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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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erste Tenorsänger im Augenblicke, als er hervortreten sollte, von einem
Schlagfluß getroffen wurde.

Weber hat einige Schriften hinterlassen, deren Herausgabe einer seiner
Freunde, welchem sie anvertraut worden, besorgte. Diese Schriften ent¬
halten einzelne Gedanken über die Musik, eine Auswahl Poesien und
ein Werkchen, das den Titel führt: "Leben eines Musikers, worin
alle Wechsel, denen die Existenz eines Tonkünstlers ausgesetzt ist, dargestellt
sind. Man trifft darin fast auf jeder Seite Spuren von jener deutschen
Schwärmerei, die auf die Arbeiten des Verfassers so vielen Einfluß gehabt.

Wie Salvator Rosa hatte Weber sich gleichzeitig mit der Literatur
und seiner Kunst abgegeben; er starb, leider! in einem jüngern Alter, und
hinterließ kein Vermögen.

X. X.*)


*) Wir würden unsern deutschen Lesern gerne den Verfasser dieser mit eben so vieler
Gründlichkeit als Sachkenntnis geschriebenen Charakteristik mit dem vollen Na¬
men nennen, wenn wir das Recht dazu hätten. Den belgischen Lesern ist der
treffliche Kritiker bekannt, der unter dieser Chiffer von Zeit zu Zeit den "Inde-
pedant" mit musikalischen Kritiken versieht, wie vielleicht nur wenige europäische
Blätter gleiche auszuweisen haben. Umfassende Kenntnisse, Scharfsinn und Ge¬
schmack gehen in diesen Kritiken Hand in Hand, und wir wünschten, mancher
unserer hochgestrengen deutschen musikalischen Rigoristen könnte sich hier ein Bei¬
spiel nehmen, wie man bei der umfassendsten Kenntniß des historischen Materials,
bei der feurigsten Bewunderung der alten Meister, dennoch frei von Pedanterie
in der Mitte der Gegenwart stehen kann, das Bestehende genießend und das
Werdende errathend.    Die Redaktion.

erste Tenorsänger im Augenblicke, als er hervortreten sollte, von einem
Schlagfluß getroffen wurde.

Weber hat einige Schriften hinterlassen, deren Herausgabe einer seiner
Freunde, welchem sie anvertraut worden, besorgte. Diese Schriften ent¬
halten einzelne Gedanken über die Musik, eine Auswahl Poesien und
ein Werkchen, das den Titel führt: "Leben eines Musikers, worin
alle Wechsel, denen die Existenz eines Tonkünstlers ausgesetzt ist, dargestellt
sind. Man trifft darin fast auf jeder Seite Spuren von jener deutschen
Schwärmerei, die auf die Arbeiten des Verfassers so vielen Einfluß gehabt.

Wie Salvator Rosa hatte Weber sich gleichzeitig mit der Literatur
und seiner Kunst abgegeben; er starb, leider! in einem jüngern Alter, und
hinterließ kein Vermögen.

X. X.*)


*) Wir würden unsern deutschen Lesern gerne den Verfasser dieser mit eben so vieler
Gründlichkeit als Sachkenntnis geschriebenen Charakteristik mit dem vollen Na¬
men nennen, wenn wir das Recht dazu hätten. Den belgischen Lesern ist der
treffliche Kritiker bekannt, der unter dieser Chiffer von Zeit zu Zeit den „Inde-
pedant" mit musikalischen Kritiken versieht, wie vielleicht nur wenige europäische
Blätter gleiche auszuweisen haben. Umfassende Kenntnisse, Scharfsinn und Ge¬
schmack gehen in diesen Kritiken Hand in Hand, und wir wünschten, mancher
unserer hochgestrengen deutschen musikalischen Rigoristen könnte sich hier ein Bei¬
spiel nehmen, wie man bei der umfassendsten Kenntniß des historischen Materials,
bei der feurigsten Bewunderung der alten Meister, dennoch frei von Pedanterie
in der Mitte der Gegenwart stehen kann, das Bestehende genießend und das
Werdende errathend.    Die Redaktion.
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[310/0318] erste Tenorsänger im Augenblicke, als er hervortreten sollte, von einem Schlagfluß getroffen wurde. Weber hat einige Schriften hinterlassen, deren Herausgabe einer seiner Freunde, welchem sie anvertraut worden, besorgte. Diese Schriften ent¬ halten einzelne Gedanken über die Musik, eine Auswahl Poesien und ein Werkchen, das den Titel führt: "Leben eines Musikers, worin alle Wechsel, denen die Existenz eines Tonkünstlers ausgesetzt ist, dargestellt sind. Man trifft darin fast auf jeder Seite Spuren von jener deutschen Schwärmerei, die auf die Arbeiten des Verfassers so vielen Einfluß gehabt. Wie Salvator Rosa hatte Weber sich gleichzeitig mit der Literatur und seiner Kunst abgegeben; er starb, leider! in einem jüngern Alter, und hinterließ kein Vermögen. X. X. *) *) Wir würden unsern deutschen Lesern gerne den Verfasser dieser mit eben so vieler Gründlichkeit als Sachkenntnis geschriebenen Charakteristik mit dem vollen Na¬ men nennen, wenn wir das Recht dazu hätten. Den belgischen Lesern ist der treffliche Kritiker bekannt, der unter dieser Chiffer von Zeit zu Zeit den „Inde- pedant" mit musikalischen Kritiken versieht, wie vielleicht nur wenige europäische Blätter gleiche auszuweisen haben. Umfassende Kenntnisse, Scharfsinn und Ge¬ schmack gehen in diesen Kritiken Hand in Hand, und wir wünschten, mancher unserer hochgestrengen deutschen musikalischen Rigoristen könnte sich hier ein Bei¬ spiel nehmen, wie man bei der umfassendsten Kenntniß des historischen Materials, bei der feurigsten Bewunderung der alten Meister, dennoch frei von Pedanterie in der Mitte der Gegenwart stehen kann, das Bestehende genießend und das Werdende errathend. Die Redaktion.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/318>, abgerufen am 28.04.2024.