Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band. Menschliche Tiger und Bestienbrut, Die euch achten wie Lastvieh und schlechter, Selber sich dünkend ein besseres Blut -- All' die Tyrannen -- ein göttlicher Schrecken -- Ruft er nun auf zum großen Gericht --> Aber ihr, ihr seid nicht zu wecken, Sehet den Richter, begreifet ihn nicht! -- Spricht's der Greis, zum Schreck dem Getümmel Und es naht eine dunkle Gestalt, Schwarzgepanzert auf stattlichem Schimmel, Hoch in die Luft der Helmbusch wallt. Schüttelt ein Haupt, ein graubereiftes, Winkt einem Schergen in dumpfer Wuth, Von einer Armbrustsehne pfeift es - Und der Alte taumelt im Blut. Voll Entsetzen weicht in der Runde Um den Getross'nen die Menge zurück. Doch der bäumt die quellende Wunde, Hebt sich und spricht -mit rollenden Blick: "Dank, o Herre! dein Wille ladet Mich noch heute in's Paradies, Dir lobsing' ich, der hochbegnadet Mich als Märtyrer fallen liesi! Du aber dauerst mich, Mann der Schande, Ulrich von Rosenberg, Renegat, Bettlerarm im Fürstcngewanoe Sache du Verachtung mit jeder That! Wirst die Rosse der'Zeit nicht halten, Hemmst nicht die rollenden Speichen im Lauf, Und das Blut eines elenden Alten Schießt dir in trotzigen Kämpfern aus! Ruft's der Alte, die Krieger Schauern, Doch im Volke erwacht die Wuth, Werfen den Rosenberg aus den Mauern, Düngen das Pflaster mit Leichen und Blut. Ziska naht mit dem Morgenröthe, Findet die Thore der Stadt ohne Wacht; Den er vorausgeschickt, der Todte, Hat sie erobert, und sonder Schlacht. Menschliche Tiger und Bestienbrut, Die euch achten wie Lastvieh und schlechter, Selber sich dünkend ein besseres Blut — All' die Tyrannen — ein göttlicher Schrecken — Ruft er nun auf zum großen Gericht —> Aber ihr, ihr seid nicht zu wecken, Sehet den Richter, begreifet ihn nicht! — Spricht's der Greis, zum Schreck dem Getümmel Und es naht eine dunkle Gestalt, Schwarzgepanzert auf stattlichem Schimmel, Hoch in die Luft der Helmbusch wallt. Schüttelt ein Haupt, ein graubereiftes, Winkt einem Schergen in dumpfer Wuth, Von einer Armbrustsehne pfeift es - Und der Alte taumelt im Blut. Voll Entsetzen weicht in der Runde Um den Getross'nen die Menge zurück. Doch der bäumt die quellende Wunde, Hebt sich und spricht -mit rollenden Blick: „Dank, o Herre! dein Wille ladet Mich noch heute in's Paradies, Dir lobsing' ich, der hochbegnadet Mich als Märtyrer fallen liesi! Du aber dauerst mich, Mann der Schande, Ulrich von Rosenberg, Renegat, Bettlerarm im Fürstcngewanoe Sache du Verachtung mit jeder That! Wirst die Rosse der'Zeit nicht halten, Hemmst nicht die rollenden Speichen im Lauf, Und das Blut eines elenden Alten Schießt dir in trotzigen Kämpfern aus! Ruft's der Alte, die Krieger Schauern, Doch im Volke erwacht die Wuth, Werfen den Rosenberg aus den Mauern, Düngen das Pflaster mit Leichen und Blut. Ziska naht mit dem Morgenröthe, Findet die Thore der Stadt ohne Wacht; Den er vorausgeschickt, der Todte, Hat sie erobert, und sonder Schlacht. