Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Homunculus.
Wüßten's nicht zu sagen,
Doch hier wahrscheinlich zu erfragen.
In Eile magst du, eh' es tagt,
Von Flamm' zu Flamme spürend gehen:
Wer zu den Müttern sich gewagt
Hat weiter nichts zu überstehen.
Mephistopheles.
Auch ich bin hier an meinem Theil;
Doch wüßt' ich bess'res nicht zu unserm Heil,
Als: jeder möge durch die Feuer
Versuchen sich sein eigen Abenteuer.
Dann, um uns wieder zu vereinen,
Laß deine Leuchte, Kleiner, tönend scheinen.
Homunculus.
So soll es blitzen, soll es klingen.
(Das Glas dröhnt und leuchtet gewaltig.)
Nun frisch zu neuen Wunderdingen!
Faust (allein).
Wo ist sie? - Frage jetzt nicht weiter nach ...
Wär's nicht die Scholle die sie trug,
Die Welle nicht die ihr entgegen schlug,
So ist's die Luft die ihre Sprache sprach.
Hier! durch ein Wunder, hier in Griechenland!
Ich fühlte gleich den Boden wo ich stand.
Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte,
So steh' ich, ein Antäus an Gemüthe.
Homunculus.
Wüßten’s nicht zu sagen,
Doch hier wahrscheinlich zu erfragen.
In Eile magst du, eh’ es tagt,
Von Flamm’ zu Flamme spürend gehen:
Wer zu den Müttern sich gewagt
Hat weiter nichts zu überstehen.
Mephistopheles.
Auch ich bin hier an meinem Theil;
Doch wüßt’ ich bess’res nicht zu unserm Heil,
Als: jeder möge durch die Feuer
Versuchen sich sein eigen Abenteuer.
Dann, um uns wieder zu vereinen,
Laß deine Leuchte, Kleiner, tönend scheinen.
Homunculus.
So soll es blitzen, soll es klingen.
(Das Glas dröhnt und leuchtet gewaltig.)
Nun frisch zu neuen Wunderdingen!
Faust (allein).
Wo ist sie? – Frage jetzt nicht weiter nach …
Wär’s nicht die Scholle die sie trug,
Die Welle nicht die ihr entgegen schlug,
So ist’s die Luft die ihre Sprache sprach.
Hier! durch ein Wunder, hier in Griechenland!
Ich fühlte gleich den Boden wo ich stand.
Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte,
So steh’ ich, ein Antäus an Gemüthe.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <pb facs="#f0127" n="115"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Homunculus.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Wüßten&#x2019;s nicht zu sagen,</hi><lb/>
Doch hier wahrscheinlich zu erfragen.<lb/>
In Eile magst du, eh&#x2019; es tagt,<lb/>
Von Flamm&#x2019; zu Flamme spürend gehen:<lb/>
Wer zu den Müttern sich gewagt<lb/>
Hat weiter nichts zu überstehen.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Auch ich bin hier an meinem Theil;<lb/>
Doch wüßt&#x2019; ich bess&#x2019;res nicht zu unserm Heil,<lb/>
Als: jeder möge durch die Feuer<lb/>
Versuchen sich sein eigen Abenteuer.<lb/>
Dann, um uns wieder zu vereinen,<lb/>
Laß deine Leuchte, Kleiner, tönend scheinen.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Homunculus.</hi> </speaker><lb/>
            <p>So soll es blitzen, soll es klingen.<lb/></p>
            <stage>(Das Glas dröhnt und leuchtet gewaltig.)</stage><lb/>
            <p>Nun frisch zu neuen Wunderdingen!<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Faust</hi> </speaker>
            <stage>(allein).</stage><lb/>
            <p>Wo ist sie? &#x2013; Frage jetzt nicht weiter nach &#x2026;<lb/>
Wär&#x2019;s nicht die Scholle die sie trug,<lb/>
Die Welle nicht die ihr entgegen schlug,<lb/>
So ist&#x2019;s die Luft die ihre Sprache sprach.<lb/>
Hier! durch ein Wunder, hier in Griechenland!<lb/>
Ich fühlte gleich den Boden wo ich stand.<lb/>
Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte,<lb/>
So steh&#x2019; ich, ein Antäus an Gemüthe.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0127] Homunculus. Wüßten’s nicht zu sagen, Doch hier wahrscheinlich zu erfragen. In Eile magst du, eh’ es tagt, Von Flamm’ zu Flamme spürend gehen: Wer zu den Müttern sich gewagt Hat weiter nichts zu überstehen. Mephistopheles. Auch ich bin hier an meinem Theil; Doch wüßt’ ich bess’res nicht zu unserm Heil, Als: jeder möge durch die Feuer Versuchen sich sein eigen Abenteuer. Dann, um uns wieder zu vereinen, Laß deine Leuchte, Kleiner, tönend scheinen. Homunculus. So soll es blitzen, soll es klingen. (Das Glas dröhnt und leuchtet gewaltig.) Nun frisch zu neuen Wunderdingen! Faust (allein). Wo ist sie? – Frage jetzt nicht weiter nach … Wär’s nicht die Scholle die sie trug, Die Welle nicht die ihr entgegen schlug, So ist’s die Luft die ihre Sprache sprach. Hier! durch ein Wunder, hier in Griechenland! Ich fühlte gleich den Boden wo ich stand. Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte, So steh’ ich, ein Antäus an Gemüthe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/127
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/127>, abgerufen am 27.04.2024.