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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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Staat dürfte zwar diese Anstalt nicht aus den Händen geben, er müßte
aber das Publicum daran mit Actien betheiligen;" "es leuchte ein,
setzt der Verfasser hinzu, daß eine solche Zollvereinsbank (die einZoll-
vercinspapicrgeld creiren würde) eine ungleich mächtigere Anstalt zum
Besten der Industrie und des Handels sein wird, als eine preußische
Bank."

Da ich vom Janus rede, so kann ich nicht umhin, auf einen
andern Aufsatz dieser Wochenschrift über die auch in Ihrem Journal
schon erwähnte Hermesfche Schrift: "Blicke aus derZcit in dieIeit"
aufmerksam zu machen. Hr. Huber sagt darin, daß man "im Na¬
men der konservativen Sache und Pre e" nicht dringend genug wün¬
schen könne, es möchte Hermes, (der in seinem Handel wegen der
Redaction der Preuß. Allg. Zeit, der Venachtheiligte und Gekränkte
sei) "ein Ersatz, eine Genugthuung irgend einer Art nicht vorenthal¬
ten werden > wäre es auch nur dadurch, daß man es ihm gestattete
und möglich machte, sich bald wieder einen Wirkungskreis, ein Organ
der conservativen Presse zu schassen. Daß dies geschehen werde...
bezweifeln wir keinen Augenblick." -- Es ist der conservativen Presse
gewiß nicht zu verdenken, wenn sie sich immer mehr zu verstärken
sucht; ob sie sich durch Vermehrung ihrer Organe eine der Rede
werthe Erweiterung ihres Wirkungskreises werde schassen können, ist
freilich eine andere Frage: nach allen Aspectcn muß man das bezwei¬
feln. Der Beachtung werth scheint indessen die Zuversicht mit wel¬
cher der Herr Janus voraussagen zu können meint, was die preußi¬
sche Regierung hinsichts des Herrn Hermes doch endlich thun werde.
Ich finde darin wieder den schon mehrmals erwähnten Trieb der so¬
genannten conservativen Organe, sich ohne Umstände mit der Negie¬
rung zu ideniisiciren; dieser Trieb ist begreiflich, da sie ihre Kräfte der
Sache der Regierung widmen, aber der Anspruch auf eine Recipro¬
cität, den sie daraus herleiten, ist zuverläßig ein sehr falscher und
thörichter. Die Negierung kann diese conservativen Organe wohl
theilweise unterstützen, deren Gedeihen wünschen und begünstigen,
keineswegs aber ihrerseits ihre Sache mit der Sache dieses Zweigs
der Presse identificiren; sie würde sich ja damit eine Ruthe aufbin¬
den. Der Bund mit der Negierung, welchen die conservativen Schrift¬
steller erstreben oder auch theilweise eingehen mögen, ist der Natur
der Sache nach eine "oeivw" leonin-^; wie kann man der Regierung
zumuthen, daß sie sich mit Sachwaltern schleppe, die sie nicht brau¬
chen zu können glaubt. Herr Hermes hat wenig Recht sich zu be¬
klagen; einem Privatmann, einen Verleger gegenüber hätte er dieses
Recht, einer Negierung gegenüber hat er es nicht: so wenig als ir¬
gend ein Aspirant auf einen Staatsdienst,'den die Regierung, nachdem
sie einen Versuch gemacht ihn heranzuziehen, wieder gehen läßt, weil
ihr der Versuch misglückt scheint; höchstens könnte man ihm doch


Staat dürfte zwar diese Anstalt nicht aus den Händen geben, er müßte
aber das Publicum daran mit Actien betheiligen;" „es leuchte ein,
setzt der Verfasser hinzu, daß eine solche Zollvereinsbank (die einZoll-
vercinspapicrgeld creiren würde) eine ungleich mächtigere Anstalt zum
Besten der Industrie und des Handels sein wird, als eine preußische
Bank."

