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Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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suchte nun Schutz bei Kurt; sie ward aufgenommen und wurde der Frau Agnes treueste Magd.

Als Kurt ein ehrbarer Haushalter wurde, welcher dem seinigen treulich vorstand, wurde er ebenfalls wieder ein geachteter Junker, den nicht bloß seine Leute liebten, sondern auf den auch noch Andere etwas hielten. Es ist curios, aber die wahre Achtung geht immer vom Hausvater aus, in den höchsten und in den niedrigsten Ständen, unter Heiden, Türken, Mohamedanern und selbst unter den Juden, wie sehr die auch am Fleische hängen. Paulus sagt nicht umsonst: Wer seinem Haushalt nicht Vorsorge thut, ist ärger als ein Heide! -- Auch unter den Edlen gewann Kurt seinen Platz wieder, er ward ein Mann, zu dem man Vertrauen hatte, und allenthalben war er ein gern gesehener Gast. Die Verlegenheit, wie mit Ehren in die Welt kommen, in welcher er und Jürg gewesen war, plagte ihn nicht in Beziehung auf seine Kinder: einem Ehrenmanne öffnen sich ehrliche Wege in die Welt und durch die Welt, das ist frommer Eltern Segen, der den Kindern Häuser baut. Kurt's Söhne lernten in edlen Häusern das Waffenhandwerk und übten es unter ehrenwerthen Bannern. Kurt ward Bürger zu Bern, und sein Stamm erlosch daselbst; seine Güter kamen an das verwandte Thorberger Haus, mit Thorberg ward nach der Sempacher Schlacht 1338 auch Koppigen gebrochen und seither nicht mehr aufgebaut. Als der letzte Thorberger Peter zu Ende des

suchte nun Schutz bei Kurt; sie ward aufgenommen und wurde der Frau Agnes treueste Magd.

Als Kurt ein ehrbarer Haushalter wurde, welcher dem seinigen treulich vorstand, wurde er ebenfalls wieder ein geachteter Junker, den nicht bloß seine Leute liebten, sondern auf den auch noch Andere etwas hielten. Es ist curios, aber die wahre Achtung geht immer vom Hausvater aus, in den höchsten und in den niedrigsten Ständen, unter Heiden, Türken, Mohamedanern und selbst unter den Juden, wie sehr die auch am Fleische hängen. Paulus sagt nicht umsonst: Wer seinem Haushalt nicht Vorsorge thut, ist ärger als ein Heide! — Auch unter den Edlen gewann Kurt seinen Platz wieder, er ward ein Mann, zu dem man Vertrauen hatte, und allenthalben war er ein gern gesehener Gast. Die Verlegenheit, wie mit Ehren in die Welt kommen, in welcher er und Jürg gewesen war, plagte ihn nicht in Beziehung auf seine Kinder: einem Ehrenmanne öffnen sich ehrliche Wege in die Welt und durch die Welt, das ist frommer Eltern Segen, der den Kindern Häuser baut. Kurt's Söhne lernten in edlen Häusern das Waffenhandwerk und übten es unter ehrenwerthen Bannern. Kurt ward Bürger zu Bern, und sein Stamm erlosch daselbst; seine Güter kamen an das verwandte Thorberger Haus, mit Thorberg ward nach der Sempacher Schlacht 1338 auch Koppigen gebrochen und seither nicht mehr aufgebaut. Als der letzte Thorberger Peter zu Ende des

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T09:57:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T09:57:28Z)

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/196>, abgerufen am 28.04.2024.