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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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welche die Erhebung des übergangenen Vicekanzlers zur Würde eines
Barus von Croarien, in sichere Aussicht stellen. Die arvalischen Wirren
verlangen in der That eine kräftige Leitung, wenn es auch andererseits
feststeht, daß die Militärgewalt hinfort nicht mehr mit der Civilgewalt
verbunden werden soll, da diese Vereinigung leicht zu Fehlgriffen verleitet
und redlichster Wille am Ende der Verführung der Machtfülle erliegt.
Inzwischen ist Baron Bedckovich nach Kisstngcn abgereist, um sich in den
dortigen Quellen für die Arbeit seiner neuen Stellung zu stärken, die
zwar großen Glanz, aber auch große Verantwortlichkeit bescheert.
"

Das Sommerlager in dem "Neue Welt genannten Thale, in der
Nähe von Wienerisch Neustadt, welches vor einigen Wochen bezogen wor¬
den, hat am 24. Mai ein sehr groteskes Schauspiel dargeboten, indem
die, durch einen plötzlichen mit Hagelwetter verbundenen Wolkenbruch,
angeschwollenen Wildbache, sich von beiden Abhängen in das Thal herab¬
stürzten und in der leichten Zeltstäbe die gräßlichste Verwüstung anrich¬
teten, so daß die Soldaten sich in der Eile mit ihrem Gepäck auf die
Anhöhen flüchten mußten, wo sie den Abfluß des Wassers abwarteten,
um sodann wieder in ihre triefenden Leinwandhütten zurückzukehren, so¬
fern sie noch zu finden waren. Am 6. Juni findet der erste Wechsel
der Lagertruppen statt und mit dem Ausmarsch des Infanterieregiments
Prinz Wasa wird zugleich der Einzug des Regiments Baron Heß er¬
folgen.

Die Nachricht von dem unerklärten Brand der Hofequipagen der
Kaiserin von Rußland, hat hier anfangs große Sensation gemacht und
es war ein löbliches Verfahren, daß die offizielle Zeitung über diesen
Vorfall, von dem man wissen mochte, daß er sogleich vielfach gedeutet
und ausgeschmückt werden würde, sogleich eine offene Erklärung brachte
und es wäre nur zu wünschen, daß man auch in andern, minder hof¬
verwandten Dingen eine ähnliche Berücksichtigung der öffentlichen Stimme
gelten lasse. Zwischen Annali und Böhmisch-Brod gerieth nämlich, in
der Nacht vom 28. auf den 29. Mai, der Wagen des Hofarztes Mandl
plötzlich bei verschlossenen Fenstern von Innen heraus in Brand, doch
wurde man des Feuers sehr bald gewahr und wußte weiteres Unglück zu
verhüten, so daß der Schaden nur sehr gering ist. Uebrigens weiß Nie¬
mand die Veranlassung des Brandes und da sich eine böswillige Absicht
wohl nicht so leicht voraussetzen läßt, so bleibt nur die Meinung übrig,
nach welcher gewisse chemische oder sonstige leicht entzündbare Substanzen
,,n-^.?^"Ma des Wagens die nächste Ursache dieses immerhin
"""un-henVorallse

gwesen seien.
. <x, 6 ^->orf Lichtenwörth, einige Meilen von Wien, ist ein Raub
ver Wammen geworden, und wie man hört, sind dieser traurigen Kata¬
strophe eigenthümliche Vorgänge vorausgegangen. Bei der Wahl des
-^rtsrichtcrs bildeten sich nämlich zwei Parteien, wovon die eine auf den
von dem reichern Theil der Gemeinde gehaltenen Candidaten einen bittern
Haß geworfen hatte, und unverhohlen die Drohung laut ward, sich an
>ym, im Falle seines Obsieges, fürchterlich zu rächen. Als nun doch der
erwähnte Candidat durch den Einfluß seiner Anhänger gewählt wurde.


