Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

gebilligten Personen-Gemeinheit befinden, werden überhaupt
Gemeinheitssachen 14) genennt. Das Eigenthum der-
selben steht nicht den einzelnen Personen zu, die gegenwärtig die
Gemeinde ausmachen, sondern der Gemeinde, als moralische
Person betrachtet 15). Solche Sachen sind nun in Absicht
des Gebrauchs
, wozu sie bestimmt sind, eben so wie die
Staatssachen, von zweyerley Art, nämlich entweder solche,
welche allen einzelnen Mitgliedern der Gesellschaft nach ihren
individuellen Bedürfnissen zum Nutzen und Gebrauche dienen,
oder es sind solche Güter, welche lediglich zur Erhaltung und
zum Besten der ganzen Gemeinheit überhaupt, in sofern diese als
eine moralische Person betrachtet wird, verwendet. Jene wer-
den Gemeinheitssachen in der engern Bedeutung
(res universitatis in specie) genennt, diese aber machen das Pa-
trimonium
, oder den Schatz der Gemeinheit (aera-
rium universitatis, arca communis
) aus 16). Zu den Gemein-
heitssachen in der engern Bedeutung
gehören etc.

S. 454. Z. 12. streiche die Worte von Die bis Z. 24. Na-
men
. weg und lese also: Solche Sachen dürfen jedoch von den
einzelnen Mitgliedern der Gemeinheit anders nicht benutzt wer-
den, als soweit es durch Verträge, Gesetze oder Gewohnheiten
bestimmt ist. Sollte es an dergleichen besondern Bestimmungen
mangeln, so muß doch wenigstens der Gebrauch nie dem End-
zweck, wozu diese Gemeindesachen bestimmt sind, zuwiderlau-
fen, auch nicht auf eine solche Art geschehen, wodurch die
übrigen Mitglieder an dem gewöhnlichen Nutzen behindert wer-

den.
14) §. 6. I. h. t. Wolfg. Ad. schoepf Diss. de bonis universita-
tum, quae germanice vocantur
Allmanden. Tubingae 1740.
15) Ist die Note 71. der ersten Ausgabe, welcher noch beyzufü-
gen ist: Hieraus läßt sich erklären, warum Gemeinheitssachen
in unsern Gesetzen, obgleich nur im unergentlichen Sinne, res
publicae
genennt werden. L. 17. D. de Verb. Signific. Man
sehe hofacker T. II. §. 753.
16) S. die Note 72. der ersten Ausgabe.
J 3

gebilligten Perſonen-Gemeinheit befinden, werden uͤberhaupt
Gemeinheitsſachen 14) genennt. Das Eigenthum der-
ſelben ſteht nicht den einzelnen Perſonen zu, die gegenwaͤrtig die
Gemeinde ausmachen, ſondern der Gemeinde, als moraliſche
Perſon betrachtet 15). Solche Sachen ſind nun in Abſicht
des Gebrauchs
, wozu ſie beſtimmt ſind, eben ſo wie die
Staatsſachen, von zweyerley Art, naͤmlich entweder ſolche,
welche allen einzelnen Mitgliedern der Geſellſchaft nach ihren
individuellen Beduͤrfniſſen zum Nutzen und Gebrauche dienen,
oder es ſind ſolche Guͤter, welche lediglich zur Erhaltung und
zum Beſten der ganzen Gemeinheit uͤberhaupt, in ſofern dieſe als
eine moraliſche Perſon betrachtet wird, verwendet. Jene wer-
den Gemeinheitsſachen in der engern Bedeutung
(res univerſitatis in ſpecie) genennt, dieſe aber machen das Pa-
trimonium
, oder den Schatz der Gemeinheit (aera-
rium univerſitatis, arca communis
) aus 16). Zu den Gemein-
heitsſachen in der engern Bedeutung
gehoͤren ꝛc.

