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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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einigen. Man dachte sich ein weit umfassendes Ganze
und wollte jene erste Akademie der Redekünste und
die neu einzurichtende der Wissenschaften mit einander
vereinigen. Dieser Versuch gelang nicht; die Sprach-
Akademiker schieden sich gar bald, und die Akademie
der Wissenschaften blieb mehrere Jahre zwar unter
königlichem Schutz, doch ohne eigentliche Sanction
und Constitution, in einem gewissen Mittelzustand, in
welchem sie sich gleichwohl um die Wissenschaften ge-
nug verdient machte.

Mit ihren Leistungen bis 1696 macht uns Du Hamel
in seiner Regiae Scientiarum academiae historia auf
eine stille und ernste Weise bekannt.

In dem Jahre 1699 wurde sie restaurirt und
völlig organisirt, von welcher Zeit an ihre Arbeiten
und Bemühungen ununterbrochen bis zur Revolution
fortgesetzt wurden.

Die Gesellschaft hielt sich, ohne sonderliche theore-
tische Tendenz, nahe an der Natur und deren Beob-
achtung, wobey sich von selbst versteht, daß in Absicht
auf Astronomie, so wie auf alles was dieser großen
Wissenschaft vorausgehen muß, nicht weniger bey Be-
arbeitung der allgemeinen Naturlehre, die Mathemati-
ker einen fleißigen und treuen Antheil bewiesen. Na-
turgeschichte, Thierbeschreibung, Thieranatomie beschäf-
tigten manche Mitglieder und bereiteten vor, was spä-
ter von Büffon und Daubenton ausgeführt wurde.

einigen. Man dachte ſich ein weit umfaſſendes Ganze
und wollte jene erſte Akademie der Redekuͤnſte und
die neu einzurichtende der Wiſſenſchaften mit einander
vereinigen. Dieſer Verſuch gelang nicht; die Sprach-
Akademiker ſchieden ſich gar bald, und die Akademie
der Wiſſenſchaften blieb mehrere Jahre zwar unter
koͤniglichem Schutz, doch ohne eigentliche Sanction
und Conſtitution, in einem gewiſſen Mittelzuſtand, in
welchem ſie ſich gleichwohl um die Wiſſenſchaften ge-
nug verdient machte.

Mit ihren Leiſtungen bis 1696 macht uns Du Hamel
in ſeiner Regiae Scientiarum academiae historia auf
eine ſtille und ernſte Weiſe bekannt.

In dem Jahre 1699 wurde ſie reſtaurirt und
voͤllig organiſirt, von welcher Zeit an ihre Arbeiten
und Bemuͤhungen ununterbrochen bis zur Revolution
fortgeſetzt wurden.

Die Geſellſchaft hielt ſich, ohne ſonderliche theore-
tiſche Tendenz, nahe an der Natur und deren Beob-
achtung, wobey ſich von ſelbſt verſteht, daß in Abſicht
auf Aſtronomie, ſo wie auf alles was dieſer großen
Wiſſenſchaft vorausgehen muß, nicht weniger bey Be-
arbeitung der allgemeinen Naturlehre, die Mathemati-
ker einen fleißigen und treuen Antheil bewieſen. Na-
turgeſchichte, Thierbeſchreibung, Thieranatomie beſchaͤf-
tigten manche Mitglieder und bereiteten vor, was ſpaͤ-
ter von Buͤffon und Daubenton ausgefuͤhrt wurde.

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[491/0525] einigen. Man dachte ſich ein weit umfaſſendes Ganze und wollte jene erſte Akademie der Redekuͤnſte und die neu einzurichtende der Wiſſenſchaften mit einander vereinigen. Dieſer Verſuch gelang nicht; die Sprach- Akademiker ſchieden ſich gar bald, und die Akademie der Wiſſenſchaften blieb mehrere Jahre zwar unter koͤniglichem Schutz, doch ohne eigentliche Sanction und Conſtitution, in einem gewiſſen Mittelzuſtand, in welchem ſie ſich gleichwohl um die Wiſſenſchaften ge- nug verdient machte. Mit ihren Leiſtungen bis 1696 macht uns Du Hamel in ſeiner Regiae Scientiarum academiae historia auf eine ſtille und ernſte Weiſe bekannt. In dem Jahre 1699 wurde ſie reſtaurirt und voͤllig organiſirt, von welcher Zeit an ihre Arbeiten und Bemuͤhungen ununterbrochen bis zur Revolution fortgeſetzt wurden. Die Geſellſchaft hielt ſich, ohne ſonderliche theore- tiſche Tendenz, nahe an der Natur und deren Beob- achtung, wobey ſich von ſelbſt verſteht, daß in Abſicht auf Aſtronomie, ſo wie auf alles was dieſer großen Wiſſenſchaft vorausgehen muß, nicht weniger bey Be- arbeitung der allgemeinen Naturlehre, die Mathemati- ker einen fleißigen und treuen Antheil bewieſen. Na- turgeſchichte, Thierbeſchreibung, Thieranatomie beſchaͤf- tigten manche Mitglieder und bereiteten vor, was ſpaͤ- ter von Buͤffon und Daubenton ausgefuͤhrt wurde.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/525>, abgerufen am 29.04.2024.