erſten Jahre im Mooſe uͤberaus lebhaft, weil H 2

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/127>, abgerufen am 01.05.2024.