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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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thig seyn dürfte, sie weitläuftig aus einander zu setzen.
Das farblose Licht zeigt sich unter verschiedenen Bedin-
gungen, als Wärme erregend, als ein Leuchten ge-
wissen Körpern mittheilend, als auf Säurung und
Entsäurung wirkend. In der Art und Stärke dieser
Wirkungen findet sich wohl mancher Unterschied, aber
keine solche Differenz, die auf einen Gegensatz hin-
wiese, wie solche bey farbigen Beleuchtungen erscheint,
wovon wir nunmehr kürzlich Rechenschaft zu geben ge-
denken.

674.

Von der Wirkung farbiger Beleuchtung als Wärme
erregend wissen wir folgendes zu sagen: An einem
sehr sensiblen, sogenannten Luftthermometer beobachte
man die Temperatur des dunklen Zimmers. Bringt
man die Kugel darauf in das direct hereinscheinende
Sonnenlicht, so ist nichts natürlicher, als daß die
Flüssigkeit einen viel höhern Grad der Wärme anzeige.
Schiebt man alsdann farbige Gläser vor, so folgt auch
ganz natürlich, daß sich der Wärmegrad vermindre,
erstlich weil die Wirkung des directen Lichts schon
durch das Glas etwas gehindert ist, sodann aber vor-
züglich, weil ein farbiges Glas, als ein Dunkles,
ein wenigeres Licht hindurchläßt.

675.

Hiebey zeigt sich aber dem aufmerksamen Beobach-
ter ein Unterschied der Wärmerregung, je nachdem
diese oder jene Farbe dem Glase eigen ist. Das gelbe
und gelbrothe Glas bringt eine höhere Temperatur, als

thig ſeyn duͤrfte, ſie weitlaͤuftig aus einander zu ſetzen.
Das farbloſe Licht zeigt ſich unter verſchiedenen Bedin-
gungen, als Waͤrme erregend, als ein Leuchten ge-
wiſſen Koͤrpern mittheilend, als auf Saͤurung und
Entſaͤurung wirkend. In der Art und Staͤrke dieſer
Wirkungen findet ſich wohl mancher Unterſchied, aber
keine ſolche Differenz, die auf einen Gegenſatz hin-
wieſe, wie ſolche bey farbigen Beleuchtungen erſcheint,
wovon wir nunmehr kuͤrzlich Rechenſchaft zu geben ge-
denken.

674.

Von der Wirkung farbiger Beleuchtung als Waͤrme
erregend wiſſen wir folgendes zu ſagen: An einem
ſehr ſenſiblen, ſogenannten Luftthermometer beobachte
man die Temperatur des dunklen Zimmers. Bringt
man die Kugel darauf in das direct hereinſcheinende
Sonnenlicht, ſo iſt nichts natuͤrlicher, als daß die
Fluͤſſigkeit einen viel hoͤhern Grad der Waͤrme anzeige.
Schiebt man alsdann farbige Glaͤſer vor, ſo folgt auch
ganz natuͤrlich, daß ſich der Waͤrmegrad vermindre,
erſtlich weil die Wirkung des directen Lichts ſchon
durch das Glas etwas gehindert iſt, ſodann aber vor-
zuͤglich, weil ein farbiges Glas, als ein Dunkles,
ein wenigeres Licht hindurchlaͤßt.

675.

Hiebey zeigt ſich aber dem aufmerkſamen Beobach-
ter ein Unterſchied der Waͤrmerregung, je nachdem
dieſe oder jene Farbe dem Glaſe eigen iſt. Das gelbe
und gelbrothe Glas bringt eine hoͤhere Temperatur, als

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[249/0303] thig ſeyn duͤrfte, ſie weitlaͤuftig aus einander zu ſetzen. Das farbloſe Licht zeigt ſich unter verſchiedenen Bedin- gungen, als Waͤrme erregend, als ein Leuchten ge- wiſſen Koͤrpern mittheilend, als auf Saͤurung und Entſaͤurung wirkend. In der Art und Staͤrke dieſer Wirkungen findet ſich wohl mancher Unterſchied, aber keine ſolche Differenz, die auf einen Gegenſatz hin- wieſe, wie ſolche bey farbigen Beleuchtungen erſcheint, wovon wir nunmehr kuͤrzlich Rechenſchaft zu geben ge- denken. 674. Von der Wirkung farbiger Beleuchtung als Waͤrme erregend wiſſen wir folgendes zu ſagen: An einem ſehr ſenſiblen, ſogenannten Luftthermometer beobachte man die Temperatur des dunklen Zimmers. Bringt man die Kugel darauf in das direct hereinſcheinende Sonnenlicht, ſo iſt nichts natuͤrlicher, als daß die Fluͤſſigkeit einen viel hoͤhern Grad der Waͤrme anzeige. Schiebt man alsdann farbige Glaͤſer vor, ſo folgt auch ganz natuͤrlich, daß ſich der Waͤrmegrad vermindre, erſtlich weil die Wirkung des directen Lichts ſchon durch das Glas etwas gehindert iſt, ſodann aber vor- zuͤglich, weil ein farbiges Glas, als ein Dunkles, ein wenigeres Licht hindurchlaͤßt. 675. Hiebey zeigt ſich aber dem aufmerkſamen Beobach- ter ein Unterſchied der Waͤrmerregung, je nachdem dieſe oder jene Farbe dem Glaſe eigen iſt. Das gelbe und gelbrothe Glas bringt eine hoͤhere Temperatur, als

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/303>, abgerufen am 29.04.2024.