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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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erscheinen werden, ihre Herzen aufzuschlies¬
sen, ihre Gemüther zu berühren, und ihnen
himmlische Genüsse zu bereiten, so gewiß
mir an deinem Busen Freuden gewährt
waren, die immer himmlisch genennt wer¬
den müssen, weil wir uns in jenen Augen¬
blicken aus uns selbst gerückt, über uns
selbst erhaben fühlen.

Ich kann nicht schließen, ich habe schon
zu viel gesagt, und weiß nicht, ob ich dir
schon alles gesagt habe, alles was dich
angeht; denn die Bewegung des Rades,
das sich in meinem Herzen dreht, sind kei¬
ne Worte vermögend auszudrücken.

Nimm dieses Blatt indeß, meine Liebe,
ich habe es wieder durchgelesen und finde,
daß ich von vorne anfangen sollte, doch
enthält es alles, was du zu wissen nöthig
hast, was dir Vorbereitung ist, wenn ich
bald mit Fröhlichkeit der süßen Liebe an

dei¬

erſcheinen werden, ihre Herzen aufzuſchlieſ¬
ſen, ihre Gemüther zu berühren, und ihnen
himmliſche Genüſſe zu bereiten, ſo gewiß
mir an deinem Buſen Freuden gewährt
waren, die immer himmliſch genennt wer¬
den müſſen, weil wir uns in jenen Augen¬
blicken aus uns ſelbſt gerückt, über uns
ſelbſt erhaben fühlen.

Ich kann nicht ſchließen, ich habe ſchon
zu viel geſagt, und weiß nicht, ob ich dir
ſchon alles geſagt habe, alles was dich
angeht; denn die Bewegung des Rades,
das ſich in meinem Herzen dreht, ſind kei¬
ne Worte vermögend auszudrücken.

Nimm dieſes Blatt indeß, meine Liebe,
ich habe es wieder durchgeleſen und finde,
daß ich von vorne anfangen ſollte, doch
enthält es alles, was du zu wiſſen nöthig
haſt, was dir Vorbereitung iſt, wenn ich
bald mit Fröhlichkeit der ſüßen Liebe an

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[160/0168] erſcheinen werden, ihre Herzen aufzuſchlieſ¬ ſen, ihre Gemüther zu berühren, und ihnen himmliſche Genüſſe zu bereiten, ſo gewiß mir an deinem Buſen Freuden gewährt waren, die immer himmliſch genennt wer¬ den müſſen, weil wir uns in jenen Augen¬ blicken aus uns ſelbſt gerückt, über uns ſelbſt erhaben fühlen. Ich kann nicht ſchließen, ich habe ſchon zu viel geſagt, und weiß nicht, ob ich dir ſchon alles geſagt habe, alles was dich angeht; denn die Bewegung des Rades, das ſich in meinem Herzen dreht, ſind kei¬ ne Worte vermögend auszudrücken. Nimm dieſes Blatt indeß, meine Liebe, ich habe es wieder durchgeleſen und finde, daß ich von vorne anfangen ſollte, doch enthält es alles, was du zu wiſſen nöthig haſt, was dir Vorbereitung iſt, wenn ich bald mit Fröhlichkeit der ſüßen Liebe an dei¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/168>, abgerufen am 07.05.2024.