Da ich vom Janus rede, so kann ich nicht umhin, auf einen
andern Aufsatz dieser Wochenschrift über die auch in Ihrem Journal
schon erwähnte Hermesfche Schrift: „Blicke aus derZcit in dieIeit"
aufmerksam zu machen. Hr. Huber sagt darin, daß man „im Na¬
men der konservativen Sache und Pre e" nicht dringend genug wün¬
schen könne, es möchte Hermes, (der in seinem Handel wegen der
Redaction der Preuß. Allg. Zeit, der Venachtheiligte und Gekränkte
sei) „ein Ersatz, eine Genugthuung irgend einer Art nicht vorenthal¬
ten werden > wäre es auch nur dadurch, daß man es ihm gestattete
und möglich machte, sich bald wieder einen Wirkungskreis, ein Organ
der conservativen Presse zu schassen. Daß dies geschehen werde...
bezweifeln wir keinen Augenblick." — Es ist der conservativen Presse
gewiß nicht zu verdenken, wenn sie sich immer mehr zu verstärken
sucht; ob sie sich durch Vermehrung ihrer Organe eine der Rede
werthe Erweiterung ihres Wirkungskreises werde schassen können, ist
freilich eine andere Frage: nach allen Aspectcn muß man das bezwei¬
feln. Der Beachtung werth scheint indessen die Zuversicht mit wel¬
cher der Herr Janus voraussagen zu können meint, was die preußi¬
sche Regierung hinsichts des Herrn Hermes doch endlich thun werde.
Ich finde darin wieder den schon mehrmals erwähnten Trieb der so¬
genannten conservativen Organe, sich ohne Umstände mit der Negie¬
rung zu ideniisiciren; dieser Trieb ist begreiflich, da sie ihre Kräfte der
Sache der Regierung widmen, aber der Anspruch auf eine Recipro¬
cität, den sie daraus herleiten, ist zuverläßig ein sehr falscher und
thörichter. Die Negierung kann diese conservativen Organe wohl
theilweise unterstützen, deren Gedeihen wünschen und begünstigen,
keineswegs aber ihrerseits ihre Sache mit der Sache dieses Zweigs
der Presse identificiren; sie würde sich ja damit eine Ruthe aufbin¬
den. Der Bund mit der Negierung, welchen die conservativen Schrift¬
steller erstreben oder auch theilweise eingehen mögen, ist der Natur
der Sache nach eine «oeivw« leonin-^; wie kann man der Regierung
zumuthen, daß sie sich mit Sachwaltern schleppe, die sie nicht brau¬
chen zu können glaubt. Herr Hermes hat wenig Recht sich zu be¬
klagen; einem Privatmann, einen Verleger gegenüber hätte er dieses
Recht, einer Negierung gegenüber hat er es nicht: so wenig als ir¬
gend ein Aspirant auf einen Staatsdienst,'den die Regierung, nachdem
sie einen Versuch gemacht ihn heranzuziehen, wieder gehen läßt, weil
ihr der Versuch misglückt scheint; höchstens könnte man ihm doch


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[0472] Staat dürfte zwar diese Anstalt nicht aus den Händen geben, er müßte aber das Publicum daran mit Actien betheiligen;" „es leuchte ein, setzt der Verfasser hinzu, daß eine solche Zollvereinsbank (die einZoll- vercinspapicrgeld creiren würde) eine ungleich mächtigere Anstalt zum Besten der Industrie und des Handels sein wird, als eine preußische Bank." Da ich vom Janus rede, so kann ich nicht umhin, auf einen andern Aufsatz dieser Wochenschrift über die auch in Ihrem Journal schon erwähnte Hermesfche Schrift: „Blicke aus derZcit in dieIeit" aufmerksam zu machen. Hr. Huber sagt darin, daß man „im Na¬ men der konservativen Sache und Pre e" nicht dringend genug wün¬ schen könne, es möchte Hermes, (der in seinem Handel wegen der Redaction der Preuß. Allg. Zeit, der Venachtheiligte und Gekränkte sei) „ein Ersatz, eine Genugthuung irgend einer Art nicht vorenthal¬ ten werden > wäre es auch nur dadurch, daß man es ihm gestattete und möglich machte, sich bald wieder einen Wirkungskreis, ein Organ der conservativen Presse zu schassen. Daß dies geschehen werde... bezweifeln wir keinen Augenblick." — Es ist der conservativen Presse gewiß nicht zu verdenken, wenn sie sich immer mehr zu verstärken sucht; ob sie sich durch Vermehrung ihrer Organe eine der Rede werthe Erweiterung ihres Wirkungskreises werde schassen können, ist freilich eine andere Frage: nach allen Aspectcn muß man das bezwei¬ feln. Der Beachtung werth scheint indessen die Zuversicht mit wel¬ cher der Herr Janus voraussagen zu können meint, was die preußi¬ sche Regierung hinsichts des Herrn Hermes doch endlich thun werde. Ich finde darin wieder den schon mehrmals erwähnten Trieb der so¬ genannten conservativen Organe, sich ohne Umstände mit der Negie¬ rung zu ideniisiciren; dieser Trieb ist begreiflich, da sie ihre Kräfte der Sache der Regierung widmen, aber der Anspruch auf eine Recipro¬ cität, den sie daraus herleiten, ist zuverläßig ein sehr falscher und thörichter. Die Negierung kann diese conservativen Organe wohl theilweise unterstützen, deren Gedeihen wünschen und begünstigen, keineswegs aber ihrerseits ihre Sache mit der Sache dieses Zweigs der Presse identificiren; sie würde sich ja damit eine Ruthe aufbin¬ den. Der Bund mit der Negierung, welchen die conservativen Schrift¬ steller erstreben oder auch theilweise eingehen mögen, ist der Natur der Sache nach eine «oeivw« leonin-^; wie kann man der Regierung zumuthen, daß sie sich mit Sachwaltern schleppe, die sie nicht brau¬ chen zu können glaubt. Herr Hermes hat wenig Recht sich zu be¬ klagen; einem Privatmann, einen Verleger gegenüber hätte er dieses Recht, einer Negierung gegenüber hat er es nicht: so wenig als ir¬ gend ein Aspirant auf einen Staatsdienst,'den die Regierung, nachdem sie einen Versuch gemacht ihn heranzuziehen, wieder gehen läßt, weil ihr der Versuch misglückt scheint; höchstens könnte man ihm doch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/472>, abgerufen am 15.05.2024.