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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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selbst, indem sie sich mancherley vertrauten
und zugleich die neusten Formen und Zu¬
schnitte von Frühkleidern, Hüten und der¬
gleichen zu mustern anfingen, genugsame Un¬
terhaltung; während die Männer sich um
die neuen Reisewägen, mit vorgeführten Pfer¬
den, beschäftigten und gleich zu handeln und
zu tauschen anfingen.

Erst zu Tische kam man wieder zusammen.
Die Umkleidung war geschehen und auch hier
zeigte sich das angekommene Paar zu seinem
Vortheile. Alles was sie an sich trugen war
neu und gleichsam ungesehen und doch schon
durch den Gebrauch zur Gewohnheit und Be¬
quemlichkeit eingeweiht.

Das Gespräch war lebhaft und abwech¬
selnd, wie denn in Gegenwart solcher Per¬
sonen alles und nichts zu interessiren scheint.
Man bediente sich der französischen Sprache,
um die Aufwartenden von dem Mitverständ¬

ſelbſt, indem ſie ſich mancherley vertrauten
und zugleich die neuſten Formen und Zu¬
ſchnitte von Fruͤhkleidern, Huͤten und der¬
gleichen zu muſtern anfingen, genugſame Un¬
terhaltung; waͤhrend die Maͤnner ſich um
die neuen Reiſewaͤgen, mit vorgefuͤhrten Pfer¬
den, beſchaͤftigten und gleich zu handeln und
zu tauſchen anfingen.

Erſt zu Tiſche kam man wieder zuſammen.
Die Umkleidung war geſchehen und auch hier
zeigte ſich das angekommene Paar zu ſeinem
Vortheile. Alles was ſie an ſich trugen war
neu und gleichſam ungeſehen und doch ſchon
durch den Gebrauch zur Gewohnheit und Be¬
quemlichkeit eingeweiht.

Das Geſpraͤch war lebhaft und abwech¬
ſelnd, wie denn in Gegenwart ſolcher Per¬
ſonen alles und nichts zu intereſſiren ſcheint.
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[174/0179] ſelbſt, indem ſie ſich mancherley vertrauten und zugleich die neuſten Formen und Zu¬ ſchnitte von Fruͤhkleidern, Huͤten und der¬ gleichen zu muſtern anfingen, genugſame Un¬ terhaltung; waͤhrend die Maͤnner ſich um die neuen Reiſewaͤgen, mit vorgefuͤhrten Pfer¬ den, beſchaͤftigten und gleich zu handeln und zu tauſchen anfingen. Erſt zu Tiſche kam man wieder zuſammen. Die Umkleidung war geſchehen und auch hier zeigte ſich das angekommene Paar zu ſeinem Vortheile. Alles was ſie an ſich trugen war neu und gleichſam ungeſehen und doch ſchon durch den Gebrauch zur Gewohnheit und Be¬ quemlichkeit eingeweiht. Das Geſpraͤch war lebhaft und abwech¬ ſelnd, wie denn in Gegenwart ſolcher Per¬ ſonen alles und nichts zu intereſſiren ſcheint. Man bediente ſich der franzoͤſiſchen Sprache, um die Aufwartenden von dem Mitverſtaͤnd¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/179>, abgerufen am 28.04.2024.