welche die Erhebung des übergangenen Vicekanzlers zur Würde eines
Barus von Croarien, in sichere Aussicht stellen. Die arvalischen Wirren
verlangen in der That eine kräftige Leitung, wenn es auch andererseits
feststeht, daß die Militärgewalt hinfort nicht mehr mit der Civilgewalt
verbunden werden soll, da diese Vereinigung leicht zu Fehlgriffen verleitet
und redlichster Wille am Ende der Verführung der Machtfülle erliegt.
Inzwischen ist Baron Bedckovich nach Kisstngcn abgereist, um sich in den
dortigen Quellen für die Arbeit seiner neuen Stellung zu stärken, die
zwar großen Glanz, aber auch große Verantwortlichkeit bescheert.
"

Das Sommerlager in dem „Neue Welt genannten Thale, in der
Nähe von Wienerisch Neustadt, welches vor einigen Wochen bezogen wor¬
den, hat am 24. Mai ein sehr groteskes Schauspiel dargeboten, indem
die, durch einen plötzlichen mit Hagelwetter verbundenen Wolkenbruch,
angeschwollenen Wildbache, sich von beiden Abhängen in das Thal herab¬
stürzten und in der leichten Zeltstäbe die gräßlichste Verwüstung anrich¬
teten, so daß die Soldaten sich in der Eile mit ihrem Gepäck auf die
Anhöhen flüchten mußten, wo sie den Abfluß des Wassers abwarteten,
um sodann wieder in ihre triefenden Leinwandhütten zurückzukehren, so¬
fern sie noch zu finden waren. Am 6. Juni findet der erste Wechsel
der Lagertruppen statt und mit dem Ausmarsch des Infanterieregiments
Prinz Wasa wird zugleich der Einzug des Regiments Baron Heß er¬
folgen.

Die Nachricht von dem unerklärten Brand der Hofequipagen der
Kaiserin von Rußland, hat hier anfangs große Sensation gemacht und
es war ein löbliches Verfahren, daß die offizielle Zeitung über diesen
Vorfall, von dem man wissen mochte, daß er sogleich vielfach gedeutet
und ausgeschmückt werden würde, sogleich eine offene Erklärung brachte
und es wäre nur zu wünschen, daß man auch in andern, minder hof¬
verwandten Dingen eine ähnliche Berücksichtigung der öffentlichen Stimme
gelten lasse. Zwischen Annali und Böhmisch-Brod gerieth nämlich, in
der Nacht vom 28. auf den 29. Mai, der Wagen des Hofarztes Mandl
plötzlich bei verschlossenen Fenstern von Innen heraus in Brand, doch
wurde man des Feuers sehr bald gewahr und wußte weiteres Unglück zu
verhüten, so daß der Schaden nur sehr gering ist. Uebrigens weiß Nie¬
mand die Veranlassung des Brandes und da sich eine böswillige Absicht
wohl nicht so leicht voraussetzen läßt, so bleibt nur die Meinung übrig,
nach welcher gewisse chemische oder sonstige leicht entzündbare Substanzen
,,n-^.?^"Ma des Wagens die nächste Ursache dieses immerhin
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gwesen seien.
. <x, 6 ^->orf Lichtenwörth, einige Meilen von Wien, ist ein Raub
ver Wammen geworden, und wie man hört, sind dieser traurigen Kata¬
strophe eigenthümliche Vorgänge vorausgegangen. Bei der Wahl des
-^rtsrichtcrs bildeten sich nämlich zwei Parteien, wovon die eine auf den
von dem reichern Theil der Gemeinde gehaltenen Candidaten einen bittern
Haß geworfen hatte, und unverhohlen die Drohung laut ward, sich an
>ym, im Falle seines Obsieges, fürchterlich zu rächen. Als nun doch der
erwähnte Candidat durch den Einfluß seiner Anhänger gewählt wurde.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/455>, abgerufen am 05.05.2024.