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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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Adelheid. Aber du bist nachgebend und er nicht!
Unversehens wird er dich wegreissen, wirst ein
Sklave eines Edelmanns werden, da du Herr von
Fürsten seyn könntest. -- Doch es ist Unbarmher-
zigkeit dir deinen zukünftigen Stand zu verleiten.
Weislingen. Hättest du gefühlt wie liebreich er
mir begegnete.
Adelheid. Liebreich! Das rechnest du ihm an? Es
war seine Schuldigkeit, und was hättest du verlohren
wenn er widerwärtig gewesen wäre? Mir hätte das
willkommner seyn sollen. Ein übermüthiger Mensch
wie der --
Weislingen. Jhr redet von euerm Feind.
Adelheid. Jch redete für eure Freyheit -- Und
weiß überhaupt nicht, was ich für ein Jnteresse
dran nahm. Lebt wohl.
Weislingen. Erlaubt noch einen Augenblick.
(Er nimmt ihre Hand und schweigt.)
Adelheid. Habt ihr mir noch was zu sagen?
Weislingen. -- -- Jch muß fort.
Adelheid. So geht.
Weislingen. Gnädige Frau! -- Jch kann nicht.
Adelheid. Jhr müßt.
Weislingen. Soll das euer letzter Blick seyn!
Adelheid. Geht! Jch bin krank, sehr zur unge-
legnen Zeit.

Weis-
F


Adelheid. Aber du biſt nachgebend und er nicht!
Unverſehens wird er dich wegreiſſen, wirſt ein
Sklave eines Edelmanns werden, da du Herr von
Fuͤrſten ſeyn koͤnnteſt. — Doch es iſt Unbarmher-
zigkeit dir deinen zukuͤnftigen Stand zu verleiten.
Weislingen. Haͤtteſt du gefuͤhlt wie liebreich er
mir begegnete.
Adelheid. Liebreich! Das rechneſt du ihm an? Es
war ſeine Schuldigkeit, und was haͤtteſt du verlohren
wenn er widerwaͤrtig geweſen waͤre? Mir haͤtte das
willkommner ſeyn ſollen. Ein uͤbermuͤthiger Menſch
wie der —
Weislingen. Jhr redet von euerm Feind.
Adelheid. Jch redete fuͤr eure Freyheit — Und
weiß uͤberhaupt nicht, was ich fuͤr ein Jntereſſe
dran nahm. Lebt wohl.
Weislingen. Erlaubt noch einen Augenblick.
(Er nimmt ihre Hand und ſchweigt.)
Adelheid. Habt ihr mir noch was zu ſagen?
Weislingen. — — Jch muß fort.
Adelheid. So geht.
Weislingen. Gnaͤdige Frau! — Jch kann nicht.
Adelheid. Jhr muͤßt.
Weislingen. Soll das euer letzter Blick ſeyn!
Adelheid. Geht! Jch bin krank, ſehr zur unge-
legnen Zeit.

Weis-
F
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[81/0085] Adelheid. Aber du biſt nachgebend und er nicht! Unverſehens wird er dich wegreiſſen, wirſt ein Sklave eines Edelmanns werden, da du Herr von Fuͤrſten ſeyn koͤnnteſt. — Doch es iſt Unbarmher- zigkeit dir deinen zukuͤnftigen Stand zu verleiten. Weislingen. Haͤtteſt du gefuͤhlt wie liebreich er mir begegnete. Adelheid. Liebreich! Das rechneſt du ihm an? Es war ſeine Schuldigkeit, und was haͤtteſt du verlohren wenn er widerwaͤrtig geweſen waͤre? Mir haͤtte das willkommner ſeyn ſollen. Ein uͤbermuͤthiger Menſch wie der — Weislingen. Jhr redet von euerm Feind. Adelheid. Jch redete fuͤr eure Freyheit — Und weiß uͤberhaupt nicht, was ich fuͤr ein Jntereſſe dran nahm. Lebt wohl. Weislingen. Erlaubt noch einen Augenblick. (Er nimmt ihre Hand und ſchweigt.) Adelheid. Habt ihr mir noch was zu ſagen? Weislingen. — — Jch muß fort. Adelheid. So geht. Weislingen. Gnaͤdige Frau! — Jch kann nicht. Adelheid. Jhr muͤßt. Weislingen. Soll das euer letzter Blick ſeyn! Adelheid. Geht! Jch bin krank, ſehr zur unge- legnen Zeit. Weis- F

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/85>, abgerufen am 30.04.2024.