Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

haar drückte Apel und Würde aus. In seinen letzten Jahren war
er sehr beleibt und hatte einen etwas ungraciösen Gang, wozu noch
seine Kurzsichtigkeit kam. Die Phrenologen wird es interessiren, zu
erfahren, daß man bei der Section von dem Umfange seines Ge¬
hirns und der Tiefe seiner Furchen überrascht wurde. Es wog
etwas über zwei Pfund und zehn Unzen, also ein Drittel mehr
als die gewöhnlichen Gehirne.

Bezeichnend ist es auch für Cuvier, daß er nicht viel auf die
äußere Eleganz und den Glanz des Styls in seinen Schriften gab.
Darin hatte er wenig mit Büffon gemein; trotzdem imponirt und
gefällt seine Schreibart durch ihre Klarheit und Energie. Auf dem
Katheder war er gewöhnlich zu Anfang etwas langsam und schwer¬
fällig, bis er ins Feuer kam und durch den Schwung seiner Ideen
Alles und sich selbst mit fortriß.

Die französischen Kammern votirten seiner Wittwe eine Pen¬
sion von 6000 Franken; seine Bücher und Sammlungen wurden
vom Staat angekauft.




haar drückte Apel und Würde aus. In seinen letzten Jahren war
er sehr beleibt und hatte einen etwas ungraciösen Gang, wozu noch
seine Kurzsichtigkeit kam. Die Phrenologen wird es interessiren, zu
erfahren, daß man bei der Section von dem Umfange seines Ge¬
hirns und der Tiefe seiner Furchen überrascht wurde. Es wog
etwas über zwei Pfund und zehn Unzen, also ein Drittel mehr
als die gewöhnlichen Gehirne.

Bezeichnend ist es auch für Cuvier, daß er nicht viel auf die
äußere Eleganz und den Glanz des Styls in seinen Schriften gab.
Darin hatte er wenig mit Büffon gemein; trotzdem imponirt und
gefällt seine Schreibart durch ihre Klarheit und Energie. Auf dem
Katheder war er gewöhnlich zu Anfang etwas langsam und schwer¬
fällig, bis er ins Feuer kam und durch den Schwung seiner Ideen
Alles und sich selbst mit fortriß.

Die französischen Kammern votirten seiner Wittwe eine Pen¬
sion von 6000 Franken; seine Bücher und Sammlungen wurden
vom Staat angekauft.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182126"/>
          <p xml:id="ID_711" prev="#ID_710"> haar drückte Apel und Würde aus. In seinen letzten Jahren war<lb/>
er sehr beleibt und hatte einen etwas ungraciösen Gang, wozu noch<lb/>
seine Kurzsichtigkeit kam. Die Phrenologen wird es interessiren, zu<lb/>
erfahren, daß man bei der Section von dem Umfange seines Ge¬<lb/>
hirns und der Tiefe seiner Furchen überrascht wurde. Es wog<lb/>
etwas über zwei Pfund und zehn Unzen, also ein Drittel mehr<lb/>
als die gewöhnlichen Gehirne.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_712"> Bezeichnend ist es auch für Cuvier, daß er nicht viel auf die<lb/>
äußere Eleganz und den Glanz des Styls in seinen Schriften gab.<lb/>
Darin hatte er wenig mit Büffon gemein; trotzdem imponirt und<lb/>
gefällt seine Schreibart durch ihre Klarheit und Energie. Auf dem<lb/>
Katheder war er gewöhnlich zu Anfang etwas langsam und schwer¬<lb/>
fällig, bis er ins Feuer kam und durch den Schwung seiner Ideen<lb/>
Alles und sich selbst mit fortriß.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_713"> Die französischen Kammern votirten seiner Wittwe eine Pen¬<lb/>
sion von 6000 Franken; seine Bücher und Sammlungen wurden<lb/>
vom Staat angekauft.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0316] haar drückte Apel und Würde aus. In seinen letzten Jahren war er sehr beleibt und hatte einen etwas ungraciösen Gang, wozu noch seine Kurzsichtigkeit kam. Die Phrenologen wird es interessiren, zu erfahren, daß man bei der Section von dem Umfange seines Ge¬ hirns und der Tiefe seiner Furchen überrascht wurde. Es wog etwas über zwei Pfund und zehn Unzen, also ein Drittel mehr als die gewöhnlichen Gehirne. Bezeichnend ist es auch für Cuvier, daß er nicht viel auf die äußere Eleganz und den Glanz des Styls in seinen Schriften gab. Darin hatte er wenig mit Büffon gemein; trotzdem imponirt und gefällt seine Schreibart durch ihre Klarheit und Energie. Auf dem Katheder war er gewöhnlich zu Anfang etwas langsam und schwer¬ fällig, bis er ins Feuer kam und durch den Schwung seiner Ideen Alles und sich selbst mit fortriß. Die französischen Kammern votirten seiner Wittwe eine Pen¬ sion von 6000 Franken; seine Bücher und Sammlungen wurden vom Staat angekauft.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/316
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/316>, abgerufen am 15.05.2024.