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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

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Sich für uns und die unsern nichts besseres;
   müssen wir freylich

Honigscheiben verzehren, die sind wohl immer
   zu haben.

Doch ich esse sie nur aus Noth; nun bin ich
   geschwollen.

Wider Willen schluckt ich das Zeug, wie sollt
   es gedeihen?

Kann ich es immer vermeiden, so bleibt mir's
   fern vom Gaumen.

Ey! was hab' ich gehört! versetzte der
   Braune, Herr Oheim!

Ey! verschmähet ihr so den Honig, den man-
   cher begehret?

Honig, muß ich euch sagen, geht über alle
   Gerichte,

Wenigstens mir! o schafft mir davon, es soll
   euch nicht reuen!

Sich fuͤr uns und die unsern nichts besseres;
   muͤssen wir freylich

Honigscheiben verzehren, die sind wohl immer
   zu haben.

Doch ich esse sie nur aus Noth; nun bin ich
   geschwollen.

Wider Willen schluckt ich das Zeug, wie sollt
   es gedeihen?

Kann ich es immer vermeiden, so bleibt mir's
   fern vom Gaumen.

Ey! was hab' ich gehoͤrt! versetzte der
   Braune, Herr Oheim!

Ey! verschmaͤhet ihr so den Honig, den man-
   cher begehret?

Honig, muß ich euch sagen, geht uͤber alle
   Gerichte,

Wenigstens mir! o schafft mir davon, es soll
   euch nicht reuen!

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[43/0051] Sich fuͤr uns und die unsern nichts besseres; muͤssen wir freylich Honigscheiben verzehren, die sind wohl immer zu haben. Doch ich esse sie nur aus Noth; nun bin ich geschwollen. Wider Willen schluckt ich das Zeug, wie sollt es gedeihen? Kann ich es immer vermeiden, so bleibt mir's fern vom Gaumen. Ey! was hab' ich gehoͤrt! versetzte der Braune, Herr Oheim! Ey! verschmaͤhet ihr so den Honig, den man- cher begehret? Honig, muß ich euch sagen, geht uͤber alle Gerichte, Wenigstens mir! o schafft mir davon, es soll euch nicht reuen!

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/51>, abgerufen am 27.04.2024.