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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Spectrums auf Eine Stelle bringt. Diese Stelle wird
alsdann farblos, hell und, wenn man will, weiß er-
scheinen, weil auf derselben sich die wahre Farbento-
talität vereinigt, neutralisirt und jede Specification
aufhebt. Daß man an einer solchen Stelle das skieron
nicht bemerken werde, liegt in der Natur, indem die
Farben welche auf diese Stelle fallen, drey Sonnen-
bilder und also eine dreyfache Erleuchtung hinter sich
haben.

557.

Wir müssen bey dieser Gelegenheit des glücklichen
Gedankens erwähnen, wie man das Lampenlicht, wel-
ches gewöhnlich einen gelben Schein von sich wirft,
farblos zu machen gesucht hat, indem man die bey
der argandischen Lampe angewendeten Glascylinder
mäßig mit einer violetten Farbe tingirte.

558.

Jenes ist also das Wahre an der Sache, Jenes
ist die Erscheinung wie sie nicht geläugnet wird; aber
man halte unsere Erklärung, unsere Ableitung gegen
die Newtonische: die unsrige wird überall und voll-
kommen passen, jene nur unter kümmerlich erzwunge-
nen Bedingungen.


Spectrums auf Eine Stelle bringt. Dieſe Stelle wird
alsdann farblos, hell und, wenn man will, weiß er-
ſcheinen, weil auf derſelben ſich die wahre Farbento-
talitaͤt vereinigt, neutraliſirt und jede Specification
aufhebt. Daß man an einer ſolchen Stelle das σκιερὸν
nicht bemerken werde, liegt in der Natur, indem die
Farben welche auf dieſe Stelle fallen, drey Sonnen-
bilder und alſo eine dreyfache Erleuchtung hinter ſich
haben.

557.

Wir muͤſſen bey dieſer Gelegenheit des gluͤcklichen
Gedankens erwaͤhnen, wie man das Lampenlicht, wel-
ches gewoͤhnlich einen gelben Schein von ſich wirft,
farblos zu machen geſucht hat, indem man die bey
der argandiſchen Lampe angewendeten Glascylinder
maͤßig mit einer violetten Farbe tingirte.

558.

Jenes iſt alſo das Wahre an der Sache, Jenes
iſt die Erſcheinung wie ſie nicht gelaͤugnet wird; aber
man halte unſere Erklaͤrung, unſere Ableitung gegen
die Newtoniſche: die unſrige wird uͤberall und voll-
kommen paſſen, jene nur unter kuͤmmerlich erzwunge-
nen Bedingungen.


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[601/0655] Spectrums auf Eine Stelle bringt. Dieſe Stelle wird alsdann farblos, hell und, wenn man will, weiß er- ſcheinen, weil auf derſelben ſich die wahre Farbento- talitaͤt vereinigt, neutraliſirt und jede Specification aufhebt. Daß man an einer ſolchen Stelle das σκιερὸν nicht bemerken werde, liegt in der Natur, indem die Farben welche auf dieſe Stelle fallen, drey Sonnen- bilder und alſo eine dreyfache Erleuchtung hinter ſich haben. 557. Wir muͤſſen bey dieſer Gelegenheit des gluͤcklichen Gedankens erwaͤhnen, wie man das Lampenlicht, wel- ches gewoͤhnlich einen gelben Schein von ſich wirft, farblos zu machen geſucht hat, indem man die bey der argandiſchen Lampe angewendeten Glascylinder maͤßig mit einer violetten Farbe tingirte. 558. Jenes iſt alſo das Wahre an der Sache, Jenes iſt die Erſcheinung wie ſie nicht gelaͤugnet wird; aber man halte unſere Erklaͤrung, unſere Ableitung gegen die Newtoniſche: die unſrige wird uͤberall und voll- kommen paſſen, jene nur unter kuͤmmerlich erzwunge- nen Bedingungen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/655>, abgerufen am 29.04.2024.