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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

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Seyd willkommen! verzeiht mir! Ich habe
   Vesper gelesen;

Darum ließ ich euch warten. Ich dank euch,
   daß Ihr gekommen,

Denn es nutzt mir gewiß bey Hofe; so darf
   ich es hoffen.

Seyd zu jeglicher Stunde, mein Oheim, will-
   kommen! Indessen

Bleibt der Tadel für den, der Euch die Reise
   befohlen;

Denn sie ist weit und beschwerlich. O Him-
   mel, wie ihr erhitzt seyd!

Eure Haare sind naß und euer Odem be-
   klommen.

Hatte der mächtige König sonst keinen Boten
   zu senden,

Als den edelsten Mann, den er am meisten
   erhöhet?

Aber so sollt es wohl seyn zu meinem Vor-
   theil: ich bitte,

Seyd willkommen! verzeiht mir! Ich habe
   Vesper gelesen;

Darum ließ ich euch warten. Ich dank euch,
   daß Ihr gekommen,

Denn es nutzt mir gewiß bey Hofe; so darf
   ich es hoffen.

Seyd zu jeglicher Stunde, mein Oheim, will-
   kommen! Indessen

Bleibt der Tadel fuͤr den, der Euch die Reise
   befohlen;

Denn sie ist weit und beschwerlich. O Him-
   mel, wie ihr erhitzt seyd!

Eure Haare sind naß und euer Odem be-
   klommen.

Hatte der maͤchtige Koͤnig sonst keinen Boten
   zu senden,

Als den edelsten Mann, den er am meisten
   erhoͤhet?

Aber so sollt es wohl seyn zu meinem Vor-
   theil: ich bitte,

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[41/0049] Seyd willkommen! verzeiht mir! Ich habe Vesper gelesen; Darum ließ ich euch warten. Ich dank euch, daß Ihr gekommen, Denn es nutzt mir gewiß bey Hofe; so darf ich es hoffen. Seyd zu jeglicher Stunde, mein Oheim, will- kommen! Indessen Bleibt der Tadel fuͤr den, der Euch die Reise befohlen; Denn sie ist weit und beschwerlich. O Him- mel, wie ihr erhitzt seyd! Eure Haare sind naß und euer Odem be- klommen. Hatte der maͤchtige Koͤnig sonst keinen Boten zu senden, Als den edelsten Mann, den er am meisten erhoͤhet? Aber so sollt es wohl seyn zu meinem Vor- theil: ich bitte,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/49>, abgerufen am 26.04.2024.