S. 454. Z. 12. ſtreiche die Worte von Die bis Z. 24. Na-
men
. weg und leſe alſo: Solche Sachen duͤrfen jedoch von den
einzelnen Mitgliedern der Gemeinheit anders nicht benutzt wer-
den, als ſoweit es durch Vertraͤge, Geſetze oder Gewohnheiten
beſtimmt iſt. Sollte es an dergleichen beſondern Beſtimmungen
mangeln, ſo muß doch wenigſtens der Gebrauch nie dem End-
zweck, wozu dieſe Gemeindeſachen beſtimmt ſind, zuwiderlau-
fen, auch nicht auf eine ſolche Art geſchehen, wodurch die
uͤbrigen Mitglieder an dem gewoͤhnlichen Nutzen behindert wer-

den.
14) §. 6. I. h. t. Wolfg. Ad. schoepf Diſſ. de bonis univerſita-
tum, quae germanice vocantur
Allmanden. Tubingae 1740.
15) Iſt die Note 71. der erſten Ausgabe, welcher noch beyzufuͤ-
gen iſt: Hieraus laͤßt ſich erklaͤren, warum Gemeinheitsſachen
in unſern Geſetzen, obgleich nur im unergentlichen Sinne, res
publicae
genennt werden. L. 17. D. de Verb. Signific. Man
ſehe hofacker T. II. §. 753.
16) S. die Note 72. der erſten Ausgabe.
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" n="133"/>
gebilligten Per&#x017F;onen-Gemeinheit befinden, werden u&#x0364;berhaupt<lb/><hi rendition="#g">Gemeinheits&#x017F;achen</hi> <note place="foot" n="14)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">§. 6. I. h. t. Wolfg. Ad.</hi><hi rendition="#k">schoepf</hi> Di&#x017F;&#x017F;. de bonis univer&#x017F;ita-<lb/>
tum, quae germanice vocantur</hi><hi rendition="#g">Allmanden</hi>. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Tubingae</hi> 1740.</hi></note> genennt. Das Eigenthum der-<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;teht nicht den einzelnen Per&#x017F;onen zu, die gegenwa&#x0364;rtig die<lb/>
Gemeinde ausmachen, &#x017F;ondern der Gemeinde, als morali&#x017F;che<lb/>
Per&#x017F;on betrachtet <note place="foot" n="15)">I&#x017F;t die Note 71. der er&#x017F;ten Ausgabe, welcher noch beyzufu&#x0364;-<lb/>
gen i&#x017F;t: Hieraus la&#x0364;ßt &#x017F;ich erkla&#x0364;ren, warum Gemeinheits&#x017F;achen<lb/>
in un&#x017F;ern Ge&#x017F;etzen, obgleich nur im unergentlichen Sinne, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">res<lb/>
publicae</hi></hi> genennt werden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. 17. D. de Verb. Signific.</hi></hi> Man<lb/>
&#x017F;ehe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hofacker</hi> T. II.</hi> §. 753.</note>. Solche Sachen &#x017F;ind nun <hi rendition="#g">in Ab&#x017F;icht<lb/>
des Gebrauchs</hi>, wozu &#x017F;ie be&#x017F;timmt &#x017F;ind, eben &#x017F;o wie die<lb/><hi rendition="#g">Staats&#x017F;achen</hi>, von zweyerley Art, na&#x0364;mlich entweder &#x017F;olche,<lb/>
welche allen einzelnen Mitgliedern der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft nach ihren<lb/>
individuellen Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en zum Nutzen und Gebrauche dienen,<lb/>
oder es &#x017F;ind &#x017F;olche Gu&#x0364;ter, welche lediglich zur Erhaltung und<lb/>
zum Be&#x017F;ten der ganzen Gemeinheit u&#x0364;berhaupt, in &#x017F;ofern die&#x017F;e als<lb/>
eine morali&#x017F;che Per&#x017F;on betrachtet wird, verwendet. Jene wer-<lb/>
den <hi rendition="#g">Gemeinheits&#x017F;achen in der engern <choice><sic>Bedeutnng</sic><corr>Bedeutung</corr></choice></hi><lb/>
(<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">res univer&#x017F;itatis in &#x017F;pecie</hi></hi>) genennt, die&#x017F;e aber machen <hi rendition="#g">das Pa-<lb/>