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0012" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183594"/> <lg xml:id="POEMID_9" type="poem"> <l> Menschliche Tiger und Bestienbrut,<lb/> Die euch achten wie Lastvieh und schlechter,<lb/> Selber sich dünkend ein besseres Blut —<lb/> All' die Tyrannen — ein göttlicher Schrecken —<lb/> Ruft er nun auf zum großen Gericht —><lb/> Aber ihr, ihr seid nicht zu wecken,<lb/> Sehet den Richter, begreifet ihn nicht! —</l> <l> Spricht's der Greis, zum Schreck dem Getümmel<lb/> Und es naht eine dunkle Gestalt,<lb/> Schwarzgepanzert auf stattlichem Schimmel,<lb/> Hoch in die Luft der Helmbusch wallt.<lb/> Schüttelt ein Haupt, ein graubereiftes,<lb/> Winkt einem Schergen in dumpfer Wuth,<lb/> Von einer Armbrustsehne pfeift es -<lb/> Und der Alte taumelt im Blut.</l> <l> Voll Entsetzen weicht in der Runde<lb/> Um den Getross'nen die Menge zurück.<lb/> Doch der bäumt die quellende Wunde,<lb/> Hebt sich und spricht -mit rollenden Blick:</l> <l> „Dank, o Herre! dein Wille ladet<lb/> Mich noch heute in's Paradies,<lb/> Dir lobsing' ich, der hochbegnadet<lb/> Mich als Märtyrer fallen liesi!<lb/> Du aber dauerst mich, Mann der Schande,<lb/> Ulrich von Rosenberg, Renegat,<lb/> Bettlerarm im Fürstcngewanoe<lb/> Sache du Verachtung mit jeder That!<lb/> Wirst die Rosse der'Zeit nicht halten,<lb/> Hemmst nicht die rollenden Speichen im Lauf,<lb/> Und das Blut eines elenden Alten<lb/> Schießt dir in trotzigen Kämpfern aus!</l> <l> Ruft's der Alte, die Krieger Schauern,<lb/> Doch im Volke erwacht die Wuth,<lb/> Werfen den Rosenberg aus den Mauern,<lb/> Düngen das Pflaster mit Leichen und Blut.<lb/> Ziska naht mit dem Morgenröthe,<lb/> Findet die Thore der Stadt ohne Wacht;<lb/> Den er vorausgeschickt, der Todte,<lb/> Hat sie erobert, und sonder Schlacht.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
Menschliche Tiger und Bestienbrut,
Die euch achten wie Lastvieh und schlechter,
Selber sich dünkend ein besseres Blut —
All' die Tyrannen — ein göttlicher Schrecken —
Ruft er nun auf zum großen Gericht —>
Aber ihr, ihr seid nicht zu wecken,
Sehet den Richter, begreifet ihn nicht! — Spricht's der Greis, zum Schreck dem Getümmel
Und es naht eine dunkle Gestalt,
Schwarzgepanzert auf stattlichem Schimmel,
Hoch in die Luft der Helmbusch wallt.
Schüttelt ein Haupt, ein graubereiftes,
Winkt einem Schergen in dumpfer Wuth,
Von einer Armbrustsehne pfeift es -
Und der Alte taumelt im Blut. Voll Entsetzen weicht in der Runde
Um den Getross'nen die Menge zurück.
Doch der bäumt die quellende Wunde,
Hebt sich und spricht -mit rollenden Blick: „Dank, o Herre! dein Wille ladet
Mich noch heute in's Paradies,
Dir lobsing' ich, der hochbegnadet
Mich als Märtyrer fallen liesi!
Du aber dauerst mich, Mann der Schande,
Ulrich von Rosenberg, Renegat,
Bettlerarm im Fürstcngewanoe
Sache du Verachtung mit jeder That!
Wirst die Rosse der'Zeit nicht halten,
Hemmst nicht die rollenden Speichen im Lauf,
Und das Blut eines elenden Alten
Schießt dir in trotzigen Kämpfern aus! Ruft's der Alte, die Krieger Schauern,
Doch im Volke erwacht die Wuth,
Werfen den Rosenberg aus den Mauern,
Düngen das Pflaster mit Leichen und Blut.
Ziska naht mit dem Morgenröthe,
Findet die Thore der Stadt ohne Wacht;
Den er vorausgeschickt, der Todte,
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