Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band.res Bündel belastete seinen Rücken, sondern das zierliche Sechundfell Es ist etwas eigen Poetisches um das freie, einsame Durchdie- Unser Wanderer hatte in der Zeit von einer Viertelstunde sich Preßburg in der Ungern Hat mich ganz bezwungcrn; Breslau in der Schleflng Bin ich auch gewesing, Das gefällt mir wohl. Moskau in der Rußland, Viele Leder sind mir da bekannt- Juchten und Korduan-, Zucker und Marzipan Ißt man allda zum Frühstück- res Bündel belastete seinen Rücken, sondern das zierliche Sechundfell Es ist etwas eigen Poetisches um das freie, einsame Durchdie- Unser Wanderer hatte in der Zeit von einer Viertelstunde sich Preßburg in der Ungern Hat mich ganz bezwungcrn; Breslau in der Schleflng Bin ich auch gewesing, Das gefällt mir wohl. Moskau in der Rußland, Viele Leder sind mir da bekannt- Juchten und Korduan-, Zucker und Marzipan Ißt man allda zum Frühstück- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0330" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/270389"/> <p xml:id="ID_823" prev="#ID_822"> res Bündel belastete seinen Rücken, sondern das zierliche Sechundfell<lb/> eisen war mit kleinen Rädern und mit einer Deichsel versehen, welche<lb/> der Wanderer in der Linken hielt, und sein Gepäck nachrollen ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_824"> Es ist etwas eigen Poetisches um das freie, einsame Durchdie-<lb/> weltziehen der Handwerksburschen, die niemals zu versäumen haben,<lb/> sich nirgends einen Umweg machen, überall fremd und doch überall<lb/> heimisch sind. Kein Baum, kein Thurm, kein Haus, kein Stein ent¬<lb/> geht ihrer Aufmerksamkeit; jeden Reisenden, der ihnen begegnet, grü¬<lb/> ßen sie zutraulich; mit jedem Fußgänger lassen sie sich in Gespräche<lb/> ein. Die Kundschaft in ihrer Brieftasche ist das allgemein gültige<lb/> Accreditiv, das sie bei sich fuhren, und in jeder Stadt erhalten sie<lb/> darauf freies Nachtlager in der Herberge und einen Zehrpfennig zum<lb/> Weitergehen. Kommt der Spätherbst mit seinem kalten Wind und<lb/> Regen, dann suchen sie sich, wie die Schwalben, ein warmes Win¬<lb/> terplätzchen, und kommen mit dem Frühjahr wieder auf die Landstra¬<lb/> ßen heraus. Sie sind immer aufgeräumt, spaßhaft, neugierig und gesund.</p><lb/> <p xml:id="ID_825"> Unser Wanderer hatte in der Zeit von einer Viertelstunde sich<lb/> die Inschrift eines Denksteins, der die Stelle bezeichnete, wo einst<lb/> Jemand von einem umschlagenden Wagen getödtet worden war, in<lb/> das Reisebuch notirt, mit einer frischen Bauerdirne getändelt und<lb/> mit einem Frachtfuhrmanne darüber gesprochen, wie lange daS<lb/> schone Wetter wohl noch anhalten würde. Dann sah er eine statt¬<lb/> liche Ertrapost vorüberrollen, in der ein einzelner Mann schlafend<lb/> saß, und der Gesell wunderte sich, wie man auf der Reise in einer<lb/> so schönen Gegend nur schlafen könne. Er setzte sich, um ein wenig<lb/> auszuruhen, auf eine willkommene Rasenbank, und hörte aus der<lb/> Ferne Gesang ertönen, der ihm verkündete, daß noch andere Hand¬<lb/> werksburschen herannahten. Die Strophen, die er vernahm, lauteten:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_9" type="poem"> <l> Preßburg in der Ungern<lb/> Hat mich ganz bezwungcrn;<lb/><lb/> Breslau in der Schleflng<lb/><lb/> Bin ich auch gewesing,<lb/><lb/> Das gefällt mir wohl.<lb/></l> <l> Moskau in der Rußland,<lb/> Viele Leder sind mir da bekannt-<lb/> Juchten und Korduan-,<lb/> Zucker und Marzipan<lb/> Ißt man allda zum Frühstück-</l> </lg><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0330]
res Bündel belastete seinen Rücken, sondern das zierliche Sechundfell
eisen war mit kleinen Rädern und mit einer Deichsel versehen, welche
der Wanderer in der Linken hielt, und sein Gepäck nachrollen ließ.
Es ist etwas eigen Poetisches um das freie, einsame Durchdie-
weltziehen der Handwerksburschen, die niemals zu versäumen haben,
sich nirgends einen Umweg machen, überall fremd und doch überall
heimisch sind. Kein Baum, kein Thurm, kein Haus, kein Stein ent¬
geht ihrer Aufmerksamkeit; jeden Reisenden, der ihnen begegnet, grü¬
ßen sie zutraulich; mit jedem Fußgänger lassen sie sich in Gespräche
ein. Die Kundschaft in ihrer Brieftasche ist das allgemein gültige
Accreditiv, das sie bei sich fuhren, und in jeder Stadt erhalten sie
darauf freies Nachtlager in der Herberge und einen Zehrpfennig zum
Weitergehen. Kommt der Spätherbst mit seinem kalten Wind und
Regen, dann suchen sie sich, wie die Schwalben, ein warmes Win¬
terplätzchen, und kommen mit dem Frühjahr wieder auf die Landstra¬
ßen heraus. Sie sind immer aufgeräumt, spaßhaft, neugierig und gesund.
Unser Wanderer hatte in der Zeit von einer Viertelstunde sich
die Inschrift eines Denksteins, der die Stelle bezeichnete, wo einst
Jemand von einem umschlagenden Wagen getödtet worden war, in
das Reisebuch notirt, mit einer frischen Bauerdirne getändelt und
mit einem Frachtfuhrmanne darüber gesprochen, wie lange daS
schone Wetter wohl noch anhalten würde. Dann sah er eine statt¬
liche Ertrapost vorüberrollen, in der ein einzelner Mann schlafend
saß, und der Gesell wunderte sich, wie man auf der Reise in einer
so schönen Gegend nur schlafen könne. Er setzte sich, um ein wenig
auszuruhen, auf eine willkommene Rasenbank, und hörte aus der
Ferne Gesang ertönen, der ihm verkündete, daß noch andere Hand¬
werksburschen herannahten. Die Strophen, die er vernahm, lauteten:
Preßburg in der Ungern
Hat mich ganz bezwungcrn;
Breslau in der Schleflng
Bin ich auch gewesing,
Das gefällt mir wohl.
Moskau in der Rußland,
Viele Leder sind mir da bekannt-
Juchten und Korduan-,
Zucker und Marzipan
Ißt man allda zum Frühstück-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |