Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Zuvörderst ist hier eine Bemerkung über die Bedeutung des Wortes Universität in
französischem Sinne zu geben. Man versteht darunter in Frankreich nicht die den vor¬
bereitenden Schulen folgenden höheren Specialanstalten, noch das ihnen gewidmete Ge¬
bäude, sondern Alles, was im Gegensatz zu wissenschaftlichen Privatunternehmen, amtlich
und öffentlich dem Bereiche des Unterrichtsministeriums anheimfällt. Ein ju'ol'essvur
<Jo I'iimvei-site ist also jeder Gymnastalprofessor; jeder Beamter öffentlicher Erziehungs¬
häuser ein Leni>Jo)'6 tlo j'ninversite. Unsern Universitäten mit ihren vier Fakultäten
entsprechen in Frankreich Spccialschulen, als Rechtsschulen, ärztliche Schulen, Normal¬
schulen. Diese letzteren (vcole" momento") sind die Bildungsanstalten für Philologen;
ihre Schüler sind in Frankreich unisormirt; sie tragen einen schwarzen Leibrock mit blauen
Palmen auf dem Kragen. -- In Paris findet man allerdings zwei Anstalten, die einen
allgemeineren Charakter haben, die Sorbonne und das College de France. Diese
besitzen zwei Fakultäten, die heulte <Jo8 8ciönee8, welche sich mit Mathematik, Natur-
kunde u. s. w. beschäftigt und die l'-lcultv des lettivs, deren Lehrgegenstände alte
und neue Sprachen, Geschichte, Philosophie sind. Diese Anstalten entsprechen also
ziemlich der philosophischen Facultät einer deutschen Universität.

Da es diesem Aussatze nicht sowohl auf statistische Langweiligkeiten, als auf Ver-
anschaulichung nationaler Eigenthümlichkeiten ankommt, so sührt er den Leser in ein
Auditorium der Sorbonne ein. Da wird es ihm freilich wenig gefallen; das ist nicht
der weite, hohe, wohlthuend helle Raum eines Berliner Hörsaals; es ist ein beengtes,
stinkend dumpfes, erstickend heißes Gemach, deren jede Facultät der Sorbonne auch nur
eins besitzt; die sich übereinander erhebenden Bänke sind wahre Muster von Unbequem¬
lichkeit. Wir haben eben noch Zeit, das im Vergleich mit unserer studirenden Jugend
durchschnittlich größere Alter der Pariser Studenten zu bemerken, ihr durchaus nicht
renommistisches Benehmen, ihre bürgerliche, nicht kleinstädtisch sich hervorthuende Tracht,
als die Thür des Hintergrundes aufgeht und der Pedell das nie fehlende Glas Zucker-
wasser hineinbringt, dem bald der Herr Professor folgt. Diesem fehlt das rothe Bändchen
der Ehrenlegion im linken Knopfloche selten. Der Vortrag der deutschen und franzö¬
sischen Professoren ist durchaus verschieden. Während jener gründlich zu belehren sucht,
bei Einzelnheiten gern verweilt, zur Unterstützung von allen Orten Citate hcrbeisucht,
selten sich dessen bewußt wird, daß er langweilt, und wenn er es weiß, dennoch mit
großer Kühnheit in demselben Schlendrian bleibt, sucht dieser durch Wort und Gebärde
zu fesseln; seiner Rede fehlt selten die fließende Fertigkeit, die anmuthige Form; ihm
stehen die Mittel zu Gebote, durch einen Vergleich mit der Gegenwart, durch ein kühnes
Witzwort zu wirken. Dort die Ruhe bis zum Phlegma, hier die Beweglichkeit bis
zur Marktschreierei. -- Se. Marc-Girardin, Exdeputirter, ein durch Geschmack und
Gelehrsamkeit ausgezeichneter Verfasser literarischer Werke, ist eine der Hauptzierden
der Sorbonne. Keine gelehrte Weichheit, kein vernachläßigtes Aeußere! Jugendliche
Lebendigkeit liegt in seinem Auge, in seinem Ausdrucke, in seiner Bewegung. Der Saal
