Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Der aber ist schon lange weggeblieben,
Er kämpft in Ungarn und im fernen Polen,
Wie eine düstre Wolke, sturmgelricben
Und kann sich nicht der Seele Ruhe holen.
Wie ein Asket in. Beten und im Fasten
Tragt er um Ehristum Mühsal und Gefahren
Allein und heimathlos und kann nicht rasten --
Sein Gott ist nur der Gott der HecreSschaaren.'

Zuweilen tönt zur Heimath eine Sage
Von Simeen Heldenarm , dem schreckenvollen --
Daß man ihn sah, wie ein Gestirn der Plage --
Und wieder ist er ohne Spur verschollen. -- -- --
Die Moldau schlagt im Nachtsturm ihre Wellen,
Empört vom Andrang der geschwollnen Bäche,
Am Ufer brennen Klöster und erhellen
Der dunkeln Wasser ungeheure Flache.
Es rauscht der Wald mit seinen schwarzen Föhren,
Das FrühlingseiS zerbricht mit lautem Krachen,
Da dröhnt die Bucht -- und Wie des Teufels Lachen
Ist es noch fern im Felsgeklüft zu hören.
Ein Kahn durchschwimmt die Oede, schwarz, tiefnächtig.
Es sitzen drin zwei trotzige Gesellen,
Zwei starke Schisser, und sie kämpfen mächtig,
Hier mit dem Eis, und hier mit Wind und Wellen,
Im Kriegerkoller steht im Kahn ein Dritter
Aufrecht, und hält sein treues Roß am Strange,
Bäume sich das Thier -- so ballt die Faust der Ritter
Und niederfällt der Napp' und wiehert bange.
Des Kriegers Haar und Bart ist im Ergreifen,
Es hängt um's sag're Antlitz starr und deinem.
Ein einzig Aug' flammt unter'in Helmeseisen,
Allein ein Auge furchtbar -- zum Versteinern.
Die Schiffer sehn vor sich den Strand sich breiten.
Die Fähre fliegt hinan: "Wir sind zur Stelle,
Seht ihr, o Herr, am Himmelssaum die Helle?
Sie wird nach Metrik sicher euch geleiten."
Der Ritter hat den Rappen losgebunden,
Nun sitzt er schon und gibt die scharfen Sporen,
Und eh' der Schisser noch ein Wort verloren,
Ist er schon sausend in der Nacht verschwunden.
Was wühlt zutiefst in einer Männerseele?
Was macht noch mehr als Gift die Wange hager?

Der aber ist schon lange weggeblieben,
Er kämpft in Ungarn und im fernen Polen,
Wie eine düstre Wolke, sturmgelricben
Und kann sich nicht der Seele Ruhe holen.
Wie ein Asket in. Beten und im Fasten
Tragt er um Ehristum Mühsal und Gefahren
Allein und heimathlos und kann nicht rasten —
Sein Gott ist nur der Gott der HecreSschaaren.'

