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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
zu adoptiren aus Ursachen, die ich nicht weiter untersu-
chen mag 42), ertheilt; allein da nur das röm. Justinia-
nische Recht in Teutschland eingeführt ist, so kann jene
Leonische Verordnung in keinen Betracht kommen 43).
Daß jedoch der Landesherr durch ein Rescript einem Ca-
straten die Erlaubniß zu adoptiren ertheilen könne, ist
ausser Zweifel. Wir müssen aber von den Castraten die
Spadonen unterscheiden, worunter im eigentlichen
Verstande diejenigen verstanden werden, die zwar die Zeu-
gungsglieder in der gehörigen Beschaffenheit haben, aber
dennoch kränklicher Umstände oder körperlicher Gebrechen
halber zum Zeugungsgeschäft untüchtig sind 44). Solche
können schon nach gemeinen Rechten adoptiren 45).

2) Ich kann keinen adoptiren, der älter ist, als
ich 46); sondern wenn ich ein Kind an Sohnes oder
Tochter statt annehmen will, so muß ich achtzehn Jahre
älter, und will ich einen an Enkelsstatt annehmen, so
muß ich sechs und dreyßig Jahre älter seyn 47). Warum
die Gesehe gerade die volle Pubertät zur Adoption erfor-

dern,
42) Man sehe Ulrich Huber in Eunomia Rom. ad L. 2. D.
h. t. p.
65.
43) S. zepernick a. a. O. S. 492. ff.
44) Von dem Unterschiede zwischen Castraten und Spado-
nen
sind zu vergleichen Ant. augustinus Emendat. lib. III.
c. 5. Iac. curtius
Eikason lib. I. c. 27. u. Em. meril-
lius
Observat. lib. I. c.
25. Jedoch werden diese Benennun-
gen zuweilen verwechselt, wie schon Ge. Casp. kirchmaier
in Opusc. de latinitate Digestorum et Institut. Opusc. V. p. 242.
(edit. Halens. 1772. 8.)
bemerkt hat.
45) L. 2. §. 1. L. 40. §. 2. D. h. t.
46) L. 15. §. 3. D. t.
47) L. 40. §. 1. D. h. t. §. 4. I. eod.

De adoptionibus, emancipationibus etc.
zu adoptiren aus Urſachen, die ich nicht weiter unterſu-
chen mag 42), ertheilt; allein da nur das roͤm. Juſtinia-
niſche Recht in Teutſchland eingefuͤhrt iſt, ſo kann jene
Leoniſche Verordnung in keinen Betracht kommen 43).
Daß jedoch der Landesherr durch ein Reſcript einem Ca-
ſtraten die Erlaubniß zu adoptiren ertheilen koͤnne, iſt
auſſer Zweifel. Wir muͤſſen aber von den Caſtraten die
Spadonen unterſcheiden, worunter im eigentlichen
Verſtande diejenigen verſtanden werden, die zwar die Zeu-
gungsglieder in der gehoͤrigen Beſchaffenheit haben, aber
dennoch kraͤnklicher Umſtaͤnde oder koͤrperlicher Gebrechen
halber zum Zeugungsgeſchaͤft untuͤchtig ſind 44). Solche
koͤnnen ſchon nach gemeinen Rechten adoptiren 45).

2) Ich kann keinen adoptiren, der aͤlter iſt, als
ich 46); ſondern wenn ich ein Kind an Sohnes oder
Tochter ſtatt annehmen will, ſo muß ich achtzehn Jahre
aͤlter, und will ich einen an Enkelsſtatt annehmen, ſo
muß ich ſechs und dreyßig Jahre aͤlter ſeyn 47). Warum
die Geſehe gerade die volle Pubertaͤt zur Adoption erfor-

dern,
42) Man ſehe Ulrich Huber in Eunomia Rom. ad L. 2. D.
h. t. p.
65.
43) S. zepernick a. a. O. S. 492. ff.
44) Von dem Unterſchiede zwiſchen Caſtraten und Spado-
nen
ſind zu vergleichen Ant. augustinus Emendat. lib. III.
c. 5. Iac. curtius
Εικαςων lib. I. c. 27. u. Em. meril-
lius
Obſervat. lib. I. c.
25. Jedoch werden dieſe Benennun-
gen zuweilen verwechſelt, wie ſchon Ge. Caſp. kirchmaier
in Opuſc. de latinitate Digeſtorum et Inſtitut. Opuſc. V. p. 242.
(edit. Halenſ. 1772. 8.)
bemerkt hat.
45) L. 2. §. 1. L. 40. §. 2. D. h. t.
46) L. 15. §. 3. D. t.
47) L. 40. §. 1. D. h. t. §. 4. I. eod.
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[303/0317] De adoptionibus, emancipationibus etc. zu adoptiren aus Urſachen, die ich nicht weiter unterſu- chen mag 42), ertheilt; allein da nur das roͤm. Juſtinia- niſche Recht in Teutſchland eingefuͤhrt iſt, ſo kann jene Leoniſche Verordnung in keinen Betracht kommen 43). Daß jedoch der Landesherr durch ein Reſcript einem Ca- ſtraten die Erlaubniß zu adoptiren ertheilen koͤnne, iſt auſſer Zweifel. Wir muͤſſen aber von den Caſtraten die Spadonen unterſcheiden, worunter im eigentlichen Verſtande diejenigen verſtanden werden, die zwar die Zeu- gungsglieder in der gehoͤrigen Beſchaffenheit haben, aber dennoch kraͤnklicher Umſtaͤnde oder koͤrperlicher Gebrechen halber zum Zeugungsgeſchaͤft untuͤchtig ſind 44). Solche koͤnnen ſchon nach gemeinen Rechten adoptiren 45). 2) Ich kann keinen adoptiren, der aͤlter iſt, als ich 46); ſondern wenn ich ein Kind an Sohnes oder Tochter ſtatt annehmen will, ſo muß ich achtzehn Jahre aͤlter, und will ich einen an Enkelsſtatt annehmen, ſo muß ich ſechs und dreyßig Jahre aͤlter ſeyn 47). Warum die Geſehe gerade die volle Pubertaͤt zur Adoption erfor- dern, 42) Man ſehe Ulrich Huber in Eunomia Rom. ad L. 2. D. h. t. p. 65. 43) S. zepernick a. a. O. S. 492. ff. 44) Von dem Unterſchiede zwiſchen Caſtraten und Spado- nen ſind zu vergleichen Ant. augustinus Emendat. lib. III. c. 5. Iac. curtius Εικαςων lib. I. c. 27. u. Em. meril- lius Obſervat. lib. I. c. 25. Jedoch werden dieſe Benennun- gen zuweilen verwechſelt, wie ſchon Ge. Caſp. kirchmaier in Opuſc. de latinitate Digeſtorum et Inſtitut. Opuſc. V. p. 242. (edit. Halenſ. 1772. 8.) bemerkt hat. 45) L. 2. §. 1. L. 40. §. 2. D. h. t. 46) L. 15. §. 3. D. t. 47) L. 40. §. 1. D. h. t. §. 4. I. eod.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/317>, abgerufen am 28.05.2024.