seiner Vorlesung ist immer voll, gewöhnlich überfüllt. Beginnt er nun, uns die Literaten
der Vergangenheit zu schildern, als hätte er mit ihnen gelebt, uns ihre Thorheiten zu
erzählen, als wäre er ihr Freund gewesen, als umgaben ihn noch dieselben Verhältnisse,
so hört man keinen Laut im Saale; man lauscht, wie in einem Salon, wo ein geist¬
reicher Erzähler durch natürlichen Ausdruck die Comvarsen der Gesellschaft um sich
schaart, und erst wenn bei einer feinen Anspielung, bei einem wohlgezielten Schlage
die Stille durch ein allgemeines Gelächter der jugendlichen Kehlen, durch ein allgemeines
Händeklatschen und Bravorufen unterbrochen wird, erinnert man sich, daß man in der


Zuvörderst ist hier eine Bemerkung über die Bedeutung des Wortes Universität in
französischem Sinne zu geben. Man versteht darunter in Frankreich nicht die den vor¬
bereitenden Schulen folgenden höheren Specialanstalten, noch das ihnen gewidmete Ge¬
bäude, sondern Alles, was im Gegensatz zu wissenschaftlichen Privatunternehmen, amtlich
und öffentlich dem Bereiche des Unterrichtsministeriums anheimfällt. Ein ju'ol'essvur
<Jo I'iimvei-site ist also jeder Gymnastalprofessor; jeder Beamter öffentlicher Erziehungs¬
häuser ein Leni>Jo)'6 tlo j'ninversite. Unsern Universitäten mit ihren vier Fakultäten
entsprechen in Frankreich Spccialschulen, als Rechtsschulen, ärztliche Schulen, Normal¬
schulen. Diese letzteren (vcole« momento«) sind die Bildungsanstalten für Philologen;
ihre Schüler sind in Frankreich unisormirt; sie tragen einen schwarzen Leibrock mit blauen
Palmen auf dem Kragen. — In Paris findet man allerdings zwei Anstalten, die einen
allgemeineren Charakter haben, die Sorbonne und das College de France. Diese
besitzen zwei Fakultäten, die heulte <Jo8 8ciönee8, welche sich mit Mathematik, Natur-
kunde u. s. w. beschäftigt und die l'-lcultv des lettivs, deren Lehrgegenstände alte
und neue Sprachen, Geschichte, Philosophie sind. Diese Anstalten entsprechen also
ziemlich der philosophischen Facultät einer deutschen Universität.

Da es diesem Aussatze nicht sowohl auf statistische Langweiligkeiten, als auf Ver-
anschaulichung nationaler Eigenthümlichkeiten ankommt, so sührt er den Leser in ein
Auditorium der Sorbonne ein. Da wird es ihm freilich wenig gefallen; das ist nicht
der weite, hohe, wohlthuend helle Raum eines Berliner Hörsaals; es ist ein beengtes,
stinkend dumpfes, erstickend heißes Gemach, deren jede Facultät der Sorbonne auch nur
eins besitzt; die sich übereinander erhebenden Bänke sind wahre Muster von Unbequem¬
lichkeit. Wir haben eben noch Zeit, das im Vergleich mit unserer studirenden Jugend
durchschnittlich größere Alter der Pariser Studenten zu bemerken, ihr durchaus nicht
renommistisches Benehmen, ihre bürgerliche, nicht kleinstädtisch sich hervorthuende Tracht,
als die Thür des Hintergrundes aufgeht und der Pedell das nie fehlende Glas Zucker-
wasser hineinbringt, dem bald der Herr Professor folgt. Diesem fehlt das rothe Bändchen
der Ehrenlegion im linken Knopfloche selten. Der Vortrag der deutschen und franzö¬
sischen Professoren ist durchaus verschieden. Während jener gründlich zu belehren sucht,
bei Einzelnheiten gern verweilt, zur Unterstützung von allen Orten Citate hcrbeisucht,
selten sich dessen bewußt wird, daß er langweilt, und wenn er es weiß, dennoch mit
