Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.Charlotte bestand auf ihrem Sinne und Charlotte schwieg und ging. Einige folg¬ Charlotte beſtand auf ihrem Sinne und Charlotte ſchwieg und ging. Einige folg¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0256" n="251"/> <p>Charlotte beſtand auf ihrem Sinne und<lb/> winkte Ottilien, die ſich ſogleich zum Weg¬<lb/> gehn anſchickte. Eduard ergriff ihre Hand<lb/> und rief: Wir wollen dieſen Tag nicht im La¬<lb/> zareth endigen! Zur barmherzigen Schweſter<lb/> iſt ſie zu gut. Auch ohne uns werden die<lb/> Scheintodten erwachen und die Lebendigen<lb/> ſich abtrocknen.</p><lb/> <p>Charlotte ſchwieg und ging. Einige folg¬<lb/> ten ihr, andere dieſen; endlich wollte Niemand<lb/> der letzte ſeyn und ſo folgten alle. Eduard<lb/> und Ottilie fanden ſich allein unter den Pla¬<lb/> tanen. Er beſtand darauf zu bleiben, ſo<lb/> dringend, ſo aͤngſtlich ſie ihn auch bat, mit<lb/> ihr nach dem Schloſſe zuruͤckzukehren. Nein,<lb/> Ottilie! rief er: das Außerordentliche geſchieht<lb/> nicht auf glattem gewoͤhnlichen Wege. Dieſer<lb/> uͤberraſchende Vorfall von heute Abend bringt<lb/> uns ſchneller zuſammen. Du biſt die meine!<lb/> Ich habe dir's ſchon ſo oft geſagt und ge¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [251/0256]
Charlotte beſtand auf ihrem Sinne und
winkte Ottilien, die ſich ſogleich zum Weg¬
gehn anſchickte. Eduard ergriff ihre Hand
und rief: Wir wollen dieſen Tag nicht im La¬
zareth endigen! Zur barmherzigen Schweſter
iſt ſie zu gut. Auch ohne uns werden die
Scheintodten erwachen und die Lebendigen
ſich abtrocknen.
Charlotte ſchwieg und ging. Einige folg¬
ten ihr, andere dieſen; endlich wollte Niemand
der letzte ſeyn und ſo folgten alle. Eduard
und Ottilie fanden ſich allein unter den Pla¬
tanen. Er beſtand darauf zu bleiben, ſo
dringend, ſo aͤngſtlich ſie ihn auch bat, mit
ihr nach dem Schloſſe zuruͤckzukehren. Nein,
Ottilie! rief er: das Außerordentliche geſchieht
nicht auf glattem gewoͤhnlichen Wege. Dieſer
uͤberraſchende Vorfall von heute Abend bringt
uns ſchneller zuſammen. Du biſt die meine!
Ich habe dir's ſchon ſo oft geſagt und ge¬
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/256>, abgerufen am 17.06.2024. |