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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Zwei schneeweiße Täublein,
Ein Mäderl dazu,
Und zum Leben brav Geld:
''derWelt!

Zsts a Freud auf
Am Waldsaum im Abendscheine steht er den träumenden Sohn
wandern; und indem er diesem länger mit betrachtenden Auge folgt,
bemerkt er einen vornehmen Wagen, den zwei prachtvolle Schimmel
unweit vom wandernden Sohne aus dem Walde ziehen. Im Wa¬
gen sitzt ein schwarzgekleideter Herr, rückwärts ein glänzender Jäger
und vorne der Kutscher in Zinnoberroth und Hellblau. Es scheint,
ob der Herr im Wagen, wie er den jungen, eleganten Wanderer
sieht, befehle, daß der Wagen langsamer gehe. Die Schimmel hal¬
ten gar plötzlich. Unser Vater sieht seinen Sohn in Gedanken gegen

enagenhinschreiten.
-- ... Wird doch mein Sohn den Wagen bemerken, den Herr
im Wagen, unsern Grafen! Es ist der Graf! -- Wird doch er
schrecken ein wenig, oder so thun -- und den Hut abnehmen? E
Wandert ja geradezu gegen den Wagen! -- Wird er doch daS thu
den Hut abnehmen und erschrecken ein wenig, daß Se. Excellenz d
Ehrfurcht merkt, auf die Se. Excellenz so viel hält! Wird doch me
Sohn so klug sein und das nicht unterlassen? Mir kommt ein Ba
gen, daß es sein könnt', daß er's nicht thut. Solch ein Herr, d
wir so selten sehen, nach Jahren einmal, der so mild blickt und spri
auf seinen Unterthan, und wenn er's nur wüßte, all' seine Beamt
e'

ntleß,deihn und uns betrügen! . . .
Nicht weit vom Wagen, der sich mit seinem Prachtgespann u
seiner glänzenden Ladung von Jäger und Kutscher im Abendschei
ganz überraschend ausnimmt, da fast märchenhaft in dieser Gege
solche Erscheinung, weicht unser junge Wanderer ohne Zeichen
leisesten Beachtung oder Ueberraschung aus einem. Seitenweg ab u
r

etetgegen das Dorf her.
-- . . . Nein! -- Nein! -- Er thut's nicht, weicht aus u
läßt den Wagen sein und halten? bricht plötzlich seine Wandrung
und kommt da herüber! Geht wie zuvor, nicht sachter, nicht rasch
Thut, ob das Nichts wäre, der Wagen Nichts, die Pferde, der schi
mernde Kutscher und Jäger Nichts, der Wagen Nichts und der Gr
Sieht nicht um und et weiter! War keine Erurt im Herz


t) -i-
Zwei schneeweiße Täublein,
Ein Mäderl dazu,
Und zum Leben brav Geld:
''derWelt!

Zsts a Freud auf
Am Waldsaum im Abendscheine steht er den träumenden Sohn
wandern; und indem er diesem länger mit betrachtenden Auge folgt,
bemerkt er einen vornehmen Wagen, den zwei prachtvolle Schimmel
unweit vom wandernden Sohne aus dem Walde ziehen. Im Wa¬
gen sitzt ein schwarzgekleideter Herr, rückwärts ein glänzender Jäger
und vorne der Kutscher in Zinnoberroth und Hellblau. Es scheint,
ob der Herr im Wagen, wie er den jungen, eleganten Wanderer
sieht, befehle, daß der Wagen langsamer gehe. Die Schimmel hal¬
ten gar plötzlich. Unser Vater sieht seinen Sohn in Gedanken gegen

