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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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wie auf der activen Seite der Krapp, auf der passi-
ven der Indig.

547.

Um diese Materialien bedeutend und zum Gebrauch
vortheilhaft zu machen, gehört, daß die färbende Ei-
genschaft in ihnen innig zusammengedrängt und der
färbende Stoff zu einer unendlichen empirischen Theil-
barkeit erhoben werde, welches auf allerley Weise und
besonders bey den genannten durch Gährung und Fäul-
niß hervorgebracht wird.

548.

Diese materiellen Farbenstoffe fixiren sich nun wie-
der an andern Körpern. So werfen sie sich im Mine-
ralreich an Erden und Metallkalke, sie verbinden sich
durch Schmelzung mit Gläsern und erhalten hier bey
durchscheinendem Licht die höchste Schönheit, so wie
man ihnen eine ewige Dauer zuschreiben kann.

549.

Vegetabilische und animalische Körper ergreifen sie
mit mehr oder weniger Gewalt und halten daran mehr
oder weniger fest, theils ihrer Natur nach, wie denn
Gelb vergänglicher ist als Blau, oder nach der Natur
der Unterlagen. An vegetabilischen dauern sie weniger
als an animalischen, und selbst innerhalb dieser Reiche
giebt es abermals Verschiedenheit. Flachs- oder baum-
wollnes Garn, Seide oder Wolle zeigen gar verschie-
dene Verhältnisse zu den Färbestoffen.

wie auf der activen Seite der Krapp, auf der paſſi-
ven der Indig.

547.

Um dieſe Materialien bedeutend und zum Gebrauch
vortheilhaft zu machen, gehoͤrt, daß die faͤrbende Ei-
genſchaft in ihnen innig zuſammengedraͤngt und der
faͤrbende Stoff zu einer unendlichen empiriſchen Theil-
barkeit erhoben werde, welches auf allerley Weiſe und
beſonders bey den genannten durch Gaͤhrung und Faͤul-
niß hervorgebracht wird.

548.

Dieſe materiellen Farbenſtoffe fixiren ſich nun wie-
der an andern Koͤrpern. So werfen ſie ſich im Mine-
ralreich an Erden und Metallkalke, ſie verbinden ſich
durch Schmelzung mit Glaͤſern und erhalten hier bey
durchſcheinendem Licht die hoͤchſte Schoͤnheit, ſo wie
man ihnen eine ewige Dauer zuſchreiben kann.

549.

Vegetabiliſche und animaliſche Koͤrper ergreifen ſie
mit mehr oder weniger Gewalt und halten daran mehr
oder weniger feſt, theils ihrer Natur nach, wie denn
Gelb vergaͤnglicher iſt als Blau, oder nach der Natur
der Unterlagen. An vegetabiliſchen dauern ſie weniger
als an animaliſchen, und ſelbſt innerhalb dieſer Reiche
giebt es abermals Verſchiedenheit. Flachs- oder baum-
wollnes Garn, Seide oder Wolle zeigen gar verſchie-
dene Verhaͤltniſſe zu den Faͤrbeſtoffen.

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[206/0260] wie auf der activen Seite der Krapp, auf der paſſi- ven der Indig. 547. Um dieſe Materialien bedeutend und zum Gebrauch vortheilhaft zu machen, gehoͤrt, daß die faͤrbende Ei- genſchaft in ihnen innig zuſammengedraͤngt und der faͤrbende Stoff zu einer unendlichen empiriſchen Theil- barkeit erhoben werde, welches auf allerley Weiſe und beſonders bey den genannten durch Gaͤhrung und Faͤul- niß hervorgebracht wird. 548. Dieſe materiellen Farbenſtoffe fixiren ſich nun wie- der an andern Koͤrpern. So werfen ſie ſich im Mine- ralreich an Erden und Metallkalke, ſie verbinden ſich durch Schmelzung mit Glaͤſern und erhalten hier bey durchſcheinendem Licht die hoͤchſte Schoͤnheit, ſo wie man ihnen eine ewige Dauer zuſchreiben kann. 549. Vegetabiliſche und animaliſche Koͤrper ergreifen ſie mit mehr oder weniger Gewalt und halten daran mehr oder weniger feſt, theils ihrer Natur nach, wie denn Gelb vergaͤnglicher iſt als Blau, oder nach der Natur der Unterlagen. An vegetabiliſchen dauern ſie weniger als an animaliſchen, und ſelbſt innerhalb dieſer Reiche giebt es abermals Verſchiedenheit. Flachs- oder baum- wollnes Garn, Seide oder Wolle zeigen gar verſchie- dene Verhaͤltniſſe zu den Faͤrbeſtoffen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/260>, abgerufen am 04.05.2024.