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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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merkwürdig ist aber, wenn man durch die zu parop-
tischen Versuchen eingerichteten Messerklingen hindurch
und gegen einen grauen Himmel sieht. Man blickt
nehmlich wie durch einen Flor, und es zeigen sich im
Auge sehr viele Fäden, welches eigentlich nur die wie-
derholten Bilder der Klingenschärfen sind, davon das
eine immer von dem folgenden successiv, oder wohl
auch von dem gegenüber wirkenden parallaktisch bedingt
und in eine Fadengestalt verwandelt wird.

427.

So ist denn auch noch schließlich zu bemerken,
daß, wenn man durch die Klingen nach einem lichten
Punct im Fensterladen hinsieht, auf der Retina die-
selben farbigen Streifen und Höfe, wie auf dem Pa-
piere, entstehen.

428.

Und so sey dieses Kapitel gegenwärtig um so mehr
geschlossen, als ein Freund übernommen hat, dasselbe
nochmals genau durch zu experimentiren, von dessen
Bemerkungen wir, bey Gelegenheit der Revision, der
Tafeln und des Apparats, in der Folge weitere Rechen-
schaft zu geben hoffen.



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merkwuͤrdig iſt aber, wenn man durch die zu parop-
tiſchen Verſuchen eingerichteten Meſſerklingen hindurch
und gegen einen grauen Himmel ſieht. Man blickt
nehmlich wie durch einen Flor, und es zeigen ſich im
Auge ſehr viele Faͤden, welches eigentlich nur die wie-
derholten Bilder der Klingenſchaͤrfen ſind, davon das
eine immer von dem folgenden ſucceſſiv, oder wohl
auch von dem gegenuͤber wirkenden parallaktiſch bedingt
und in eine Fadengeſtalt verwandelt wird.

427.

So iſt denn auch noch ſchließlich zu bemerken,
daß, wenn man durch die Klingen nach einem lichten
Punct im Fenſterladen hinſieht, auf der Retina die-
ſelben farbigen Streifen und Hoͤfe, wie auf dem Pa-
piere, entſtehen.

428.

Und ſo ſey dieſes Kapitel gegenwaͤrtig um ſo mehr
geſchloſſen, als ein Freund uͤbernommen hat, daſſelbe
nochmals genau durch zu experimentiren, von deſſen
Bemerkungen wir, bey Gelegenheit der Reviſion, der
Tafeln und des Apparats, in der Folge weitere Rechen-
ſchaft zu geben hoffen.



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[163/0217] merkwuͤrdig iſt aber, wenn man durch die zu parop- tiſchen Verſuchen eingerichteten Meſſerklingen hindurch und gegen einen grauen Himmel ſieht. Man blickt nehmlich wie durch einen Flor, und es zeigen ſich im Auge ſehr viele Faͤden, welches eigentlich nur die wie- derholten Bilder der Klingenſchaͤrfen ſind, davon das eine immer von dem folgenden ſucceſſiv, oder wohl auch von dem gegenuͤber wirkenden parallaktiſch bedingt und in eine Fadengeſtalt verwandelt wird. 427. So iſt denn auch noch ſchließlich zu bemerken, daß, wenn man durch die Klingen nach einem lichten Punct im Fenſterladen hinſieht, auf der Retina die- ſelben farbigen Streifen und Hoͤfe, wie auf dem Pa- piere, entſtehen. 428. Und ſo ſey dieſes Kapitel gegenwaͤrtig um ſo mehr geſchloſſen, als ein Freund uͤbernommen hat, daſſelbe nochmals genau durch zu experimentiren, von deſſen Bemerkungen wir, bey Gelegenheit der Reviſion, der Tafeln und des Apparats, in der Folge weitere Rechen- ſchaft zu geben hoffen. 11 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/217>, abgerufen am 29.04.2024.