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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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"Blüten des ächten Schönen, die in den Sonnenstrahlen des Frie¬
dens gedeihen, nun einmal nicht leiden mögen ... In diesen Kri¬
tikastern scheint auch Ignaz Kuranda zu gehören, dessen Buch unter
"allen vaterlandischgesinnten Flämingen die tiefste Entrüstung hervor-
"gerufen.... Sie mögen sich trösten. Wer Sinn für eine edlere
"Volksbildung hat, der wird sein Urtheil nicht von Kurandas Belle-
"ben abhangig machen, besonders da die schönen Neiseerin-
"nerungen der geiht- und poesievollen Louise von Plön-
"rief jedes Wort Lügen strafen. Man lese die flämischen Gedichte,
"dieFrau vonPlönnies in vortrefflichen Uebersetzungen
"ihrem Buche eingewoben und man wird, wenn es nicht schon vor-
"her geschehen, von Kuranda sich mit Unwillen abwenden. Was aber
"die Kurandagenossen dazu sagen, ist den Flämingen, einem Willens,
"van Duvse, Conscience, de Laet, Blommaert und ihren Freunden
"hoffentlich einerlei" .... "Kaum regte es sich in Flamland, kaum
"vernahm man anderswo, daß es endlich, seine Französelci abschüttelnd,
"die Blicke wieder nach Deutschland wende, als es auch an Emissären
"aller Farben nicht fehlte, welche um jeden Preis verhüten sollten,
"daß die Flamänder in die Hände der einen Partei si.im, welche das
"reine Evangelium der andern dort zu predigen hatten." (Was heißt
das?) "I. Kuranda hatte solch eine Sendung übernommen: die
"Grenzboten wurden die Blatter für Deutschland und Belgien zur
"Vermittelung ihrer gegenseitigen Interessen. Die Flamänder sahen
"das Journal mit hoher Freude erstehen; mehrere unter ihnen, wie
"Blommaert, Conscience, Willens u. Ä. sagten ihre Mitwirkung zu;
"der Redacteur forderte in den literarischen Blättern Genes und Ant¬
werpens die flamändischen Schriftsteller auf, ihm ihre Werke zur
"Recension zu senden'^. . . . "Da trat Herr Kuranda plötzlich mit
"einem großartigen Plane hervor, dem namentlich, die Flamänder ihre
"Sprache abschwören zu machen (??) und sie Hochdeutsch zu lehren.
"Die Flamänder aber meinten, das werde so bald nicht gehen, und
"ließen Hrn. Kuranda und seine Grenzboten und wollten keine Lee-
"livrer von ihm. Da wurde Kuranda bös und wollte auch nichts
"mehr von ihnen wissen; eine kleine Rache an ihnen aber sparte er
"sich auf, und diese übt er nun in seinem Buche: Belgien seit seiner
"Revolution, in dem Artikel: Deutschlands Interesse an der flaman-
"dischen Bewegung, in welchem er zwar scheinbar den Flamändern
"die Partei hält, endlich aber nur die alte beleidigte Schulmeister-
"aime zeigt."

In diesem Tone geht es weiter. Herr Tielemans aus Antwerpen
unterwirft die zwei Kapitel meines Buches über Belgien, welche von
flamändischer Literatur sprechen, seiner Kritik, wobei er in seinem de¬
likaten Style von Hanswursterei und Unverschämtheit spricht, weil in
dem Buche den Flamändern angerathen wird, durch Uebersetzung
deutscher Classtker ihre Sprache zu bilden. Sollte ich es wirklich, nöthig


„Blüten des ächten Schönen, die in den Sonnenstrahlen des Frie¬
dens gedeihen, nun einmal nicht leiden mögen ... In diesen Kri¬
tikastern scheint auch Ignaz Kuranda zu gehören, dessen Buch unter
„allen vaterlandischgesinnten Flämingen die tiefste Entrüstung hervor-
„gerufen.... Sie mögen sich trösten. Wer Sinn für eine edlere
„Volksbildung hat, der wird sein Urtheil nicht von Kurandas Belle-
„ben abhangig machen, besonders da die schönen Neiseerin-
„nerungen der geiht- und poesievollen Louise von Plön-
„rief jedes Wort Lügen strafen. Man lese die flämischen Gedichte,
„dieFrau vonPlönnies in vortrefflichen Uebersetzungen
„ihrem Buche eingewoben und man wird, wenn es nicht schon vor-
„her geschehen, von Kuranda sich mit Unwillen abwenden. Was aber
„die Kurandagenossen dazu sagen, ist den Flämingen, einem Willens,
„van Duvse, Conscience, de Laet, Blommaert und ihren Freunden
„hoffentlich einerlei" .... „Kaum regte es sich in Flamland, kaum
„vernahm man anderswo, daß es endlich, seine Französelci abschüttelnd,
„die Blicke wieder nach Deutschland wende, als es auch an Emissären
„aller Farben nicht fehlte, welche um jeden Preis verhüten sollten,
„daß die Flamänder in die Hände der einen Partei si.im, welche das
„reine Evangelium der andern dort zu predigen hatten." (Was heißt
das?) „I. Kuranda hatte solch eine Sendung übernommen: die
„Grenzboten wurden die Blatter für Deutschland und Belgien zur
„Vermittelung ihrer gegenseitigen Interessen. Die Flamänder sahen
„das Journal mit hoher Freude erstehen; mehrere unter ihnen, wie
„Blommaert, Conscience, Willens u. Ä. sagten ihre Mitwirkung zu;
„der Redacteur forderte in den literarischen Blättern Genes und Ant¬
werpens die flamändischen Schriftsteller auf, ihm ihre Werke zur
„Recension zu senden'^. . . . „Da trat Herr Kuranda plötzlich mit
„einem großartigen Plane hervor, dem namentlich, die Flamänder ihre
„Sprache abschwören zu machen (??) und sie Hochdeutsch zu lehren.
„Die Flamänder aber meinten, das werde so bald nicht gehen, und
„ließen Hrn. Kuranda und seine Grenzboten und wollten keine Lee-
„livrer von ihm. Da wurde Kuranda bös und wollte auch nichts
„mehr von ihnen wissen; eine kleine Rache an ihnen aber sparte er
„sich auf, und diese übt er nun in seinem Buche: Belgien seit seiner
„Revolution, in dem Artikel: Deutschlands Interesse an der flaman-
„dischen Bewegung, in welchem er zwar scheinbar den Flamändern
„die Partei hält, endlich aber nur die alte beleidigte Schulmeister-
„aime zeigt."

