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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De divisione rerum et qualitate.
eigenthümlich zustehen. Jedoch darf hierbey der Unter-
schied nicht aus der Acht gelassen werden, daß res sacrae
einer Kirche nur im Fall einer dringenden Noth, andere
Kirchensachen aber auch des blosen Nutzens wegen veräus-
sert werden können 98).

Zur Feyerlichkeit der Veräusserung hin-
gegen wird erfordert, daß dieselbe nach vorhergegange-
ner reiflicher Erwägung der Sache, und mit Concur-
renz und Einwilligung der dabey Interessirten, unter de-
ren Aufsicht die Kirchengüter siehen, nämlich der Kir-
chenvorsteher 99), des Patrons, und des Kirchenregen-
ten, welcher bey katholischen Gemeinden der Bischof, in
evangelischen Landen aber der Landesherr ist, dessen Stel-
le jedoch meistentheils die Consistorien vertreten, gesche-
hen muß 100). Das Veräußerungs-Decret, was in
solchem Fall ertheilt zu werden pflegt, wird bey uns Pro-
testanten mehr des bessern Beweises wegen, als zur we-
sentlichen Form einer solchen Veräußerung erfordert 1).
Ist übrigens die gesetzte Form gehörig beobachtet worden,
so entstehet daraus die rechtliche Vermuthung, daß eine
rechtmäsige Ursache der Veräußerung vorhanden gewesen

sey
98) Hr. Geh. J. R. boehmer in Princip. iuris canon. §. 620.
99) Bey der Veräusserung der Stiftsgüter wird der Consens
des Domkapituls erfordert, cap. fin. de his quae fiunt a maio-
ri parte.
S. auch Struben Nebenstunden 1. Th. 1. Abh.
§. 18. pag. 144 -- 150.
100) boehmer im angef Buch §. 621. a riegger Institut.
iurisprud. eccles P. III. §. 309. sqq.
Eybel im kathol. Kir-
chenrecht IV. Th. 2. Band §. 401.
1) Eichmann Erklärungen des bürgerl. Rechts IV. Th. §. 168.
S. 83. u. 84. boehmer in Iure Eccles. Protestant. T. II.
Lib. III. Tit. XIII.
§. 44.
Glücks Erläut. d. Pand. 2. Th. E e

De diviſione rerum et qualitate.
eigenthuͤmlich zuſtehen. Jedoch darf hierbey der Unter-
ſchied nicht aus der Acht gelaſſen werden, daß res ſacrae
einer Kirche nur im Fall einer dringenden Noth, andere
Kirchenſachen aber auch des bloſen Nutzens wegen veraͤuſ-
ſert werden koͤnnen 98).

Zur Feyerlichkeit der Veraͤuſſerung hin-
gegen wird erfordert, daß dieſelbe nach vorhergegange-
ner reiflicher Erwaͤgung der Sache, und mit Concur-
renz und Einwilligung der dabey Intereſſirten, unter de-
ren Aufſicht die Kirchenguͤter ſiehen, naͤmlich der Kir-
chenvorſteher 99), des Patrons, und des Kirchenregen-
ten, welcher bey katholiſchen Gemeinden der Biſchof, in
evangeliſchen Landen aber der Landesherr iſt, deſſen Stel-
le jedoch meiſtentheils die Conſiſtorien vertreten, geſche-
hen muß 100). Das Veraͤußerungs-Decret, was in
ſolchem Fall ertheilt zu werden pflegt, wird bey uns Pro-
teſtanten mehr des beſſern Beweiſes wegen, als zur we-
ſentlichen Form einer ſolchen Veraͤußerung erfordert 1).
Iſt uͤbrigens die geſetzte Form gehoͤrig beobachtet worden,
ſo entſtehet daraus die rechtliche Vermuthung, daß eine
rechtmaͤſige Urſache der Veraͤußerung vorhanden geweſen

ſey
98) Hr. Geh. J. R. boehmer in Princip. iuris canon. §. 620.
99) Bey der Veraͤuſſerung der Stiftsguͤter wird der Conſens
des Domkapituls erfordert, cap. fin. de his quae fiunt a maio-
ri parte.
S. auch Struben Nebenſtunden 1. Th. 1. Abh.
§. 18. pag. 144 — 150.
100) boehmer im angef Buch §. 621. a riegger Inſtitut.
iurisprud. eccleſ P. III. §. 309. ſqq.
Eybel im kathol. Kir-
chenrecht IV. Th. 2. Band §. 401.
1) Eichmann Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts IV. Th. §. 168.
S. 83. u. 84. boehmer in Iure Eccleſ. Proteſtant. T. II.
Lib. III. Tit. XIII.
§. 44.
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[433/0447] De diviſione rerum et qualitate. eigenthuͤmlich zuſtehen. Jedoch darf hierbey der Unter- ſchied nicht aus der Acht gelaſſen werden, daß res ſacrae einer Kirche nur im Fall einer dringenden Noth, andere Kirchenſachen aber auch des bloſen Nutzens wegen veraͤuſ- ſert werden koͤnnen 98). Zur Feyerlichkeit der Veraͤuſſerung hin- gegen wird erfordert, daß dieſelbe nach vorhergegange- ner reiflicher Erwaͤgung der Sache, und mit Concur- renz und Einwilligung der dabey Intereſſirten, unter de- ren Aufſicht die Kirchenguͤter ſiehen, naͤmlich der Kir- chenvorſteher 99), des Patrons, und des Kirchenregen- ten, welcher bey katholiſchen Gemeinden der Biſchof, in evangeliſchen Landen aber der Landesherr iſt, deſſen Stel- le jedoch meiſtentheils die Conſiſtorien vertreten, geſche- hen muß 100). Das Veraͤußerungs-Decret, was in ſolchem Fall ertheilt zu werden pflegt, wird bey uns Pro- teſtanten mehr des beſſern Beweiſes wegen, als zur we- ſentlichen Form einer ſolchen Veraͤußerung erfordert 1). Iſt uͤbrigens die geſetzte Form gehoͤrig beobachtet worden, ſo entſtehet daraus die rechtliche Vermuthung, daß eine rechtmaͤſige Urſache der Veraͤußerung vorhanden geweſen ſey 98) Hr. Geh. J. R. boehmer in Princip. iuris canon. §. 620. 99) Bey der Veraͤuſſerung der Stiftsguͤter wird der Conſens des Domkapituls erfordert, cap. fin. de his quae fiunt a maio- ri parte. S. auch Struben Nebenſtunden 1. Th. 1. Abh. §. 18. pag. 144 — 150. 100) boehmer im angef Buch §. 621. a riegger Inſtitut. iurisprud. eccleſ P. III. §. 309. ſqq. Eybel im kathol. Kir- chenrecht IV. Th. 2. Band §. 401. 1) Eichmann Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts IV. Th. §. 168. S. 83. u. 84. boehmer in Iure Eccleſ. Proteſtant. T. II. Lib. III. Tit. XIII. §. 44. Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. E e

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/447>, abgerufen am 27.04.2024.