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Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ihn in seiner Glorie zu bewundern, und vielleicht hätte er die Unterhandlung noch hinausgezogen, aber der Müller verlor die Geduld, denn er fürchtete sich vor der Dazwischenkunft der Schwägerin und gab, als er die Messe ausläuten hörte, Alles zu, was der Schwager noch verlangte.

Noch einmal wurde aufgezählt: so und so viel bekommt die Claudine als Heirathsgut an Geld, Aeckern, Wiesen, Vieh, Hausrath und Leinen; so und so viel, wenn die Mutter stirbt; so und so viel wird ihr als Witthum zugeschrieben; so und so viel hat sie zu beanspruchen, wenn ihre Ehe kinderlos bleibt.

In Gottes Namen denn, das ist so ausgemacht und soll so bleiben, sagte der Müller. Pierre Bardet wiederholte die Worte, sie gaben sich einen Handschlag und athmeten auf -- das Werk war vollbracht.

Hast's mir schwer gemacht, Schwager, sagte Bardet, indem er die heiße Stirn trocknete.

Du mir auch, antwortete der Müller, aber ein ansehnliches Stück Arbeit ist's geworden; denke wohl, daß der Henriot und die Claudine zufrieden sein können! Auf eine fröhliche Hochzeit, Schwager; wir haben's verdient!

Sie tranken und waren mit sich und der Welt zufrieden. Daß den Brautleuten bei so wohlgeordneten Vermögens- und Familienverhältnissen zum Glück der Ehe noch etwas fehlen könnte, hätten sie nicht für möglich gehalten.

ihn in seiner Glorie zu bewundern, und vielleicht hätte er die Unterhandlung noch hinausgezogen, aber der Müller verlor die Geduld, denn er fürchtete sich vor der Dazwischenkunft der Schwägerin und gab, als er die Messe ausläuten hörte, Alles zu, was der Schwager noch verlangte.

Noch einmal wurde aufgezählt: so und so viel bekommt die Claudine als Heirathsgut an Geld, Aeckern, Wiesen, Vieh, Hausrath und Leinen; so und so viel, wenn die Mutter stirbt; so und so viel wird ihr als Witthum zugeschrieben; so und so viel hat sie zu beanspruchen, wenn ihre Ehe kinderlos bleibt.

In Gottes Namen denn, das ist so ausgemacht und soll so bleiben, sagte der Müller. Pierre Bardet wiederholte die Worte, sie gaben sich einen Handschlag und athmeten auf — das Werk war vollbracht.

Hast's mir schwer gemacht, Schwager, sagte Bardet, indem er die heiße Stirn trocknete.

Du mir auch, antwortete der Müller, aber ein ansehnliches Stück Arbeit ist's geworden; denke wohl, daß der Henriot und die Claudine zufrieden sein können! Auf eine fröhliche Hochzeit, Schwager; wir haben's verdient!

Sie tranken und waren mit sich und der Welt zufrieden. Daß den Brautleuten bei so wohlgeordneten Vermögens- und Familienverhältnissen zum Glück der Ehe noch etwas fehlen könnte, hätten sie nicht für möglich gehalten.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:29:37Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:29:37Z)

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Zitationshilfe: Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/30>, abgerufen am 26.04.2024.