In diesem Tone geht es weiter. Herr Tielemans aus Antwerpen
unterwirft die zwei Kapitel meines Buches über Belgien, welche von
flamändischer Literatur sprechen, seiner Kritik, wobei er in seinem de¬
likaten Style von Hanswursterei und Unverschämtheit spricht, weil in
dem Buche den Flamändern angerathen wird, durch Uebersetzung
deutscher Classtker ihre Sprache zu bilden. Sollte ich es wirklich, nöthig


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[0569] „Blüten des ächten Schönen, die in den Sonnenstrahlen des Frie¬ dens gedeihen, nun einmal nicht leiden mögen ... In diesen Kri¬ tikastern scheint auch Ignaz Kuranda zu gehören, dessen Buch unter „allen vaterlandischgesinnten Flämingen die tiefste Entrüstung hervor- „gerufen.... Sie mögen sich trösten. Wer Sinn für eine edlere „Volksbildung hat, der wird sein Urtheil nicht von Kurandas Belle- „ben abhangig machen, besonders da die schönen Neiseerin- „nerungen der geiht- und poesievollen Louise von Plön- „rief jedes Wort Lügen strafen. Man lese die flämischen Gedichte, „dieFrau vonPlönnies in vortrefflichen Uebersetzungen „ihrem Buche eingewoben und man wird, wenn es nicht schon vor- „her geschehen, von Kuranda sich mit Unwillen abwenden. Was aber „die Kurandagenossen dazu sagen, ist den Flämingen, einem Willens, „van Duvse, Conscience, de Laet, Blommaert und ihren Freunden „hoffentlich einerlei" .... „Kaum regte es sich in Flamland, kaum „vernahm man anderswo, daß es endlich, seine Französelci abschüttelnd, „die Blicke wieder nach Deutschland wende, als es auch an Emissären „aller Farben nicht fehlte, welche um jeden Preis verhüten sollten, „daß die Flamänder in die Hände der einen Partei si.im, welche das „reine Evangelium der andern dort zu predigen hatten." (Was heißt das?) „I. Kuranda hatte solch eine Sendung übernommen: die „Grenzboten wurden die Blatter für Deutschland und Belgien zur „Vermittelung ihrer gegenseitigen Interessen. Die Flamänder sahen „das Journal mit hoher Freude erstehen; mehrere unter ihnen, wie „Blommaert, Conscience, Willens u. Ä. sagten ihre Mitwirkung zu; „der Redacteur forderte in den literarischen Blättern Genes und Ant¬ werpens die flamändischen Schriftsteller auf, ihm ihre Werke zur „Recension zu senden'^. . . . „Da trat Herr Kuranda plötzlich mit „einem großartigen Plane hervor, dem namentlich, die Flamänder ihre „Sprache abschwören zu machen (??) und sie Hochdeutsch zu lehren. „Die Flamänder aber meinten, das werde so bald nicht gehen, und „ließen Hrn. Kuranda und seine Grenzboten und wollten keine Lee- „livrer von ihm. Da wurde Kuranda bös und wollte auch nichts „mehr von ihnen wissen; eine kleine Rache an ihnen aber sparte er „sich auf, und diese übt er nun in seinem Buche: Belgien seit seiner „Revolution, in dem Artikel: Deutschlands Interesse an der flaman- „dischen Bewegung, in welchem er zwar scheinbar den Flamändern „die Partei hält, endlich aber nur die alte beleidigte Schulmeister- „aime zeigt." In diesem Tone geht es weiter. Herr Tielemans aus Antwerpen unterwirft die zwei Kapitel meines Buches über Belgien, welche von flamändischer Literatur sprechen, seiner Kritik, wobei er in seinem de¬ likaten Style von Hanswursterei und Unverschämtheit spricht, weil in dem Buche den Flamändern angerathen wird, durch Uebersetzung deutscher Classtker ihre Sprache zu bilden. Sollte ich es wirklich, nöthig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/569>, abgerufen am 13.05.2024.