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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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Jahre bis wieder in den fruchtbaren Saamen; wie
es auch oft schon nach 4, 6, 8, 10 bis 12 Wo-
chen geschiehet, nach Verlauf dieser Zeit sterben sie
wie der größte Theil von Insekten, nach ihren Ver-
wandlungen, Paarungen und den gelegten Eyern
in allen Ländern, ohne eine neue 2te Befruchtung
abwarten und aushalten zu können. Sie leben
auch 12 Monat, ehe sie vergehen.

Manche Arten der Kräuter werden durch
Kunst und Zufälle 2, 3, 5 bis 7 Jahre beym Le-
ben erhalten, wenn man sie nehmlich von der Blüte
durch österes Verpflanzen und Beschneiden abhal-
ten kann; welches mit etlichen Insektenarten auf
etliche Monate, auch wohl etwas länger bewir-
ket werden kann; nur nicht mit allen, denn sie
schmachten zuletzt allzusehr, und müssen ohne Nutzen
vergehen, sobald Mark und Lebenskräfte erschöpft
werden. Länger scheinen sie nicht leben zu können
oder zu sollen, oder nach dem gewöhnlichen Aus-
drucke zur Reife und Vollkommenheit zu gelangen.
Sie haben zwar Schaale, Rinde, Bast und Splint,
können aber den letztern in kein wahres Holz ver-
wandeln, es ist ihnen zu ihrer geschwinden Entwi-
ckelung so wenig Zeit gelassen, daß sie nach natür-
lichen Umständen, das Mark viel eher verlieren,
als sie neue Augen oder Sprossen machen könnten,
und die Verwandlung des Splinters in wahres
Holz vor sich gehen kann; daß also der Erfahrung
zu folge alles Wachsthum derselben mit der Be-

fruch-

Jahre bis wieder in den fruchtbaren Saamen; wie
es auch oft ſchon nach 4, 6, 8, 10 bis 12 Wo-
chen geſchiehet, nach Verlauf dieſer Zeit ſterben ſie
wie der groͤßte Theil von Inſekten, nach ihren Ver-
wandlungen, Paarungen und den gelegten Eyern
in allen Laͤndern, ohne eine neue 2te Befruchtung
abwarten und aushalten zu koͤnnen. Sie leben
auch 12 Monat, ehe ſie vergehen.

Manche Arten der Kraͤuter werden durch
Kunſt und Zufaͤlle 2, 3, 5 bis 7 Jahre beym Le-
ben erhalten, wenn man ſie nehmlich von der Bluͤte
durch oͤſteres Verpflanzen und Beſchneiden abhal-
ten kann; welches mit etlichen Inſektenarten auf
etliche Monate, auch wohl etwas laͤnger bewir-
ket werden kann; nur nicht mit allen, denn ſie
ſchmachten zuletzt allzuſehr, und muͤſſen ohne Nutzen
vergehen, ſobald Mark und Lebenskraͤfte erſchoͤpft
werden. Laͤnger ſcheinen ſie nicht leben zu koͤnnen
oder zu ſollen, oder nach dem gewoͤhnlichen Aus-
drucke zur Reife und Vollkommenheit zu gelangen.
Sie haben zwar Schaale, Rinde, Baſt und Splint,
koͤnnen aber den letztern in kein wahres Holz ver-
wandeln, es iſt ihnen zu ihrer geſchwinden Entwi-
ckelung ſo wenig Zeit gelaſſen, daß ſie nach natuͤr-
lichen Umſtaͤnden, das Mark viel eher verlieren,
als ſie neue Augen oder Sproſſen machen koͤnnten,
und die Verwandlung des Splinters in wahres
Holz vor ſich gehen kann; daß alſo der Erfahrung
zu folge alles Wachsthum derſelben mit der Be-

fruch-
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[218/0230] Jahre bis wieder in den fruchtbaren Saamen; wie es auch oft ſchon nach 4, 6, 8, 10 bis 12 Wo- chen geſchiehet, nach Verlauf dieſer Zeit ſterben ſie wie der groͤßte Theil von Inſekten, nach ihren Ver- wandlungen, Paarungen und den gelegten Eyern in allen Laͤndern, ohne eine neue 2te Befruchtung abwarten und aushalten zu koͤnnen. Sie leben auch 12 Monat, ehe ſie vergehen. Manche Arten der Kraͤuter werden durch Kunſt und Zufaͤlle 2, 3, 5 bis 7 Jahre beym Le- ben erhalten, wenn man ſie nehmlich von der Bluͤte durch oͤſteres Verpflanzen und Beſchneiden abhal- ten kann; welches mit etlichen Inſektenarten auf etliche Monate, auch wohl etwas laͤnger bewir- ket werden kann; nur nicht mit allen, denn ſie ſchmachten zuletzt allzuſehr, und muͤſſen ohne Nutzen vergehen, ſobald Mark und Lebenskraͤfte erſchoͤpft werden. Laͤnger ſcheinen ſie nicht leben zu koͤnnen oder zu ſollen, oder nach dem gewoͤhnlichen Aus- drucke zur Reife und Vollkommenheit zu gelangen. Sie haben zwar Schaale, Rinde, Baſt und Splint, koͤnnen aber den letztern in kein wahres Holz ver- wandeln, es iſt ihnen zu ihrer geſchwinden Entwi- ckelung ſo wenig Zeit gelaſſen, daß ſie nach natuͤr- lichen Umſtaͤnden, das Mark viel eher verlieren, als ſie neue Augen oder Sproſſen machen koͤnnten, und die Verwandlung des Splinters in wahres Holz vor ſich gehen kann; daß alſo der Erfahrung zu folge alles Wachsthum derſelben mit der Be- fruch-

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/230>, abgerufen am 30.04.2024.