Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

De adoptionibus, emancipationibus etc.
Cujaz 38) und Oiselius 39) aus denen von Christian
Wilhelm Küstner
40) angeführten Gründen, jetzt eher
glauben möchte, als wenn man ihm die lächerliche Rolle
spielen läßt, daß er bey der Handlung jedem Zeugen ins
Ohr gezwickt, und dabey die Worte ausgesprochen: me-
mento, quod tu in illa causa testis eris.
Doch wieder zur
Hauptsache. Der Käufer manumittirte hierauf den
Sohn, so wie man einen Sclaven freyließ, und der
Sohn fiel in des Vaters Gewalt zurück. Dieser feyer-
liche Hokusbokus mußte nun bey Söhnen dreymal wie-
derholt werden, ehe sie sui iuris wurden. Daß jedoch
die drey Mancipationen und Manumissionen hinter ein-
ander und zu einer Zeit erfolgen mußten, war nicht er-
forderlich 41). Daher konnte der Sohn, der nach der
ersten oder andern Mancipation von dem Käufer war
manumittiret worden, das unterdessen errichtete Testa-
ment seines Vaters durch die Rückkehr in desselben Ge-
walt rumpiren 42). Merkwürdig ist es jedoch, daß dem
dritten Verkauf ein gewisser Vertrag (pactum fiduciae)
angehängt wurde, wodurch sich der Vater vom Käufer
auf Treu und Ehrlichkeit versprechen ließ, daß er ihm
den Sohn remancipiren, d. i. ihn jetzt nicht frey-

lassen,
38) Observat. lib. VII. cap. 16.
39) in notis ad caji loc. cit. not. 47. penes schulting c. l.
pag.
58. welcher letzterer übrigens dieser Meinung gleichfalls
beystimmt.
40) in Progr. de antestato in mancipationibus. Lipsiae 1742.
Allein man vergleiche hierbey, was wernher cit. loco.
n.
192. ff. pag. 31. dagegen einwendet, der für die gemeine
Meinung streitet.
41) paulus lib. II. Receptar. Sentent. Tit. XXV. §. 2.
42) ulpianus Frag. Tit. XXIII. §. 3.

De adoptionibus, emancipationibus etc.
Cujaz 38) und Oiſelius 39) aus denen von Chriſtian
Wilhelm Kuͤſtner
40) angefuͤhrten Gruͤnden, jetzt eher
glauben moͤchte, als wenn man ihm die laͤcherliche Rolle
ſpielen laͤßt, daß er bey der Handlung jedem Zeugen ins
Ohr gezwickt, und dabey die Worte ausgeſprochen: me-
mento, quod tu in illa cauſa teſtis eris.
Doch wieder zur
Hauptſache. Der Kaͤufer manumittirte hierauf den
Sohn, ſo wie man einen Sclaven freyließ, und der
Sohn fiel in des Vaters Gewalt zuruͤck. Dieſer feyer-
liche Hokusbokus mußte nun bey Soͤhnen dreymal wie-
derholt werden, ehe ſie ſui iuris wurden. Daß jedoch
die drey Mancipationen und Manumiſſionen hinter ein-
ander und zu einer Zeit erfolgen mußten, war nicht er-
forderlich 41). Daher konnte der Sohn, der nach der
erſten oder andern Mancipation von dem Kaͤufer war
manumittiret worden, das unterdeſſen errichtete Teſta-
ment ſeines Vaters durch die Ruͤckkehr in deſſelben Ge-
walt rumpiren 42). Merkwuͤrdig iſt es jedoch, daß dem
dritten Verkauf ein gewiſſer Vertrag (pactum fiduciae)
angehaͤngt wurde, wodurch ſich der Vater vom Kaͤufer
auf Treu und Ehrlichkeit verſprechen ließ, daß er ihm
den Sohn remancipiren, d. i. ihn jetzt nicht frey-