großer Kühnheit in demselben Schlendrian bleibt, sucht dieser durch Wort und Gebärde
zu fesseln; seiner Rede fehlt selten die fließende Fertigkeit, die anmuthige Form; ihm
stehen die Mittel zu Gebote, durch einen Vergleich mit der Gegenwart, durch ein kühnes
Witzwort zu wirken. Dort die Ruhe bis zum Phlegma, hier die Beweglichkeit bis
zur Marktschreierei. — Se. Marc-Girardin, Exdeputirter, ein durch Geschmack und
Gelehrsamkeit ausgezeichneter Verfasser literarischer Werke, ist eine der Hauptzierden
der Sorbonne. Keine gelehrte Weichheit, kein vernachläßigtes Aeußere! Jugendliche
Lebendigkeit liegt in seinem Auge, in seinem Ausdrucke, in seiner Bewegung. Der Saal
seiner Vorlesung ist immer voll, gewöhnlich überfüllt. Beginnt er nun, uns die Literaten
der Vergangenheit zu schildern, als hätte er mit ihnen gelebt, uns ihre Thorheiten zu
erzählen, als wäre er ihr Freund gewesen, als umgaben ihn noch dieselben Verhältnisse,
so hört man keinen Laut im Saale; man lauscht, wie in einem Salon, wo ein geist¬
reicher Erzähler durch natürlichen Ausdruck die Comvarsen der Gesellschaft um sich
schaart, und erst wenn bei einer feinen Anspielung, bei einem wohlgezielten Schlage
die Stille durch ein allgemeines Gelächter der jugendlichen Kehlen, durch ein allgemeines
Händeklatschen und Bravorufen unterbrochen wird, erinnert man sich, daß man in der


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0180" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276386"/>
          <p xml:id="ID_608"> Zuvörderst ist hier eine Bemerkung über die Bedeutung des Wortes Universität in<lb/>
französischem Sinne zu geben. Man versteht darunter in Frankreich nicht die den vor¬<lb/>
bereitenden Schulen folgenden höheren Specialanstalten, noch das ihnen gewidmete Ge¬<lb/>
bäude, sondern Alles, was im Gegensatz zu wissenschaftlichen Privatunternehmen, amtlich<lb/>
und öffentlich dem Bereiche des Unterrichtsministeriums anheimfällt. Ein ju'ol'essvur<lb/>
&lt;Jo I'iimvei-site ist also jeder Gymnastalprofessor; jeder Beamter öffentlicher Erziehungs¬<lb/>
häuser ein Leni&gt;Jo)'6 tlo j'ninversite. Unsern Universitäten mit ihren vier Fakultäten<lb/>
entsprechen in Frankreich Spccialschulen, als Rechtsschulen, ärztliche Schulen, Normal¬<lb/>
schulen. Diese letzteren (vcole« momento«) sind die Bildungsanstalten für Philologen;<lb/>
ihre Schüler sind in Frankreich unisormirt; sie tragen einen schwarzen Leibrock mit blauen<lb/>
Palmen auf dem Kragen. &#x2014; In Paris findet man allerdings zwei Anstalten, die einen<lb/>
allgemeineren Charakter haben, die Sorbonne und das College de France. Diese<lb/>
besitzen zwei Fakultäten, die heulte &lt;Jo8 8ciönee8, welche sich mit Mathematik, Natur-<lb/>
kunde u. s. w. beschäftigt und die l'-lcultv des lettivs, deren Lehrgegenstände alte<lb/>
und neue Sprachen, Geschichte, Philosophie sind. Diese Anstalten entsprechen also<lb/>
ziemlich der philosophischen Facultät einer deutschen Universität.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_609" next="#ID_610"> Da es diesem Aussatze nicht sowohl auf statistische Langweiligkeiten, als auf Ver-<lb/>
anschaulichung nationaler Eigenthümlichkeiten ankommt, so sührt er den Leser in ein<lb/>
Auditorium der Sorbonne ein. Da wird es ihm freilich wenig gefallen; das ist nicht<lb/>
der weite, hohe, wohlthuend helle Raum eines Berliner Hörsaals; es ist ein beengtes,<lb/>
