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Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

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Ein Schauspiel.
Das nennst du unnütz? wenn von deinem
Wesen
Auf Tausende herab ein Balsam träufelt;
Wenn du dem Volke, dem ein Gott dich brachte,
Des neuen Glückes ew'ge Quelle wirst,
Und an dem unwirthbaren Todes-Ufer
Dem Fremden Heil und Rückkehr zubereitest?
Iphigenie.
Das Wenige verschwindet leicht dem Blick,
Der vorwärts sieht wie viel noch übrig bleibt.
Arkas.
Doch lobst du den, der was er thut nicht schätzt?
Iphigenie.
Man tadelt den, der seine Thaten wägt.
Arkas.
Auch den, der wahren Werth zu stolz nicht achtet,
Wie den, der falschen Werth zu eitel hebt.
Glaub' mir und hör' auf eines Mannes Wort,
Der treu und redlich dir ergeben ist:
Wenn heut der König mit dir redet, so
Erleichtr' ihm, was er dir zu sagen denkt.
Ein Schauſpiel.
Das nennſt du unnütz? wenn von deinem
Weſen
Auf Tauſende herab ein Balſam träufelt;
Wenn du dem Volke, dem ein Gott dich brachte,
Des neuen Glückes ew’ge Quelle wirſt,
Und an dem unwirthbaren Todes-Ufer
Dem Fremden Heil und Rückkehr zubereiteſt?
Iphigenie.
Das Wenige verſchwindet leicht dem Blick,
Der vorwärts ſieht wie viel noch übrig bleibt.
Arkas.
Doch lobſt du den, der was er thut nicht ſchätzt?
Iphigenie.
Man tadelt den, der ſeine Thaten wägt.
Arkas.
Auch den, der wahren Werth zu ſtolz nicht achtet,
Wie den, der falſchen Werth zu eitel hebt.
Glaub’ mir und hör’ auf eines Mannes Wort,
Der treu und redlich dir ergeben iſt:
Wenn heut der König mit dir redet, ſo
Erleichtr’ ihm, was er dir zu ſagen denkt.
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[11/0020] Ein Schauſpiel. Das nennſt du unnütz? wenn von deinem Weſen Auf Tauſende herab ein Balſam träufelt; Wenn du dem Volke, dem ein Gott dich brachte, Des neuen Glückes ew’ge Quelle wirſt, Und an dem unwirthbaren Todes-Ufer Dem Fremden Heil und Rückkehr zubereiteſt? Iphigenie. Das Wenige verſchwindet leicht dem Blick, Der vorwärts ſieht wie viel noch übrig bleibt. Arkas. Doch lobſt du den, der was er thut nicht ſchätzt? Iphigenie. Man tadelt den, der ſeine Thaten wägt. Arkas. Auch den, der wahren Werth zu ſtolz nicht achtet, Wie den, der falſchen Werth zu eitel hebt. Glaub’ mir und hör’ auf eines Mannes Wort, Der treu und redlich dir ergeben iſt: Wenn heut der König mit dir redet, ſo Erleichtr’ ihm, was er dir zu ſagen denkt.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/20>, abgerufen am 30.04.2024.