Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

de Statu Hominum.
Verhältniß gegen das ius Quiritium war es doch nur
ein sehr unvollkommenes Bürgerrecht. ius quiritium
war daher ein volles römisches Bürgerrecht, ius civitatis
optimum maximum,
und quirites hießen nur diejenigen,
welche das volle Bürgerrecht hatten, und von diesen sag-
te man, sie wären optima lege cives Romani. Ein unvoll-
kommenes Bürgerrecht hingegen nannte man schlechtweg
ius civitatis 79), dahin gehörte z. B. ius latit, ius
italicum
80). Kr. Antoninus Caracalla 81), oder wie
andere wollen Marcus Aurelius 82) gab allen frey-
gebohrnen
Unterthanen des römischen Reichs das
Bürgerrecht 83). Ob der große Gedanke eines allgemei-
nen Bürgerrechts vernünftiger Menschen unter dem Ge-
biete der Vernunft, oder Eigennutz ihn zu dieser Ver-
ordnung veranlasset habe, lasse ich dahin gestellet seyn,
weil gewiß Niemanden daran etwas gelegen seyn wird.
Seit dieser Zeit ward nur Ausländern, Sclaven und
Freygelassenen, die nicht auf die alte hergebrachte Art
waren manumittiret worden, der Name Peregrini beyge-
legt. Bis endlich auch Justinian den Unterschied zwi-
schen Freygebornen und Freygelassenen ganz aufhob, und
auch denen letztern das römische Bürgerrecht ertheilte 84).
So blieben also nur noch Ausländer und Sclaven in der
Classe der Peregrinorum, und in dieser Rücksicht war

der
79) vonck Observat. Miscellan. a. a. O.
80) sigonius de antiquo iure Italiae Cap. IV. und Christ. Gottl.
schwarz Diss. de iure italico. Altorfii rec.
1741.
81) spanhem. Orb. Rom. Ex II cap. 1.
82) Io. Paul mahner Commentat. de M. Aurelio Antonino,
constitutionis de civitate universo orbi Romano datae auctore.
Halae et Helmst.
1772. 8.
83) L. 17. D. h. t. Excerpta dionis Valesiana pag. 745.
84) Nev. LXXVIII. c. 5.
L 4

de Statu Hominum.
Verhaͤltniß gegen das ius Quiritium war es doch nur
ein ſehr unvollkommenes Buͤrgerrecht. ius quiritium
war daher ein volles roͤmiſches Buͤrgerrecht, ius civitatis
optimum maximum,
und quirites hießen nur diejenigen,
welche das volle Buͤrgerrecht hatten, und von dieſen ſag-
te man, ſie waͤren optima lege cives Romani. Ein unvoll-
kommenes Buͤrgerrecht hingegen nannte man ſchlechtweg
ius civitatis 79), dahin gehoͤrte z. B. ius latit, ius
italicum
80). Kr. Antoninus Caracalla 81), oder wie
andere wollen Marcus Aurelius 82) gab allen frey-
gebohrnen
Unterthanen des roͤmiſchen Reichs das
Buͤrgerrecht 83). Ob der große Gedanke eines allgemei-
nen Buͤrgerrechts vernuͤnftiger Menſchen unter dem Ge-
biete der Vernunft, oder Eigennutz ihn zu dieſer Ver-
ordnung veranlaſſet habe, laſſe ich dahin geſtellet ſeyn,
weil gewiß Niemanden daran etwas gelegen ſeyn wird.
Seit dieſer Zeit ward nur Auslaͤndern, Sclaven und
Freygelaſſenen, die nicht auf die alte hergebrachte Art
waren manumittiret worden, der Name Peregrini beyge-
legt. Bis endlich auch Juſtinian den Unterſchied zwi-
ſchen Freygebornen und Freygelaſſenen ganz aufhob, und
auch denen letztern das roͤmiſche Buͤrgerrecht ertheilte 84).
So blieben alſo nur noch Auslaͤnder und Sclaven in der
Claſſe der Peregrinorum, und in dieſer Ruͤckſicht war