stinkend dumpfes, erstickend heißes Gemach, deren jede Facultät der Sorbonne auch nur<lb/>
eins besitzt; die sich übereinander erhebenden Bänke sind wahre Muster von Unbequem¬<lb/>
lichkeit. Wir haben eben noch Zeit, das im Vergleich mit unserer studirenden Jugend<lb/>
durchschnittlich größere Alter der Pariser Studenten zu bemerken, ihr durchaus nicht<lb/>
renommistisches Benehmen, ihre bürgerliche, nicht kleinstädtisch sich hervorthuende Tracht,<lb/>
als die Thür des Hintergrundes aufgeht und der Pedell das nie fehlende Glas Zucker-<lb/>
wasser hineinbringt, dem bald der Herr Professor folgt. Diesem fehlt das rothe Bändchen<lb/>
der Ehrenlegion im linken Knopfloche selten. Der Vortrag der deutschen und franzö¬<lb/>
sischen Professoren ist durchaus verschieden. Während jener gründlich zu belehren sucht,<lb/>
bei Einzelnheiten gern verweilt, zur Unterstützung von allen Orten Citate hcrbeisucht,<lb/>
selten sich dessen bewußt wird, daß er langweilt, und wenn er es weiß, dennoch mit<lb/>
großer Kühnheit in demselben Schlendrian bleibt, sucht dieser durch Wort und Gebärde<lb/>
zu fesseln; seiner Rede fehlt selten die fließende Fertigkeit, die anmuthige Form; ihm<lb/>
stehen die Mittel zu Gebote, durch einen Vergleich mit der Gegenwart, durch ein kühnes<lb/>
Witzwort zu wirken. Dort die Ruhe bis zum Phlegma, hier die Beweglichkeit bis<lb/>
zur Marktschreierei. &#x2014; Se. Marc-Girardin, Exdeputirter, ein durch Geschmack und<lb/>
Gelehrsamkeit ausgezeichneter Verfasser literarischer Werke, ist eine der Hauptzierden<lb/>
der Sorbonne. Keine gelehrte Weichheit, kein vernachläßigtes Aeußere! Jugendliche<lb/>
Lebendigkeit liegt in seinem Auge, in seinem Ausdrucke, in seiner Bewegung. Der Saal<lb/>
seiner Vorlesung ist immer voll, gewöhnlich überfüllt. Beginnt er nun, uns die Literaten<lb/>
der Vergangenheit zu schildern, als hätte er mit ihnen gelebt, uns ihre Thorheiten zu<lb/>
erzählen, als wäre er ihr Freund gewesen, als umgaben ihn noch dieselben Verhältnisse,<lb/>
so hört man keinen Laut im Saale; man lauscht, wie in einem Salon, wo ein geist¬<lb/>
reicher Erzähler durch natürlichen Ausdruck die Comvarsen der Gesellschaft um sich<lb/>
schaart, und erst wenn bei einer feinen Anspielung, bei einem wohlgezielten Schlage<lb/>
die Stille durch ein allgemeines Gelächter der jugendlichen Kehlen, durch ein allgemeines<lb/>
Händeklatschen und Bravorufen unterbrochen wird, erinnert man sich, daß man in der</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0180] Zuvörderst ist hier eine Bemerkung über die Bedeutung des Wortes Universität in französischem Sinne zu geben. Man versteht darunter in Frankreich nicht die den vor¬ bereitenden Schulen folgenden höheren Specialanstalten, noch das ihnen gewidmete Ge¬ bäude, sondern Alles, was im Gegensatz zu wissenschaftlichen Privatunternehmen, amtlich und öffentlich dem Bereiche des Unterrichtsministeriums anheimfällt. Ein ju'ol'essvur <Jo I'iimvei-site ist also jeder Gymnastalprofessor; jeder Beamter öffentlicher Erziehungs¬ häuser ein Leni>Jo)'6 tlo j'ninversite. Unsern Universitäten mit ihren vier Fakultäten entsprechen in Frankreich Spccialschulen, als Rechtsschulen, ärztliche Schulen, Normal¬ schulen. Diese letzteren (vcole« momento«) sind die Bildungsanstalten für Philologen; ihre Schüler