Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.tags rückte General Colin mit 10 Compagnien Infanterie, die bisher Am 27. früh rückte das Corps bis Mogilanv, wo es zwei Stunden tags rückte General Colin mit 10 Compagnien Infanterie, die bisher Am 27. früh rückte das Corps bis Mogilanv, wo es zwei Stunden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0018" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183600"/> <p xml:id="ID_19" prev="#ID_18"> tags rückte General Colin mit 10 Compagnien Infanterie, die bisher<lb/> noch in Wadowize gestanden, der halben Batterie und einer Escadron<lb/> leichter Reiter wieder vor. Hatte die Contrerevolution der Bauern<lb/> im Wadowizer Kreise bisher wenig Eingang gefunden, so brach sie<lb/> nun, auf die Nachricht vom Wiedervorrücken der Truppen lebhaft aus.<lb/> Bauernabtheilungen brachten Aufwiegler gefänglich ein. Um II Uhr<lb/> Nachts langte das Corps in Jsdebnik an, wo es übernachtete; man<lb/> war auf keinen Feind gestoßen.</p><lb/> <p xml:id="ID_20" next="#ID_21"> Am 27. früh rückte das Corps bis Mogilanv, wo es zwei Stunden<lb/> rastete, denn der dreitägige Regen hatte die Straße so erweicht, daß<lb/> die Infanterie nur mit großer Mühe fortkam. Ein berittener Jnsur-<lb/> gententrupp zog sich in großer Entfernung eilig zurück; von dem<lb/> Stande der Dinge in Podgorze konnte man keine Nachricht erlangen.<lb/> In allen Ortschaften der Umgegend war die Revolution proclamirt<lb/> worden, konnte aber trotz Bitten und Drohungen nur geringen An¬<lb/> hang gewinnen. Endlich erhielt man die zuverlässige Kunde, daß eine<lb/> in Podgorze bei einer kirchlichen Procession versammelt gewesene In-<lb/> surgentenmasse sich theils verlaufen, theils zur Vertheidigung in die<lb/> Gebäude geworfen habe, als die Nachricht vom Anrücken der Trup¬<lb/> pen verlautbarte. General von Colin, der mittler Weile immer vor¬<lb/> gerückt war, schritt zum Angriffe. Mit dem linken Flügel an die<lb/> Weichsel gelehnt, rückten 3 Compagnien in aufgelöster Ordnung vor,<lb/> denen das Gros folgte; der Feind eröffnete das Feuer aus den Fen¬<lb/> stern der Jnfantenekaserne, die sogleich mit Sturm genommen wurde.<lb/> Die Insurgenten flohen über die, von ihnen wiederhergestellte Weich-<lb/> selbrücke, Kartätschenschüsse ,'geleiteten sie. Es war inzwischen Abend<lb/> geworden; die Truppen waren auf dem Platze, Fronte gegen die<lb/> Weichsel, aufgestellt; Reiterpatrouillen wurden in allen Richtungen<lb/> entsendet. Gegen eine derselben sielen aus den im Rücken der Auf¬<lb/> stellung um die Kirche gelegenen Häusern Flintenschüsse, und gleich¬<lb/> zeitig versuchten die Insurgenten wieder über die Brücke vorzudringen.<lb/> Dies wurde durch einige Kartätschenschüsse verhindert, während drei<lb/> Compagnien Infanterie nach hartnäckigem Widerstande die Rebellen in<lb/> den Häufern gefangen nahmen- Die eingetretene Dunkelheit begün¬<lb/> stigte übrigens die Flucht vieler Insurgenten. Von den Truppen blieben<lb/> nur 2 Todte, Adjutant v. Zabranski und einige Mann wurden ver¬<lb/> wundet. In den Häusern fanden sich bei 30 Todte; über 70 In¬<lb/> surgenten wurden gefangen. In der Kirche fand sich eine Revolutions¬<lb/> fahne mit dem weißen Adler. .Nach Vertreibung des Feindes wurden</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
tags rückte General Colin mit 10 Compagnien Infanterie, die bisher
noch in Wadowize gestanden, der halben Batterie und einer Escadron
leichter Reiter wieder vor. Hatte die Contrerevolution der Bauern
im Wadowizer Kreise bisher wenig Eingang gefunden, so brach sie
nun, auf die Nachricht vom Wiedervorrücken der Truppen lebhaft aus.
Bauernabtheilungen brachten Aufwiegler gefänglich ein. Um II Uhr
Nachts langte das Corps in Jsdebnik an, wo es übernachtete; man
war auf keinen Feind gestoßen.
Am 27. früh rückte das Corps bis Mogilanv, wo es zwei Stunden
rastete, denn der dreitägige Regen hatte die Straße so erweicht, daß
die Infanterie nur mit großer Mühe fortkam. Ein berittener Jnsur-
gententrupp zog sich in großer Entfernung eilig zurück; von dem
Stande der Dinge in Podgorze konnte man keine Nachricht erlangen.
In allen Ortschaften der Umgegend war die Revolution proclamirt
worden, konnte aber trotz Bitten und Drohungen nur geringen An¬
hang gewinnen. Endlich erhielt man die zuverlässige Kunde, daß eine
in Podgorze bei einer kirchlichen Procession versammelt gewesene In-
surgentenmasse sich theils verlaufen, theils zur Vertheidigung in die
Gebäude geworfen habe, als die Nachricht vom Anrücken der Trup¬
pen verlautbarte. General von Colin, der mittler Weile immer vor¬
gerückt war, schritt zum Angriffe. Mit dem linken Flügel an die
Weichsel gelehnt, rückten 3 Compagnien in aufgelöster Ordnung vor,
denen das Gros folgte; der Feind eröffnete das Feuer aus den Fen¬
stern der Jnfantenekaserne, die sogleich mit Sturm genommen wurde.
Die Insurgenten flohen über die, von ihnen wiederhergestellte Weich-
selbrücke, Kartätschenschüsse ,'geleiteten sie. Es war inzwischen Abend
geworden; die Truppen waren auf dem Platze, Fronte gegen die
Weichsel, aufgestellt; Reiterpatrouillen wurden in allen Richtungen
entsendet. Gegen eine derselben sielen aus den im Rücken der Auf¬
stellung um die Kirche gelegenen Häusern Flintenschüsse, und gleich¬
zeitig versuchten die Insurgenten wieder über die Brücke vorzudringen.
Dies wurde durch einige Kartätschenschüsse verhindert, während drei
Compagnien Infanterie nach hartnäckigem Widerstande die Rebellen in
den Häufern gefangen nahmen- Die eingetretene Dunkelheit begün¬
stigte übrigens die Flucht vieler Insurgenten. Von den Truppen blieben
nur 2 Todte, Adjutant v. Zabranski und einige Mann wurden ver¬
wundet. In den Häusern fanden sich bei 30 Todte; über 70 In¬
surgenten wurden gefangen. In der Kirche fand sich eine Revolutions¬
fahne mit dem weißen Adler. .Nach Vertreibung des Feindes wurden
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