der
79) vonck Obſervat. Miſcellan. a. a. O.
80) sigonius de antiquo iure Italiae Cap. IV. und Chriſt. Gottl.
schwarz Diſſ. de iure italico. Altorfii rec.
1741.
81) spanhem. Orb. Rom. Ex II cap. 1.
82) Io. Paul mahner Commentat. de M. Aurelio Antonino,
conſtitutionis de civitate univerſo orbi Romano datae auctore.
Halae et Helmſt.
1772. 8.
83) L. 17. D. h. t. Excerpta dionis Valeſiana pag. 745.
84) Nev. LXXVIII. c. 5.
L 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0181" n="167"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Statu Hominum.</hi></fw><lb/>
Verha&#x0364;ltniß gegen das <hi rendition="#aq">ius Quiritium</hi> war es doch nur<lb/>
ein &#x017F;ehr unvollkommenes Bu&#x0364;rgerrecht. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ius quiritium</hi></hi><lb/>
war daher ein volles ro&#x0364;mi&#x017F;ches Bu&#x0364;rgerrecht, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ius civitatis<lb/>
optimum maximum,</hi></hi> und <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">quirites</hi></hi> hießen nur diejenigen,<lb/>
welche das volle Bu&#x0364;rgerrecht hatten, und von die&#x017F;en &#x017F;ag-<lb/>
te man, &#x017F;ie wa&#x0364;ren <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">optima lege cives Romani.</hi></hi> Ein unvoll-<lb/>
kommenes Bu&#x0364;rgerrecht hingegen nannte man &#x017F;chlechtweg<lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ius civitatis</hi></hi> <note place="foot" n="79)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vonck</hi> Ob&#x017F;ervat. Mi&#x017F;cellan.</hi> a. a. O.</note>, dahin geho&#x0364;rte z. B. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ius latit, ius<lb/>
italicum</hi></hi> <note place="foot" n="80)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">sigonius</hi> de antiquo iure Italiae Cap. IV.</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Chri&#x017F;t. Gottl.</hi><lb/><hi rendition="#k">schwarz</hi> Di&#x017F;&#x017F;. de iure italico. <hi rendition="#i">Altorfii</hi> rec.</hi> 1741.</note>. Kr. <hi rendition="#fr">Antoninus Caracalla</hi> <note place="foot" n="81)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">spanhem</hi>. Orb. Rom. Ex II cap.</hi> 1.</note>, oder wie<lb/>
andere wollen <hi rendition="#fr">Marcus Aurelius</hi> <note place="foot" n="82)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Paul</hi><hi rendition="#k">mahner</hi> Commentat. de M. Aurelio Antonino,<lb/>
con&#x017F;titutionis de civitate univer&#x017F;o orbi Romano datae auctore.<lb/><hi rendition="#i">Halae</hi> et Helm&#x017F;t.</hi> 1772. 8.</note> gab allen <hi rendition="#g">frey-<lb/>
gebohrnen</hi> Unterthanen des ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reichs das<lb/>
Bu&#x0364;rgerrecht <note place="foot" n="83)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 17. <hi rendition="#i">D. h. t. Excerpta</hi> <hi rendition="#k">dionis</hi> <hi rendition="#i">Vale&#x017F;iana</hi> pag.</hi> 745.</note>. Ob der große Gedanke eines allgemei-<lb/>
nen Bu&#x0364;rgerrechts vernu&#x0364;nftiger Men&#x017F;chen unter dem Ge-<lb/>
biete der Vernunft, oder Eigennutz ihn zu die&#x017F;er Ver-<lb/>
ordnung veranla&#x017F;&#x017F;et habe, la&#x017F;&#x017F;e ich dahin ge&#x017F;tellet &#x017F;eyn,<lb/>
weil gewiß Niemanden daran etwas gelegen &#x017F;eyn wird.<lb/>
Seit die&#x017F;er Zeit ward nur Ausla&#x0364;ndern, Sclaven und<lb/>
Freygela&#x017F;&#x017F;enen, die nicht auf die alte hergebrachte Art<lb/>
waren manumittiret worden, der Name <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Peregrini</hi></hi> beyge-<lb/>
legt. Bis endlich auch <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tinian</hi> den Unter&#x017F;chied zwi-<lb/>
&#x017F;chen Freygebornen und Freygela&#x017F;&#x017F;enen ganz aufhob, und<lb/>
auch denen letztern das ro&#x0364;mi&#x017F;che Bu&#x0364;rgerrecht ertheilte <note place="foot" n="84)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nev. LXXVIII. c.</hi></hi> 5.</note>.<lb/>
So blieben al&#x017F;o nur noch Ausla&#x0364;nder und Sclaven in der<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;e der <hi rendition="#aq">Peregrinorum,</hi> und in die&#x017F;er Ru&#x0364;ck&#x017F;icht war<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 4</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0181] de Statu Hominum. Verhaͤltniß gegen das ius Quiritium war es doch nur ein ſehr unvollkommenes Buͤrgerrecht. ius quiritium war daher ein volles roͤmiſches Buͤrgerrecht, ius civitatis optimum maximum, und quirites hießen nur diejenigen, welche das volle Buͤrgerrecht hatten, und von dieſen ſag- te man, ſie waͤren optima lege cives Romani. Ein unvoll- kommenes Buͤrgerrecht hingegen nannte man ſchlechtweg ius civitatis 79), dahin gehoͤrte z. B. ius latit, ius italicum 80). Kr. Antoninus Caracalla 81), oder wie andere wollen Marcus Aurelius 82) gab allen frey- gebohrnen Unterthanen des roͤmiſchen Reichs das Buͤrgerrecht 83). Ob der große Gedanke eines allgemei- nen Buͤrgerrechts vernuͤnftiger Menſchen unter dem Ge- biete der Vernunft, oder Eigennutz ihn zu dieſer Ver- ordnung veranlaſſet habe, laſſe ich dahin geſtellet ſeyn, weil gewiß Niemanden daran etwas gelegen ſeyn wird. Seit dieſer Zeit ward nur Auslaͤndern, Sclaven und Freygelaſſenen, die nicht auf die alte hergebrachte Art waren manumittiret worden, der Name Peregrini beyge- legt. Bis endlich auch Juſtinian den Unterſchied zwi- ſchen Freygebornen und Freygelaſſenen ganz aufhob, und auch denen letztern das roͤmiſche Buͤrgerrecht ertheilte 84). So blieben alſo nur noch Auslaͤnder und Sclaven in der Claſſe der Peregrinorum, und in dieſer Ruͤckſicht war der 79) vonck Obſervat. Miſcellan. a. a. O. 80) sigonius de antiquo iure Italiae Cap. IV. und Chriſt. Gottl. schwarz Diſſ. de iure italico. Altorfii rec. 1741. 81) spanhem. Orb. Rom. Ex II cap. 1. 82) Io. Paul mahner Commentat. de M. Aurelio Antonino, conſtitutionis de civitate univerſo orbi Romano datae auctore. Halae et Helmſt. 1772. 8. 83) L. 17. D. h. t. Excerpta dionis Valeſiana pag. 745. 84) Nev. LXXVIII. c. 5. L 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/181
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/181>, abgerufen am 05.05.2024.