Zuweilen tönt zur Heimath eine Sage
Von Simeen Heldenarm , dem schreckenvollen —
Daß man ihn sah, wie ein Gestirn der Plage —
Und wieder ist er ohne Spur verschollen. — — —
Die Moldau schlagt im Nachtsturm ihre Wellen,
Empört vom Andrang der geschwollnen Bäche,
Am Ufer brennen Klöster und erhellen
Der dunkeln Wasser ungeheure Flache.
Es rauscht der Wald mit seinen schwarzen Föhren,
Das FrühlingseiS zerbricht mit lautem Krachen,
Da dröhnt die Bucht — und Wie des Teufels Lachen
Ist es noch fern im Felsgeklüft zu hören.
Ein Kahn durchschwimmt die Oede, schwarz, tiefnächtig.
Es sitzen drin zwei trotzige Gesellen,
Zwei starke Schisser, und sie kämpfen mächtig,
Hier mit dem Eis, und hier mit Wind und Wellen,
Im Kriegerkoller steht im Kahn ein Dritter
Aufrecht, und hält sein treues Roß am Strange,
Bäume sich das Thier — so ballt die Faust der Ritter
Und niederfällt der Napp' und wiehert bange.
Des Kriegers Haar und Bart ist im Ergreifen,
Es hängt um's sag're Antlitz starr und deinem.
Ein einzig Aug' flammt unter'in Helmeseisen,
Allein ein Auge furchtbar — zum Versteinern.
Die Schiffer sehn vor sich den Strand sich breiten.
Die Fähre fliegt hinan: „Wir sind zur Stelle,
Seht ihr, o Herr, am Himmelssaum die Helle?
Sie wird nach Metrik sicher euch geleiten."
Der Ritter hat den Rappen losgebunden,
Nun sitzt er schon und gibt die scharfen Sporen,
Und eh' der Schisser noch ein Wort verloren,
Ist er schon sausend in der Nacht verschwunden.
Was wühlt zutiefst in einer Männerseele?
Was macht noch mehr als Gift die Wange hager?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0006" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183588"/>
            <lg xml:id="POEMID_2" type="poem">
              <l> Der aber ist schon lange weggeblieben,<lb/>
Er kämpft in Ungarn und im fernen Polen,<lb/>
Wie eine düstre Wolke, sturmgelricben<lb/>
Und kann sich nicht der Seele Ruhe holen.<lb/>
Wie ein Asket in. Beten und im Fasten<lb/>
Tragt er um Ehristum Mühsal und Gefahren<lb/>
Allein und heimathlos und kann nicht rasten &#x2014;<lb/>
Sein Gott ist nur der Gott der HecreSschaaren.'</l>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <l> Zuweilen tönt zur Heimath eine Sage<lb/>
Von Simeen Heldenarm , dem schreckenvollen &#x2014;<lb/>
Daß man ihn sah, wie ein Gestirn der Plage &#x2014;<lb/>
Und wieder ist er ohne Spur verschollen. &#x2014; &#x2014; &#x2014;<lb/>
Die Moldau schlagt im Nachtsturm ihre Wellen,<lb/>
Empört vom Andrang der geschwollnen Bäche,<lb/>
Am Ufer brennen Klöster und erhellen<lb/>
Der dunkeln Wasser ungeheure Flache.<lb/>
Es rauscht der Wald mit seinen schwarzen Föhren,<lb/>
Das FrühlingseiS zerbricht mit lautem Krachen,<lb/>
Da dröhnt die Bucht &#x2014; und Wie des Teufels Lachen<lb/>
Ist es noch fern im Felsgeklüft zu hören.</l>
            <l> Ein Kahn durchschwimmt die Oede, schwarz, tiefnächtig.<lb/>
Es sitzen drin zwei trotzige Gesellen,<lb/>
Zwei starke Schisser, und sie kämpfen mächtig,<lb/>
Hier mit dem Eis, und hier mit Wind und Wellen,<lb/>
Im Kriegerkoller steht im Kahn ein Dritter<lb/>
Aufrecht, und hält sein treues Roß am Strange,<lb/>
Bäume sich das Thier &#x2014; so ballt die Faust der Ritter<lb/>
Und niederfällt der Napp' und wiehert bange.<lb/>
Des Kriegers Haar und Bart ist im Ergreifen,<lb/>
Es hängt um's sag're Antlitz starr und deinem.<lb/>
Ein einzig Aug' flammt unter'in Helmeseisen,<lb/>
Allein ein Auge furchtbar &#x2014; zum Versteinern.</l>
            <l> Die Schiffer sehn vor sich den Strand sich breiten.<lb/>
Die Fähre fliegt hinan: &#x201E;Wir sind zur Stelle,<lb/>
Seht ihr, o Herr, am Himmelssaum die Helle?<lb/>
Sie wird nach Metrik sicher euch geleiten."<lb/>
Der Ritter hat den Rappen losgebunden,<lb/>
Nun sitzt er schon und gibt die scharfen Sporen,<lb/>
Und eh' der Schisser noch ein Wort verloren,<lb/>
Ist er schon sausend in der Nacht verschwunden.</l>
            <l> Was wühlt zutiefst in einer Männerseele?<lb/>
Was macht noch mehr als Gift die Wange hager?</l><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0006] Der aber ist schon lange weggeblieben, Er kämpft in Ungarn und im fernen Polen, Wie eine düstre Wolke, sturmgelricben Und kann sich nicht der Seele Ruhe holen. Wie ein Asket in. Beten und im Fasten Tragt er um Ehristum Mühsal und Gefahren Allein und heimathlos und kann nicht rasten — Sein Gott ist nur der Gott der HecreSschaaren.' Zuweilen tönt zur Heimath eine Sage Von Simeen Heldenarm , dem schreckenvollen — Daß man ihn sah, wie ein Gestirn der Plage — Und wieder ist er ohne Spur verschollen. — — — Die Moldau schlagt im Nachtsturm ihre Wellen, Empört vom Andrang der geschwollnen Bäche, Am Ufer brennen Klöster und erhellen Der dunkeln Wasser ungeheure Flache. Es rauscht der Wald mit seinen schwarzen Föhren, Das FrühlingseiS zerbricht mit lautem Krachen, Da dröhnt die Bucht — und Wie des Teufels Lachen Ist es noch fern im Felsgeklüft zu hören. Ein Kahn durchschwimmt die Oede, schwarz, tiefnächtig. Es sitzen drin zwei trotzige Gesellen, Zwei starke Schisser, und sie kämpfen mächtig, Hier mit dem Eis, und hier mit Wind und Wellen, Im Kriegerkoller steht im Kahn ein Dritter Aufrecht, und hält sein treues Roß am Strange, Bäume sich das Thier — so ballt die Faust der Ritter Und niederfällt der Napp' und wiehert bange. Des Kriegers Haar und Bart ist im Ergreifen, Es hängt um's sag're Antlitz starr und deinem. Ein einzig Aug' flammt unter'in Helmeseisen, Allein ein Auge furchtbar — zum Versteinern. Die Schiffer sehn vor sich den Strand sich breiten. Die Fähre fliegt hinan: „Wir sind zur Stelle, Seht ihr, o Herr, am Himmelssaum die Helle? Sie wird nach Metrik sicher euch geleiten." Der Ritter hat den Rappen losgebunden, Nun sitzt er schon und gibt die scharfen Sporen, Und eh' der Schisser noch ein Wort verloren, Ist er schon sausend in der Nacht verschwunden. Was wühlt zutiefst in einer Männerseele? Was macht noch mehr als Gift die Wange hager?

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/6
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/6>, abgerufen am 20.05.2024.