Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Diß alles kam ins Werck. Die Evangelsche Stände
Beschwerten sich hierob und baten umb ein Ende
von solcher Uberlast. Je mehr des bittens war
Je mehr ihr Gottes dienst bey der Romanschen Schaar
Jn Schimpf und Last verfiel/ daher sie sich zusammen
Jn dem sehr grossen Prag verfügten (Blut und Flammen
Erschienen diesen Tag) die Käyserliche Herrn
(Der Käyser selbst war nun von Böhäimb etwas ferrn
und in dem schönen Wien) zu bitten/ die Beschwerden
Zu lindern/ eh es noch hiemit möcht' ärger werden.
Wie aber jeglich Theil bey seiner Meynung blieb
und endlich auch der Zorn die Hand zur Rache trieb/)
Ach! sihe da/ da kam die Zänckerey zum Streiten/
Worob man ihrer drey von Käyserlicher Seiten/
Als Grafen Slabata und Grafen Marteniz
Nechst ihres innern Rahts Verfassern den Fabriz
Aus hohen Fenstern (b) schmiß/ weil dieser drey bedienen
Vor Sie zu Päbstisch war/ da flog zugleich mit ihnen
Diß Feuer in die Welt. Ach! daß uns dessen Macht
Nicht grössern Schaden hett' in unser Reich gebracht/
Als ihnen dieser Sturz. Sie blieben bey dem Leben/
uns Deutschen aber hat ihr Fall den Tod gegeben/
Wier zappeln nur noch was. Matthias/ der die Krohn
Von Böhäims Landen trug und auch den Käyser-Thron
Besaß/ nahm diese That/ an seinen Lieb- und Treuen
Begangen/ übel auf. Da war auch kein bereuen.
Es schien in dieser That Jhm viel zu viel gethan/
Er sah auch über diß mit trüben Augen an/
Wie alles wider Jhn sich in die Waffen machte.
Dann hör: Als dieses Volck den Sachen nach gedachte/
Befund es alsobald/ es würde diese That
Des großen Käysers Hertz/ als dessen Majestat
Hiemit verletzet war/ zu Rach und Streit bewegen/
Drum nahm es sich in acht/ und ließ die Drummel regen/
Ließ durch den Herrn von Thurn jhm allen Abbruch thun.
Gantz Böhäimb waffnete. Da solcher Aufstand nun
Den Käyser gelten solt/ ergriff er seine Waffen
und schickte den Tampier den Lärmen ab zu straffen/
Er
(b) Ao, 1618. im Majo.
Diß alles kam ins Werck. Die Evangelſche Staͤnde
Beſchwerten ſich hierob und baten umb ein Ende
von ſolcher Uberlaſt. Je mehr des bittens war
Je mehr ihr Gottes dienſt bey der Romanſchen Schaar
Jn Schimpf und Laſt verfiel/ daher ſie ſich zuſammen
Jn dem ſehr groſſen Prag verfuͤgten (Blut und Flammen
Erſchienen dieſen Tag) die Kaͤyſerliche Herrn
(Der Kaͤyſer ſelbſt war nun von Boͤhaͤimb etwas ferꝛn
und in dem ſchoͤnen Wien) zu bitten/ die Beſchwerden
Zu lindern/ eh es noch hiemit moͤcht’ aͤrger werden.
Wie aber jeglich Theil bey ſeiner Meynung blieb
und endlich auch der Zorn die Hand zur Rache trieb/)
Ach! ſihe da/ da kam die Zaͤnckerey zum Streiten/
Worob man ihrer drey von Kaͤyſerlicher Seiten/
Als Grafen Slabata und Grafen Marteniz
Nechſt ihres innern Rahts Verfaſſern den Fabriz
Aus hohen Fenſtern (b) ſchmiß/ weil dieſer drey bedienen
Vor Sie zu Paͤbſtiſch war/ da flog zugleich mit ihnen
Diß Feuer in die Welt. Ach! daß uns deſſen Macht
Nicht groͤſſern Schaden hett’ in unſer Reich gebracht/
Als ihnen dieſer Sturz. Sie blieben bey dem Leben/
uns Deutſchen aber hat ihr Fall den Tod gegeben/
Wier zappeln nur noch was. Matthias/ der die Krohn
Von Boͤhaͤims Landen trug und auch den Kaͤyſer-Thron
Beſaß/ nahm dieſe That/ an ſeinen Lieb- und Treuen
Begangen/ uͤbel auf. Da war auch kein bereuen.
