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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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thätigsten Eindruck gewesen wäre. Das Resultat der Wahlen wäre sicher dasselbe
geblieben, also auch für den nächsten Zweck wenigstens kein Schade erwachsen.
Bei der constituirenden Versammlung hätte man dann immer beantragen können,
von der weitem Verwirklichung des Princips so lange wieder abzusehen, bis die
Volksbildung mehr vorgeschritten, denn was einmal in einer Zeit edlen Aufschwun¬
ges geht, geht nicht immer: daß eine große Anzahl geistig unselbständiger Wäh¬
ler keinen Schaden stifte. Die radicale Partei möge die augenblickliche Aufrechthal¬
tung des Princips uicht zum Gegenstande der Agitation machen. Sie möge be¬
denken, daß, wo eine große Anzahl Wähler sich noch nicht aus klarem Willen
entscheiden kann, die Korruption herausgefordert wird, daß man an Eigennutz,
Furcht oder Täuschung appelliren muß, wo man nicht an die Einsicht appelliren
kann.

Große Anerkennung verdient, daß die Wählbarkeit der Abgeordneten keinen
localen und provinzialeu Beschränkungen unterliegt, daß Jeder, der zum Ab¬
geordneten wählbar ist, es in jedem Wahlbezirk der ganzen Monarchie ist. Dies
ist nicht positiv ausgesprochen, aber auch keine Bestimmung des Gegentheils,
während bei den Wahlmännern eine solche Beschränkung stattfindet, was ganz
richtig ist, wenn man einmal die indirecten Wahlen zugibt.


(5. et.


thätigsten Eindruck gewesen wäre. Das Resultat der Wahlen wäre sicher dasselbe
geblieben, also auch für den nächsten Zweck wenigstens kein Schade erwachsen.
Bei der constituirenden Versammlung hätte man dann immer beantragen können,
von der weitem Verwirklichung des Princips so lange wieder abzusehen, bis die
Volksbildung mehr vorgeschritten, denn was einmal in einer Zeit edlen Aufschwun¬
ges geht, geht nicht immer: daß eine große Anzahl geistig unselbständiger Wäh¬
ler keinen Schaden stifte. Die radicale Partei möge die augenblickliche Aufrechthal¬
tung des Princips uicht zum Gegenstande der Agitation machen. Sie möge be¬
denken, daß, wo eine große Anzahl Wähler sich noch nicht aus klarem Willen
entscheiden kann, die Korruption herausgefordert wird, daß man an Eigennutz,
Furcht oder Täuschung appelliren muß, wo man nicht an die Einsicht appelliren
kann.

Große Anerkennung verdient, daß die Wählbarkeit der Abgeordneten keinen
localen und provinzialeu Beschränkungen unterliegt, daß Jeder, der zum Ab¬
geordneten wählbar ist, es in jedem Wahlbezirk der ganzen Monarchie ist. Dies
ist nicht positiv ausgesprochen, aber auch keine Bestimmung des Gegentheils,
während bei den Wahlmännern eine solche Beschränkung stattfindet, was ganz
richtig ist, wenn man einmal die indirecten Wahlen zugibt.


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[0046] thätigsten Eindruck gewesen wäre. Das Resultat der Wahlen wäre sicher dasselbe geblieben, also auch für den nächsten Zweck wenigstens kein Schade erwachsen. Bei der constituirenden Versammlung hätte man dann immer beantragen können, von der weitem Verwirklichung des Princips so lange wieder abzusehen, bis die Volksbildung mehr vorgeschritten, denn was einmal in einer Zeit edlen Aufschwun¬ ges geht, geht nicht immer: daß eine große Anzahl geistig unselbständiger Wäh¬ ler keinen Schaden stifte. Die radicale Partei möge die augenblickliche Aufrechthal¬ tung des Princips uicht zum Gegenstande der Agitation machen. Sie möge be¬ denken, daß, wo eine große Anzahl Wähler sich noch nicht aus klarem Willen entscheiden kann, die Korruption herausgefordert wird, daß man an Eigennutz, Furcht oder Täuschung appelliren muß, wo man nicht an die Einsicht appelliren kann. Große Anerkennung verdient, daß die Wählbarkeit der Abgeordneten keinen localen und provinzialeu Beschränkungen unterliegt, daß Jeder, der zum Ab¬ geordneten wählbar ist, es in jedem Wahlbezirk der ganzen Monarchie ist. Dies ist nicht positiv ausgesprochen, aber auch keine Bestimmung des Gegentheils, während bei den Wahlmännern eine solche Beschränkung stattfindet, was ganz richtig ist, wenn man einmal die indirecten Wahlen zugibt. (5. et.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/46>, abgerufen am 19.05.2024.