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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Aylwin, historische Erzählung von Dr. W. Seyffahrt, aus
der Zeit des noch glimmenden Hasses der Sachsen und Normannen unter
Heinrich I. von England. Der Anfang ist, daß König Heinrich und ein
junger Ritter ihr Auge auf die schöne Tochter des königlichen Münzmeisters
werfen; das Ende, daß der Edelmann sich mit dem Mädchen vermählt.
Dazwischen liegt ein überaus weitläufiger Tractatus, theils über jenen an¬
fangs erwähnten Blick, theils über einen Proceß wegen angeblicher Verun¬
treuung des Münzgoldes, wodurch des Ritters Oheim, ein geiziger Bischof,
den Vater der Schönen zu verderben trachtet. Mögen auch alle diese Dinge
in der Chronik, auf die der Verfasser verweist, in unbarmherziger Weit¬
läufigkeit verzeichnet sein, so gehören sie doch nicht in eine Erzählung, wie
sie der Versasser zu liefern hatte. Der historische Werth einer Novelle
beruht nicht in der Masse des Details, in antiquarischer Ausführlichkeit,
sonst könnte man jede Chronik und jedes Archiv zum Musenquell machen.

Das getheilte Herz, Novelle von Elise Ehrhardt, revidirt
und aus den nachgelassenen Papieren der Verfasserin herausgegeben von
Dr. Fr. Bolger, ist eine Skizze von geringem Umfange, von der Art,
wie Damen sie zu schreiben lieben. Etwas Leichtsinn und viel große Welt,
Gefühl und Kälte, Schmerz und Verlust sind die Ingredienzien der an¬
spruchslosen Erzählung. --

Th. Schliephake,


Aylwin, historische Erzählung von Dr. W. Seyffahrt, aus
der Zeit des noch glimmenden Hasses der Sachsen und Normannen unter
Heinrich I. von England. Der Anfang ist, daß König Heinrich und ein
junger Ritter ihr Auge auf die schöne Tochter des königlichen Münzmeisters
werfen; das Ende, daß der Edelmann sich mit dem Mädchen vermählt.
Dazwischen liegt ein überaus weitläufiger Tractatus, theils über jenen an¬
fangs erwähnten Blick, theils über einen Proceß wegen angeblicher Verun¬
treuung des Münzgoldes, wodurch des Ritters Oheim, ein geiziger Bischof,
den Vater der Schönen zu verderben trachtet. Mögen auch alle diese Dinge
in der Chronik, auf die der Verfasser verweist, in unbarmherziger Weit¬
läufigkeit verzeichnet sein, so gehören sie doch nicht in eine Erzählung, wie
sie der Versasser zu liefern hatte. Der historische Werth einer Novelle
beruht nicht in der Masse des Details, in antiquarischer Ausführlichkeit,
sonst könnte man jede Chronik und jedes Archiv zum Musenquell machen.

Das getheilte Herz, Novelle von Elise Ehrhardt, revidirt
und aus den nachgelassenen Papieren der Verfasserin herausgegeben von
Dr. Fr. Bolger, ist eine Skizze von geringem Umfange, von der Art,
wie Damen sie zu schreiben lieben. Etwas Leichtsinn und viel große Welt,
Gefühl und Kälte, Schmerz und Verlust sind die Ingredienzien der an¬
spruchslosen Erzählung. —

Th. Schliephake,


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[273/0281] Aylwin, historische Erzählung von Dr. W. Seyffahrt, aus der Zeit des noch glimmenden Hasses der Sachsen und Normannen unter Heinrich I. von England. Der Anfang ist, daß König Heinrich und ein junger Ritter ihr Auge auf die schöne Tochter des königlichen Münzmeisters werfen; das Ende, daß der Edelmann sich mit dem Mädchen vermählt. Dazwischen liegt ein überaus weitläufiger Tractatus, theils über jenen an¬ fangs erwähnten Blick, theils über einen Proceß wegen angeblicher Verun¬ treuung des Münzgoldes, wodurch des Ritters Oheim, ein geiziger Bischof, den Vater der Schönen zu verderben trachtet. Mögen auch alle diese Dinge in der Chronik, auf die der Verfasser verweist, in unbarmherziger Weit¬ läufigkeit verzeichnet sein, so gehören sie doch nicht in eine Erzählung, wie sie der Versasser zu liefern hatte. Der historische Werth einer Novelle beruht nicht in der Masse des Details, in antiquarischer Ausführlichkeit, sonst könnte man jede Chronik und jedes Archiv zum Musenquell machen. Das getheilte Herz, Novelle von Elise Ehrhardt, revidirt und aus den nachgelassenen Papieren der Verfasserin herausgegeben von Dr. Fr. Bolger, ist eine Skizze von geringem Umfange, von der Art, wie Damen sie zu schreiben lieben. Etwas Leichtsinn und viel große Welt, Gefühl und Kälte, Schmerz und Verlust sind die Ingredienzien der an¬ spruchslosen Erzählung. — Th. Schliephake,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/281>, abgerufen am 27.04.2024.