Es ſchien in dieſer That Jhm viel zu viel gethan/
Er ſah auch uͤber diß mit truͤben Augen an/
Wie alles wider Jhn ſich in die Waffen machte.
Dann hoͤr: Als dieſes Volck den Sachen nach gedachte/
Befund es alſobald/ es wuͤrde dieſe That
Des großen Kaͤyſers Hertz/ als deſſen Majeſtat
Hiemit verletzet war/ zu Rach und Streit bewegen/
Drum nahm es ſich in acht/ und ließ die Drummel regen/
Ließ durch den Herꝛn von Thurn jhm allen Abbruch thun.
Gantz Boͤhaͤimb waffnete. Da ſolcher Aufſtand nun
Den Kaͤyſer gelten ſolt/ ergriff er ſeine Waffen
und ſchickte den Tampier den Laͤrmen ab zu ſtraffen/
Er
(b) Ao, 1618. im Majo.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0012"/>
          <l>Diß alles kam ins Werck. Die Evangel&#x017F;che Sta&#x0364;nde</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;chwerten &#x017F;ich hierob und baten umb ein Ende</l><lb/>
          <l>von &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">U</hi>berla&#x017F;t. Je mehr des bittens war</l><lb/>
          <l>Je mehr ihr Gottes dien&#x017F;t bey der Roman&#x017F;chen Schaar</l><lb/>
          <l>Jn Schimpf und La&#x017F;t verfiel/ daher &#x017F;ie &#x017F;ich zu&#x017F;ammen</l><lb/>
          <l>Jn dem &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Prag verfu&#x0364;gten (Blut und Flammen</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;chienen die&#x017F;en Tag) die Ka&#x0364;y&#x017F;erliche Herrn</l><lb/>
          <l>(Der Ka&#x0364;y&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t war nun von Bo&#x0364;ha&#x0364;imb etwas fer&#xA75B;n</l><lb/>
          <l>und in dem &#x017F;cho&#x0364;nen Wien) zu bitten/ die Be&#x017F;chwerden</l><lb/>
          <l>Zu lindern/ eh es noch hiemit mo&#x0364;cht&#x2019; a&#x0364;rger werden.</l><lb/>
          <l>Wie aber jeglich Theil bey &#x017F;einer Meynung blieb</l><lb/>
          <l>und endlich auch der Zorn die Hand zur Rache trieb/)</l><lb/>
          <l>Ach! &#x017F;ihe da/ da kam die Za&#x0364;nckerey zum Streiten/</l><lb/>
          <l>Worob man ihrer drey von Ka&#x0364;y&#x017F;erlicher Seiten/</l><lb/>
          <l>Als Grafen Slabata und Grafen Marteniz</l><lb/>
          <l>Nech&#x017F;t ihres innern Rahts Verfa&#x017F;&#x017F;ern den Fabriz</l><lb/>
          <l>Aus hohen Fen&#x017F;tern <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Ao,</hi> 1618. im <hi rendition="#aq">Majo.</hi></note> &#x017F;chmiß/ weil die&#x017F;er drey bedienen</l><lb/>
          <l>Vor Sie zu Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;ch war/ da flog zugleich mit ihnen</l><lb/>
          <l>Diß Feuer in die Welt. Ach! daß uns de&#x017F;&#x017F;en Macht</l><lb/>
          <l>Nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Schaden hett&#x2019; in un&#x017F;er Reich gebracht/</l><lb/>
          <l>Als ihnen die&#x017F;er Sturz. Sie blieben bey dem Leben/</l><lb/>
          <l>uns Deut&#x017F;chen aber hat ihr Fall den Tod gegeben/</l><lb/>
          <l>Wier zappeln nur noch was. Matthias/ der die Krohn</l><lb/>
          <l>Von Bo&#x0364;ha&#x0364;ims Landen trug und auch den Ka&#x0364;y&#x017F;er-Thron</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;aß/ nahm die&#x017F;e That/ an &#x017F;einen Lieb- und Treuen</l><lb/>