trimonium</hi>, oder <hi rendition="#g">den Schatz der Gemeinheit</hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">aera-<lb/>
rium univer&#x017F;itatis, arca communis</hi></hi>) aus <note place="foot" n="16)">S. die Note 72. der er&#x017F;ten Ausgabe.</note>. Zu den <hi rendition="#g">Gemein-<lb/>
heits&#x017F;achen in der engern Bedeutung</hi> geho&#x0364;ren &#xA75B;c.</p><lb/>
          <p>S. 454. Z. 12. &#x017F;treiche die Worte von <hi rendition="#g">Die</hi> bis Z. 24. <hi rendition="#g">Na-<lb/>
men</hi>. weg und le&#x017F;e al&#x017F;o: Solche Sachen du&#x0364;rfen jedoch von den<lb/>
einzelnen Mitgliedern der Gemeinheit anders nicht benutzt wer-<lb/>
den, als &#x017F;oweit es durch Vertra&#x0364;ge, Ge&#x017F;etze oder Gewohnheiten<lb/>
be&#x017F;timmt i&#x017F;t. Sollte es an dergleichen be&#x017F;ondern Be&#x017F;timmungen<lb/>
mangeln, &#x017F;o muß doch wenig&#x017F;tens der Gebrauch nie dem End-<lb/>
zweck, wozu die&#x017F;e Gemeinde&#x017F;achen be&#x017F;timmt &#x017F;ind, zuwiderlau-<lb/>
fen, auch nicht auf eine &#x017F;olche Art ge&#x017F;chehen, wodurch die<lb/>
u&#x0364;brigen Mitglieder an dem gewo&#x0364;hnlichen Nutzen behindert wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0139] gebilligten Perſonen-Gemeinheit befinden, werden uͤberhaupt Gemeinheitsſachen 14) genennt. Das Eigenthum der- ſelben ſteht nicht den einzelnen Perſonen zu, die gegenwaͤrtig die Gemeinde ausmachen, ſondern der Gemeinde, als moraliſche Perſon betrachtet 15). Solche Sachen ſind nun in Abſicht des Gebrauchs, wozu ſie beſtimmt ſind, eben ſo wie die Staatsſachen, von zweyerley Art, naͤmlich entweder ſolche, welche allen einzelnen Mitgliedern der Geſellſchaft nach ihren individuellen Beduͤrfniſſen zum Nutzen und Gebrauche dienen, oder es ſind ſolche Guͤter, welche lediglich zur Erhaltung und zum Beſten der ganzen Gemeinheit uͤberhaupt, in ſofern dieſe als eine moraliſche Perſon betrachtet wird, verwendet. Jene wer- den Gemeinheitsſachen in der engern Bedeutung (res univerſitatis in ſpecie) genennt, dieſe aber machen das Pa- trimonium, oder den Schatz der Gemeinheit (aera- rium univerſitatis, arca communis) aus 16). Zu den Gemein- heitsſachen in der engern Bedeutung gehoͤren ꝛc. S. 454. Z. 12. ſtreiche die Worte von Die bis Z. 24. Na- men. weg und leſe alſo: Solche Sachen duͤrfen jedoch von den einzelnen Mitgliedern der Gemeinheit anders nicht benutzt wer- den, als ſoweit es durch Vertraͤge, Geſetze oder Gewohnheiten beſtimmt iſt. Sollte es an dergleichen beſondern Beſtimmungen mangeln, ſo muß doch wenigſtens der Gebrauch nie dem End- zweck, wozu dieſe Gemeindeſachen beſtimmt ſind, zuwiderlau- fen, auch nicht auf eine ſolche Art geſchehen, wodurch die uͤbrigen Mitglieder an dem gewoͤhnlichen Nutzen behindert wer- den. 14) §. 6. I. h. t. Wolfg. Ad. schoepf Diſſ. de bonis univerſita- tum, quae germanice vocantur Allmanden. Tubingae 1740. 15) Iſt die Note 71. der erſten Ausgabe, welcher noch beyzufuͤ- gen iſt: Hieraus laͤßt ſich erklaͤren, warum Gemeinheitsſachen in unſern Geſetzen, obgleich nur im unergentlichen Sinne, res publicae genennt werden. L. 17. D. de Verb. Signific. Man ſehe hofacker T. II. §. 753. 16) S. die Note 72. der erſten Ausgabe. J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/139
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/139>, abgerufen am 07.05.2024.