enagenhinschreiten.
— ... Wird doch mein Sohn den Wagen bemerken, den Herr
im Wagen, unsern Grafen! Es ist der Graf! — Wird doch er
schrecken ein wenig, oder so thun — und den Hut abnehmen? E
Wandert ja geradezu gegen den Wagen! — Wird er doch daS thu
den Hut abnehmen und erschrecken ein wenig, daß Se. Excellenz d
Ehrfurcht merkt, auf die Se. Excellenz so viel hält! Wird doch me
Sohn so klug sein und das nicht unterlassen? Mir kommt ein Ba
gen, daß es sein könnt', daß er's nicht thut. Solch ein Herr, d
wir so selten sehen, nach Jahren einmal, der so mild blickt und spri
auf seinen Unterthan, und wenn er's nur wüßte, all' seine Beamt
e'

ntleß,deihn und uns betrügen! . . .
Nicht weit vom Wagen, der sich mit seinem Prachtgespann u
seiner glänzenden Ladung von Jäger und Kutscher im Abendschei
ganz überraschend ausnimmt, da fast märchenhaft in dieser Gege
solche Erscheinung, weicht unser junge Wanderer ohne Zeichen
leisesten Beachtung oder Ueberraschung aus einem. Seitenweg ab u
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etetgegen das Dorf her.
— . . . Nein! — Nein! — Er thut's nicht, weicht aus u
läßt den Wagen sein und halten? bricht plötzlich seine Wandrung
und kommt da herüber! Geht wie zuvor, nicht sachter, nicht rasch
Thut, ob das Nichts wäre, der Wagen Nichts, die Pferde, der schi
mernde Kutscher und Jäger Nichts, der Wagen Nichts und der Gr
Sieht nicht um und et weiter! War keine Erurt im Herz


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[0047] Zwei schneeweiße Täublein, Ein Mäderl dazu, Und zum Leben brav Geld: ''derWelt! Zsts a Freud auf Am Waldsaum im Abendscheine steht er den träumenden Sohn wandern; und indem er diesem länger mit betrachtenden Auge folgt, bemerkt er einen vornehmen Wagen, den zwei prachtvolle Schimmel unweit vom wandernden Sohne aus dem Walde ziehen. Im Wa¬ gen sitzt ein schwarzgekleideter Herr, rückwärts ein glänzender Jäger und vorne der Kutscher in Zinnoberroth und Hellblau. Es scheint, ob der Herr im Wagen, wie er den jungen, eleganten Wanderer sieht, befehle, daß der Wagen langsamer gehe. Die Schimmel hal¬ ten gar plötzlich. Unser Vater sieht seinen Sohn in Gedanken gegen enagenhinschreiten. — ... Wird doch mein Sohn den Wagen bemerken, den Herr im Wagen, unsern Grafen! Es ist der Graf! — Wird doch er schrecken ein wenig, oder so thun — und den Hut abnehmen? E Wandert ja geradezu gegen den Wagen! — Wird er doch daS thu den Hut abnehmen und erschrecken ein wenig, daß Se. Excellenz d Ehrfurcht merkt, auf die Se. Excellenz so viel hält! Wird doch me Sohn so klug sein und das nicht unterlassen? Mir kommt ein Ba gen, daß es sein könnt', daß er's nicht thut. Solch ein Herr, d wir so selten sehen, nach Jahren einmal, der so mild blickt und spri auf seinen Unterthan, und wenn er's nur wüßte, all' seine Beamt e' ntleß,deihn und uns betrügen! . . . Nicht weit vom Wagen, der sich mit seinem Prachtgespann u seiner glänzenden Ladung von Jäger und Kutscher im Abendschei ganz überraschend ausnimmt, da fast märchenhaft in dieser Gege solche Erscheinung, weicht unser junge Wanderer ohne Zeichen leisesten Beachtung oder Ueberraschung aus einem. Seitenweg ab u r etetgegen das Dorf her. — . . . Nein! — Nein! — Er thut's nicht, weicht aus u läßt den Wagen sein und halten? bricht plötzlich seine Wandrung und kommt da herüber! Geht wie zuvor, nicht sachter, nicht rasch Thut, ob das Nichts wäre, der Wagen Nichts, die Pferde, der schi mernde Kutscher und Jäger Nichts, der Wagen Nichts und der Gr Sieht nicht um und et weiter! War keine Erurt im Herz t) -i-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/47>, abgerufen am 19.05.2024.