          <l>Begangen/ u&#x0364;bel auf. Da war auch kein bereuen.</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;chien in die&#x017F;er That Jhm viel zu viel gethan/</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ah auch u&#x0364;ber diß mit tru&#x0364;ben Augen an/</l><lb/>
          <l>Wie alles wider Jhn &#x017F;ich in die Waffen machte.</l><lb/>
          <l>Dann ho&#x0364;r: Als die&#x017F;es Volck den Sachen nach gedachte/</l><lb/>
          <l>Befund es al&#x017F;obald/ es wu&#x0364;rde die&#x017F;e That</l><lb/>
          <l>Des großen Ka&#x0364;y&#x017F;ers Hertz/ als de&#x017F;&#x017F;en Maje&#x017F;tat</l><lb/>
          <l>Hiemit verletzet war/ zu Rach und Streit bewegen/</l><lb/>
          <l>Drum nahm es &#x017F;ich in acht/ und ließ die Drummel regen/</l><lb/>
          <l>Ließ durch den Her&#xA75B;n von Thurn jhm allen Abbruch thun.</l><lb/>
          <l>Gantz Bo&#x0364;ha&#x0364;imb waffnete. Da &#x017F;olcher Auf&#x017F;tand nun</l><lb/>
          <l>Den Ka&#x0364;y&#x017F;er gelten &#x017F;olt/ ergriff er &#x017F;eine Waffen</l><lb/>
          <l>und &#x017F;chickte den Tampier den La&#x0364;rmen ab zu &#x017F;traffen/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0012] Diß alles kam ins Werck. Die Evangelſche Staͤnde Beſchwerten ſich hierob und baten umb ein Ende von ſolcher Uberlaſt. Je mehr des bittens war Je mehr ihr Gottes dienſt bey der Romanſchen Schaar Jn Schimpf und Laſt verfiel/ daher ſie ſich zuſammen Jn dem ſehr groſſen Prag verfuͤgten (Blut und Flammen Erſchienen dieſen Tag) die Kaͤyſerliche Herrn (Der Kaͤyſer ſelbſt war nun von Boͤhaͤimb etwas ferꝛn und in dem ſchoͤnen Wien) zu bitten/ die Beſchwerden Zu lindern/ eh es noch hiemit moͤcht’ aͤrger werden. Wie aber jeglich Theil bey ſeiner Meynung blieb und endlich auch der Zorn die Hand zur Rache trieb/) Ach! ſihe da/ da kam die Zaͤnckerey zum Streiten/ Worob man ihrer drey von Kaͤyſerlicher Seiten/ Als Grafen Slabata und Grafen Marteniz Nechſt ihres innern Rahts Verfaſſern den Fabriz Aus hohen Fenſtern (b) ſchmiß/ weil dieſer drey bedienen Vor Sie zu Paͤbſtiſch war/ da flog zugleich mit ihnen Diß Feuer in die Welt. Ach! daß uns deſſen Macht Nicht groͤſſern Schaden hett’ in unſer Reich gebracht/ Als ihnen dieſer Sturz. Sie blieben bey dem Leben/ uns Deutſchen aber hat ihr Fall den Tod gegeben/ Wier zappeln nur noch was. Matthias/ der die Krohn Von Boͤhaͤims Landen trug und auch den Kaͤyſer-Thron Beſaß/ nahm dieſe That/ an ſeinen Lieb- und Treuen Begangen/ uͤbel auf. Da war auch kein bereuen. Es ſchien in dieſer That Jhm viel zu viel gethan/ Er ſah auch uͤber diß mit truͤben Augen an/ Wie alles wider Jhn ſich in die Waffen machte. Dann hoͤr: Als dieſes Volck den Sachen nach gedachte/ Befund es alſobald/ es wuͤrde dieſe That Des großen Kaͤyſers Hertz/ als deſſen Majeſtat Hiemit verletzet war/ zu Rach und Streit bewegen/ Drum nahm es ſich in acht/ und ließ die Drummel regen/ Ließ durch den Herꝛn von Thurn jhm allen Abbruch thun. Gantz Boͤhaͤimb waffnete. Da ſolcher Aufſtand nun Den Kaͤyſer gelten ſolt/ ergriff er ſeine Waffen und ſchickte den Tampier den Laͤrmen ab zu ſtraffen/ Er (b) Ao, 1618. im Majo.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/12
Zitationshilfe: Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/12>, abgerufen am 26.04.2024.