Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.Die Namen, welche die Salons durchtönen, die Thäler, welche der Die Namen, welche die Salons durchtönen, die Thäler, welche der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0414" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183996"/> <p xml:id="ID_1220" prev="#ID_1219" next="#ID_1221"> Die Namen, welche die Salons durchtönen, die Thäler, welche der<lb/> wappengeschmückte Reisewagen auf geebneter Chaussee durchfliegt, die<lb/> Berge, zu deren Besteigung Maulthiere und Sänften bereit stehen,<lb/> haben darin keinen ausgezeichneten Platz. Ja, absichtlich streift die<lb/> Beschreibung nur ganz flüchtig an der Franä« routo vorüber und ein¬<lb/> getreten an dieses Führers Hand in die Gebirgswelt, scheiden wir von<lb/> aller modernen Touristenwelt, von allen Begegnungen mit der reisenden<lb/> Gesellschaft, von allen „piquanten Begegnissen." Dafür strahlt aber<lb/> aus dem Buche die ganze Pracht dieser südlichsten Gebirgswelt Deutsch¬<lb/> lands, dafür weht uns daraus erfrischend Waldesduft und Vergluft über¬<lb/> all entgegen. Gleich auf einem Wege, den man selten einschlägt, auf<lb/> dem Wege über Füssen und Reute (Renten, Reitti nennen'S Andere),<lb/> durchschneiden wir ein Stück Tyrol, um nach Vorarlberg zu gelangen,<lb/> während die gewohnte Tour bei Bregenz und dem Bodensee beginnt.<lb/> Doch nicht unvorbereitet springen wir in's Land hinein. Ein ernster,<lb/> historisch-geographischer Abriß gibt die Zeichnungsquadrate, in welche<lb/> sich die einzelnen Bildgruppen einrahmen werden; starke, markige Striche<lb/> bezeichnen die Grundfarbe, aus denen sich Lichter und Schatten erheben<lb/> sollen. So steigen wir in das betriebsame Lechthal. Um die Schilderung<lb/> der Landschaft mit ihren Kirchen, Ruinen, einfachen Bauernhäusern und<lb/> mächtigen Bergkämmen schlingen sich Sagen und Geschichten; Name»,<lb/> welche in weiter Welt mit lautem Klang erschollen, finden hier ihr<lb/> Heimathsland, und von dem Charakter dieser Einzelnen beugt sich<lb/> von selbst und ungezwungen die Betrachtung zurück auf Sitte und<lb/> Brauch, auf Gewerbfleiß und Lustbarkeit des heutigen Lechthales, bis<lb/> unser Führer, neue Bilder aufnehmend, durch die Felseneinsamkeit des<lb/> „Schrecken" zum Bregenzerwald und zu den beiden Walserthälern wan¬<lb/> dert, von denen das kleine in das bairische Allgau mündet und nach<lb/> allen Seiten seine, in der Milch- und Viehwirthschaft geschickten Be¬<lb/> wohner sendet, deren Sitte, Tracht und Mundart doch so streng ge¬<lb/> schieden von allen Nachbarn bleibt, wie es ihr Ursprung ist. Im großen<lb/> Walserthale aber, wo das Leben, unbekümmert um das draußen, in<lb/> einförmiger Geschäftigkeit seine Kreise zieht, sprudelt reich die Sage<lb/> und auch für die Geschichte mancher schöne Quell. Wo dann das<lb/> Walserthal endet, hebt das mit den durchstreiften Landschaften ver¬<lb/> wandte Wallgau an, dessen arbeitsames und genügsames Volk den rei¬<lb/> chen Segen einer üppigen Natur einerntet. Dann kommt das wander¬<lb/> lustige Montauvon; seine Bewohner sind im würtemberg'schen Ober¬<lb/> lande wohl gekannt und deren Vettern selbst im fernen Asien ansässig ;</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0414]
Die Namen, welche die Salons durchtönen, die Thäler, welche der
wappengeschmückte Reisewagen auf geebneter Chaussee durchfliegt, die
Berge, zu deren Besteigung Maulthiere und Sänften bereit stehen,
haben darin keinen ausgezeichneten Platz. Ja, absichtlich streift die
Beschreibung nur ganz flüchtig an der Franä« routo vorüber und ein¬
getreten an dieses Führers Hand in die Gebirgswelt, scheiden wir von
aller modernen Touristenwelt, von allen Begegnungen mit der reisenden
Gesellschaft, von allen „piquanten Begegnissen." Dafür strahlt aber
aus dem Buche die ganze Pracht dieser südlichsten Gebirgswelt Deutsch¬
lands, dafür weht uns daraus erfrischend Waldesduft und Vergluft über¬
all entgegen. Gleich auf einem Wege, den man selten einschlägt, auf
dem Wege über Füssen und Reute (Renten, Reitti nennen'S Andere),
durchschneiden wir ein Stück Tyrol, um nach Vorarlberg zu gelangen,
während die gewohnte Tour bei Bregenz und dem Bodensee beginnt.
Doch nicht unvorbereitet springen wir in's Land hinein. Ein ernster,
historisch-geographischer Abriß gibt die Zeichnungsquadrate, in welche
sich die einzelnen Bildgruppen einrahmen werden; starke, markige Striche
bezeichnen die Grundfarbe, aus denen sich Lichter und Schatten erheben
sollen. So steigen wir in das betriebsame Lechthal. Um die Schilderung
der Landschaft mit ihren Kirchen, Ruinen, einfachen Bauernhäusern und
mächtigen Bergkämmen schlingen sich Sagen und Geschichten; Name»,
welche in weiter Welt mit lautem Klang erschollen, finden hier ihr
Heimathsland, und von dem Charakter dieser Einzelnen beugt sich
von selbst und ungezwungen die Betrachtung zurück auf Sitte und
Brauch, auf Gewerbfleiß und Lustbarkeit des heutigen Lechthales, bis
unser Führer, neue Bilder aufnehmend, durch die Felseneinsamkeit des
„Schrecken" zum Bregenzerwald und zu den beiden Walserthälern wan¬
dert, von denen das kleine in das bairische Allgau mündet und nach
allen Seiten seine, in der Milch- und Viehwirthschaft geschickten Be¬
wohner sendet, deren Sitte, Tracht und Mundart doch so streng ge¬
schieden von allen Nachbarn bleibt, wie es ihr Ursprung ist. Im großen
Walserthale aber, wo das Leben, unbekümmert um das draußen, in
einförmiger Geschäftigkeit seine Kreise zieht, sprudelt reich die Sage
und auch für die Geschichte mancher schöne Quell. Wo dann das
Walserthal endet, hebt das mit den durchstreiften Landschaften ver¬
wandte Wallgau an, dessen arbeitsames und genügsames Volk den rei¬
chen Segen einer üppigen Natur einerntet. Dann kommt das wander¬
lustige Montauvon; seine Bewohner sind im würtemberg'schen Ober¬
lande wohl gekannt und deren Vettern selbst im fernen Asien ansässig ;
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