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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

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schlecht von statten gehet, wenn man sich auf die
trocken überschickte Saamen verläßt. Mit dem
Verpflanzen hingegen muß man bey uns vorsichtig
und sparsam seyn, weil die Wurzel leicht anstößig
wird, und zur Fäulniß geneigt ist.

Der natürliche Standort der Mandragora-
pflanze
in Europa und Asien ist bekannt genug. Es
findet sich dieselbe in Spanien, etlichen mittäglichen
Theilen von Frankreich und in Italien, besonders
in Apulien, sonst aber weiter auf den cycladischen
Inseln, auf Pharos, Candia und andern. Nach
Angabe des Herrn von Hallers wächset sie auch in
etlichen Gegenden der Schweiz, in Monte generoso,
bey Chenal und bey Chatelin. Sonst haben sie auch
die Morgenländer selbst aufzuweisen. Die Alten
verschaften sich die Pflanze daher, wie die Römer
besonders aus Griechenland, nur daß sie von ihnen
zu dunkel und unvollkommen beschrieben ist, daß
man sie leicht mit mehrern verwechseln kann. Sie
liebet indessen in waldigen Gebirgen, und deren Ab-
hängen gegen die Wasser, warme aber doch schat-
tige mit Lauberde bedeckte Gegenden, welcher letztere
Umstand sich mit dem Clima mehr oder weniger ver-
ändert.

Vom Geruche der Wurzel, Blätter und
Früchten der Mandragora ist schon gesagt, daß er
widrig, durchdringend und berauschend sey, bey der
reifen Frucht hingegen angenehmer und quittenar-
tig, dabey sey er doch betrüglich, und nehme den

Kopf
B 2

ſchlecht von ſtatten gehet, wenn man ſich auf die
trocken uͤberſchickte Saamen verlaͤßt. Mit dem
Verpflanzen hingegen muß man bey uns vorſichtig
und ſparſam ſeyn, weil die Wurzel leicht anſtoͤßig
wird, und zur Faͤulniß geneigt iſt.

Der natuͤrliche Standort der Mandragora-
pflanze
in Europa und Aſien iſt bekannt genug. Es
findet ſich dieſelbe in Spanien, etlichen mittaͤglichen
Theilen von Frankreich und in Italien, beſonders
in Apulien, ſonſt aber weiter auf den cycladiſchen
Inſeln, auf Pharos, Candia und andern. Nach
Angabe des Herrn von Hallers waͤchſet ſie auch in
etlichen Gegenden der Schweiz, in Monte generoſo,
bey Chenal und bey Chatelin. Sonſt haben ſie auch
die Morgenlaͤnder ſelbſt aufzuweiſen. Die Alten
verſchaften ſich die Pflanze daher, wie die Roͤmer
beſonders aus Griechenland, nur daß ſie von ihnen
zu dunkel und unvollkommen beſchrieben iſt, daß
man ſie leicht mit mehrern verwechſeln kann. Sie
liebet indeſſen in waldigen Gebirgen, und deren Ab-
haͤngen gegen die Waſſer, warme aber doch ſchat-
tige mit Lauberde bedeckte Gegenden, welcher letztere
Umſtand ſich mit dem Clima mehr oder weniger ver-
aͤndert.

Vom Geruche der Wurzel, Blaͤtter und
Fruͤchten der Mandragora iſt ſchon geſagt, daß er
widrig, durchdringend und berauſchend ſey, bey der
reifen Frucht hingegen angenehmer und quittenar-
tig, dabey ſey er doch betruͤglich, und nehme den

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[19/0029] ſchlecht von ſtatten gehet, wenn man ſich auf die trocken uͤberſchickte Saamen verlaͤßt. Mit dem Verpflanzen hingegen muß man bey uns vorſichtig und ſparſam ſeyn, weil die Wurzel leicht anſtoͤßig wird, und zur Faͤulniß geneigt iſt. Der natuͤrliche Standort der Mandragora- pflanze in Europa und Aſien iſt bekannt genug. Es findet ſich dieſelbe in Spanien, etlichen mittaͤglichen Theilen von Frankreich und in Italien, beſonders in Apulien, ſonſt aber weiter auf den cycladiſchen Inſeln, auf Pharos, Candia und andern. Nach Angabe des Herrn von Hallers waͤchſet ſie auch in etlichen Gegenden der Schweiz, in Monte generoſo, bey Chenal und bey Chatelin. Sonſt haben ſie auch die Morgenlaͤnder ſelbſt aufzuweiſen. Die Alten verſchaften ſich die Pflanze daher, wie die Roͤmer beſonders aus Griechenland, nur daß ſie von ihnen zu dunkel und unvollkommen beſchrieben iſt, daß man ſie leicht mit mehrern verwechſeln kann. Sie liebet indeſſen in waldigen Gebirgen, und deren Ab- haͤngen gegen die Waſſer, warme aber doch ſchat- tige mit Lauberde bedeckte Gegenden, welcher letztere Umſtand ſich mit dem Clima mehr oder weniger ver- aͤndert. Vom Geruche der Wurzel, Blaͤtter und Fruͤchten der Mandragora iſt ſchon geſagt, daß er widrig, durchdringend und berauſchend ſey, bey der reifen Frucht hingegen angenehmer und quittenar- tig, dabey ſey er doch betruͤglich, und nehme den Kopf B 2

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/29>, abgerufen am 28.04.2024.