sind in Frankreich unisormirt; sie tragen einen schwarzen Leibrock mit blauen Palmen auf dem Kragen. — In Paris findet man allerdings zwei Anstalten, die einen allgemeineren Charakter haben, die Sorbonne und das College de France. Diese besitzen zwei Fakultäten, die heulte <Jo8 8ciönee8, welche sich mit Mathematik, Natur- kunde u. s. w. beschäftigt und die l'-lcultv des lettivs, deren Lehrgegenstände alte und neue Sprachen, Geschichte, Philosophie sind. Diese Anstalten entsprechen also ziemlich der philosophischen Facultät einer deutschen Universität. Da es diesem Aussatze nicht sowohl auf statistische Langweiligkeiten, als auf Ver- anschaulichung nationaler Eigenthümlichkeiten ankommt, so sührt er den Leser in ein Auditorium der Sorbonne ein. Da wird es ihm freilich wenig gefallen; das ist nicht der weite, hohe, wohlthuend helle Raum eines Berliner Hörsaals; es ist ein beengtes, stinkend dumpfes, erstickend heißes Gemach, deren jede Facultät der Sorbonne auch nur eins besitzt; die sich übereinander erhebenden Bänke sind wahre Muster von Unbequem¬ lichkeit. Wir haben eben noch Zeit, das im Vergleich mit unserer studirenden Jugend durchschnittlich größere Alter der Pariser Studenten zu bemerken, ihr durchaus nicht renommistisches Benehmen, ihre bürgerliche, nicht kleinstädtisch sich hervorthuende Tracht, als die Thür des Hintergrundes aufgeht und der Pedell das nie fehlende Glas Zucker- wasser hineinbringt, dem bald der Herr Professor folgt. Diesem fehlt das rothe Bändchen der Ehrenlegion im linken Knopfloche selten. Der Vortrag der deutschen und franzö¬ sischen Professoren ist durchaus verschieden. Während jener gründlich zu belehren sucht, bei Einzelnheiten gern verweilt, zur Unterstützung von allen Orten Citate hcrbeisucht, selten sich dessen bewußt wird, daß er langweilt, und wenn er es weiß, dennoch mit großer Kühnheit in demselben Schlendrian bleibt, sucht dieser durch Wort und Gebärde zu fesseln; seiner Rede fehlt selten die fließende Fertigkeit, die anmuthige Form; ihm stehen die Mittel zu Gebote, durch einen Vergleich mit der Gegenwart, durch ein kühnes Witzwort zu wirken. Dort die Ruhe bis zum Phlegma, hier die Beweglichkeit bis zur Marktschreierei. — Se. Marc-Girardin, Exdeputirter, ein durch Geschmack und Gelehrsamkeit ausgezeichneter Verfasser literarischer Werke, ist eine der Hauptzierden der Sorbonne. Keine gelehrte Weichheit, kein vernachläßigtes Aeußere! Jugendliche Lebendigkeit liegt in seinem Auge, in seinem Ausdrucke, in seiner Bewegung. Der Saal seiner Vorlesung ist immer voll, gewöhnlich überfüllt. Beginnt er nun, uns die Literaten der Vergangenheit zu schildern, als hätte er mit ihnen gelebt, uns ihre Thorheiten zu erzählen, als wäre er ihr Freund gewesen, als umgaben ihn noch dieselben Verhältnisse, so hört man keinen Laut im Saale; man lauscht, wie in einem Salon, wo ein geist¬ reicher Erzähler durch natürlichen Ausdruck die Comvarsen der Gesellschaft um sich schaart, und erst wenn bei einer feinen Anspielung, bei einem wohlgezielten Schlage die Stille durch ein allgemeines Gelächter der jugendlichen Kehlen, durch ein allgemeines Händeklatschen und Bravorufen unterbrochen wird, erinnert man sich, daß man in der

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/180
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/180>, abgerufen am 18.05.2024.