laſſen,
38) Obſervat. lib. VII. cap. 16.
39) in notis ad caji loc. cit. not. 47. penes schulting c. l.
pag.
58. welcher letzterer uͤbrigens dieſer Meinung gleichfalls
beyſtimmt.
40) in Progr. de anteſtato in mancipationibus. Lipſiae 1742.
Allein man vergleiche hierbey, was wernher cit. loco.
n.
192. ff. pag. 31. dagegen einwendet, der fuͤr die gemeine
Meinung ſtreitet.
41) paulus lib. II. Receptar. Sentent. Tit. XXV. §. 2.
42) ulpianus Frag. Tit. XXIII. §. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0365" n="351"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De adoptionibus, emancipationibus etc.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Cujaz</hi><note place="foot" n="38)"><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervat. lib. VII. cap.</hi> 16.</note> und <hi rendition="#fr">Oi&#x017F;elius</hi> <note place="foot" n="39)"><hi rendition="#aq">in notis ad <hi rendition="#k">caji</hi> loc. cit. not. 47. penes <hi rendition="#k">schulting</hi> c. l.<lb/>
pag.</hi> 58. welcher letzterer u&#x0364;brigens die&#x017F;er Meinung gleichfalls<lb/>
bey&#x017F;timmt.</note> aus denen von <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tian<lb/>
Wilhelm Ku&#x0364;&#x017F;tner</hi> <note place="foot" n="40)"><hi rendition="#aq">in Progr. de ante&#x017F;tato in mancipationibus. Lip&#x017F;iae</hi> 1742.<lb/>
Allein man vergleiche hierbey, was <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">wernher</hi> cit. loco.<lb/>
n.</hi> 192. ff. <hi rendition="#aq">pag.</hi> 31. dagegen einwendet, der fu&#x0364;r die gemeine<lb/>
Meinung &#x017F;treitet.</note> angefu&#x0364;hrten Gru&#x0364;nden, jetzt eher<lb/>
glauben mo&#x0364;chte, als wenn man ihm die la&#x0364;cherliche Rolle<lb/>
&#x017F;pielen la&#x0364;ßt, daß er bey der Handlung jedem Zeugen ins<lb/>
Ohr gezwickt, und dabey die Worte ausge&#x017F;prochen: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">me-<lb/>
mento, quod tu in illa cau&#x017F;a te&#x017F;tis eris.</hi></hi> Doch wieder zur<lb/>
Haupt&#x017F;ache. Der Ka&#x0364;ufer manumittirte hierauf den<lb/>
Sohn, &#x017F;o wie man einen Sclaven freyließ, und der<lb/>
Sohn fiel in des Vaters Gewalt zuru&#x0364;ck. Die&#x017F;er feyer-<lb/>
liche Hokusbokus mußte nun bey So&#x0364;hnen dreymal wie-<lb/>
derholt werden, ehe &#x017F;ie <hi rendition="#aq">&#x017F;ui iuris</hi> wurden. Daß jedoch<lb/>
die drey Mancipationen und Manumi&#x017F;&#x017F;ionen hinter ein-<lb/>
ander und zu einer Zeit erfolgen mußten, war nicht er-<lb/>
forderlich <note place="foot" n="41)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">paulus</hi><hi rendition="#i">lib. II. Receptar. Sentent. Tit. XXV. §</hi>.</hi> 2.</note>. Daher konnte der Sohn, der nach der<lb/>
er&#x017F;ten oder andern Mancipation von dem Ka&#x0364;ufer war<lb/>
manumittiret worden, das unterde&#x017F;&#x017F;en errichtete Te&#x017F;ta-<lb/>
ment &#x017F;eines Vaters durch die Ru&#x0364;ckkehr in de&#x017F;&#x017F;elben Ge-<lb/>
walt rumpiren <note place="foot" n="42)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ulpianus</hi><hi rendition="#i">Frag. Tit. XXIII. §</hi>.</hi> 3.</note>. Merkwu&#x0364;rdig i&#x017F;t es jedoch, daß dem<lb/>
dritten Verkauf ein gewi&#x017F;&#x017F;er Vertrag (<hi rendition="#aq">pactum fiduciae</hi>)<lb/>
angeha&#x0364;ngt wurde, wodurch &#x017F;ich der Vater vom Ka&#x0364;ufer<lb/>
auf Treu und Ehrlichkeit ver&#x017F;prechen ließ, daß er ihm<lb/>
den Sohn <hi rendition="#g">remancipiren</hi>, d. i. ihn jetzt nicht frey-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x017F;&#x017F;en,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0365] De adoptionibus, emancipationibus etc. Cujaz 38) und Oiſelius 39) aus denen von Chriſtian Wilhelm Kuͤſtner 40) angefuͤhrten Gruͤnden, jetzt eher glauben moͤchte, als wenn man ihm die laͤcherliche Rolle ſpielen laͤßt, daß er bey der Handlung jedem Zeugen ins Ohr gezwickt, und dabey die Worte ausgeſprochen: me- mento, quod tu in illa cauſa teſtis eris. Doch wieder zur Hauptſache. Der Kaͤufer manumittirte hierauf den Sohn, ſo wie man einen Sclaven freyließ, und der Sohn fiel in des Vaters Gewalt zuruͤck. Dieſer feyer- liche Hokusbokus mußte nun bey Soͤhnen dreymal wie- derholt werden, ehe ſie ſui iuris wurden. Daß jedoch die drey Mancipationen und Manumiſſionen hinter ein- ander und zu einer Zeit erfolgen mußten, war nicht er- forderlich 41). Daher konnte der Sohn, der nach der erſten oder andern Mancipation von dem Kaͤufer war manumittiret worden, das unterdeſſen errichtete Teſta- ment ſeines Vaters durch die Ruͤckkehr in deſſelben Ge- walt rumpiren 42). Merkwuͤrdig iſt es jedoch, daß dem dritten Verkauf ein gewiſſer Vertrag (pactum fiduciae) angehaͤngt wurde, wodurch ſich der Vater vom Kaͤufer auf Treu und Ehrlichkeit verſprechen ließ, daß er ihm den Sohn remancipiren, d. i. ihn jetzt nicht frey- laſſen, 38) Obſervat. lib. VII. cap. 16. 39) in notis ad caji loc. cit. not. 47. penes schulting c. l. pag. 58. welcher letzterer uͤbrigens dieſer Meinung gleichfalls beyſtimmt. 40) in Progr. de anteſtato in mancipationibus. Lipſiae 1742. Allein man vergleiche hierbey, was wernher cit. loco. n. 192. ff. pag. 31. dagegen einwendet, der fuͤr die gemeine Meinung ſtreitet. 41) paulus lib. II. Receptar. Sentent. Tit. XXV. §. 2. 42) ulpianus Frag. Tit. XXIII. §. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/365
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/365>, abgerufen am 07.05.2024.