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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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angehören, und er wird sie dadurch auf einmal los,
daß er sie der Einbildungskraft zuschreibt.


Achte Proposition. Drittes Problem.
Durch die entdeckten Eigenschaften des Lichts die
prismatischen Farben zu erklären.
597.

Sollte man nicht mit Verwunderung fragen, wie
denn eigentlich dieses Problem hieher komme? Vom
ersten Anfang seiner Optik an ist Newton bemüht,
vermittelst der prismatischen Farben, die Eigenschaf-
ten des Lichts zu entdecken. Wäre es ihm gelungen,
so würde nichts leichter seyn, als die Demonstration
umzukehren, und aus den offenbarten Eigenschaften
des Lichts die prismatischen Farben herzuleiten.

598.

Allein es liegt diesem Problem abermals eine
Tücke zum Grunde. In der hieher gehörigen Figur,
welche zu seinem zweyten Theil die zwölfte ist, und
auf unserer siebenten Tafel mit Nr. 9 bezeichnet wor-
den, bringt er zum erstenmal das zwischen den beyden
farbigen Randerscheinungen unveränderte Weiß ent-
schieden vor, nachdem er solches früher mehrmals,
und zuletzt bey dem dreyzehnten Versuch, wo er zwey
Prismen anwendete, stillschweigend eingeführt hatte.

angehoͤren, und er wird ſie dadurch auf einmal los,
daß er ſie der Einbildungskraft zuſchreibt.


Achte Propoſition. Drittes Problem.
Durch die entdeckten Eigenſchaften des Lichts die
prismatiſchen Farben zu erklaͤren.
597.

Sollte man nicht mit Verwunderung fragen, wie
denn eigentlich dieſes Problem hieher komme? Vom
erſten Anfang ſeiner Optik an iſt Newton bemuͤht,
vermittelſt der prismatiſchen Farben, die Eigenſchaf-
ten des Lichts zu entdecken. Waͤre es ihm gelungen,
ſo wuͤrde nichts leichter ſeyn, als die Demonſtration
umzukehren, und aus den offenbarten Eigenſchaften
des Lichts die prismatiſchen Farben herzuleiten.

598.

Allein es liegt dieſem Problem abermals eine
Tuͤcke zum Grunde. In der hieher gehoͤrigen Figur,
welche zu ſeinem zweyten Theil die zwoͤlfte iſt, und
auf unſerer ſiebenten Tafel mit Nr. 9 bezeichnet wor-
den, bringt er zum erſtenmal das zwiſchen den beyden
farbigen Randerſcheinungen unveraͤnderte Weiß ent-
ſchieden vor, nachdem er ſolches fruͤher mehrmals,
und zuletzt bey dem dreyzehnten Verſuch, wo er zwey
Prismen anwendete, ſtillſchweigend eingefuͤhrt hatte.

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[616/0670] angehoͤren, und er wird ſie dadurch auf einmal los, daß er ſie der Einbildungskraft zuſchreibt. Achte Propoſition. Drittes Problem. Durch die entdeckten Eigenſchaften des Lichts die prismatiſchen Farben zu erklaͤren. 597. Sollte man nicht mit Verwunderung fragen, wie denn eigentlich dieſes Problem hieher komme? Vom erſten Anfang ſeiner Optik an iſt Newton bemuͤht, vermittelſt der prismatiſchen Farben, die Eigenſchaf- ten des Lichts zu entdecken. Waͤre es ihm gelungen, ſo wuͤrde nichts leichter ſeyn, als die Demonſtration umzukehren, und aus den offenbarten Eigenſchaften des Lichts die prismatiſchen Farben herzuleiten. 598. Allein es liegt dieſem Problem abermals eine Tuͤcke zum Grunde. In der hieher gehoͤrigen Figur, welche zu ſeinem zweyten Theil die zwoͤlfte iſt, und auf unſerer ſiebenten Tafel mit Nr. 9 bezeichnet wor- den, bringt er zum erſtenmal das zwiſchen den beyden farbigen Randerſcheinungen unveraͤnderte Weiß ent- ſchieden vor, nachdem er ſolches fruͤher mehrmals, und zuletzt bey dem dreyzehnten Verſuch, wo er zwey Prismen anwendete, ſtillſchweigend eingefuͤhrt hatte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/670>, abgerufen am 28.04.2024.