Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

erzählt, wie der verwegene Jüngling es versucht, sich dnrch die ganze Bande durchzu¬
schlagen, da fühlte sie etwas wie Schaul über die ihr nicht unbekannte Feigheit
ihres Volkes und Bewunderung für den muthigen Magyaren.

Warum erfreuen sich die Soldaten überall eines merkwürdig schnellen Marsches
in die Herzen der Frauen? Wer zur Autwort spöttisch aus die knappe, bunte Uni¬
form hinweist, .macht dem Weibe ein schlechtes Kompliment. -- Das Walachei
madchen gab sich keine Rechenschaft über das warum? Aber vou Stund an be¬
gann sie warm sür den Ungar zu fühlen, der bleich und krank in ihrer Kammer
lag.

Ehe MicareScn schied, trat er an Ocdvn's Lager und sagte mit trockenem
kurzen Tone: "Jetzt, Herr, sind Sie, hoffe ich in guter Pflege. Sie bedürfen
meiner uicht mehr. Ich muß fortziehn. Ich habe gethan, was ich konnte, um
Ihnen zu beweisen, daß meine Nation nicht aus gefühllosen Menschen besteht.

Ocdön ergriff des Centurio's Hand und drückte ihm seinen warmen Dank
aus. "Sagen Sie mir, bitte ich Sie," sprach er "warum Sie grade mich rettete"
und so freundlich diesem Mädchen empfohlen haben. Warum ließen Sie es nicht
geschehen, daß mich jene Trunkenbolde umbrachten, wie sie beabsichtigten. Und
dann -- weil ich Sie doch vielleicht nicht mehr sehe, verzeihen Sie mir die Frage:
Sie sehen traurig aus? Sind Sie unglücklich?" Dem Walachen zuckte es durch
das Gesicht, er kämpfte mit sich, als Oedvu so offen sein Mitgefühl an den Tag
legte, ob er ihm sein Herz öffnen sollte oder uicht? endlich warte er sich schweigend
ab und schritt hastig ohne Gruß zur Thür hinaus. Der Ungar blieb im Hanse
zurück in der Pflege des Walachenmädchens.




erzählt, wie der verwegene Jüngling es versucht, sich dnrch die ganze Bande durchzu¬
schlagen, da fühlte sie etwas wie Schaul über die ihr nicht unbekannte Feigheit
ihres Volkes und Bewunderung für den muthigen Magyaren.

Warum erfreuen sich die Soldaten überall eines merkwürdig schnellen Marsches
in die Herzen der Frauen? Wer zur Autwort spöttisch aus die knappe, bunte Uni¬
form hinweist, .macht dem Weibe ein schlechtes Kompliment. — Das Walachei
madchen gab sich keine Rechenschaft über das warum? Aber vou Stund an be¬
gann sie warm sür den Ungar zu fühlen, der bleich und krank in ihrer Kammer
lag.

Ehe MicareScn schied, trat er an Ocdvn's Lager und sagte mit trockenem
kurzen Tone: „Jetzt, Herr, sind Sie, hoffe ich in guter Pflege. Sie bedürfen
meiner uicht mehr. Ich muß fortziehn. Ich habe gethan, was ich konnte, um
Ihnen zu beweisen, daß meine Nation nicht aus gefühllosen Menschen besteht.

Ocdön ergriff des Centurio's Hand und drückte ihm seinen warmen Dank
aus. „Sagen Sie mir, bitte ich Sie," sprach er „warum Sie grade mich rettete»
und so freundlich diesem Mädchen empfohlen haben. Warum ließen Sie es nicht
geschehen, daß mich jene Trunkenbolde umbrachten, wie sie beabsichtigten. Und
dann — weil ich Sie doch vielleicht nicht mehr sehe, verzeihen Sie mir die Frage:
Sie sehen traurig aus? Sind Sie unglücklich?" Dem Walachen zuckte es durch
das Gesicht, er kämpfte mit sich, als Oedvu so offen sein Mitgefühl an den Tag
legte, ob er ihm sein Herz öffnen sollte oder uicht? endlich warte er sich schweigend
ab und schritt hastig ohne Gruß zur Thür hinaus. Der Ungar blieb im Hanse
zurück in der Pflege des Walachenmädchens.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0277" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185614"/>
            <p xml:id="ID_981" prev="#ID_980"> erzählt, wie der verwegene Jüngling es versucht, sich dnrch die ganze Bande durchzu¬<lb/>
schlagen, da fühlte sie etwas wie Schaul über die ihr nicht unbekannte Feigheit<lb/>
ihres Volkes und Bewunderung für den muthigen Magyaren.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_982"> Warum erfreuen sich die Soldaten überall eines merkwürdig schnellen Marsches<lb/>
in die Herzen der Frauen? Wer zur Autwort spöttisch aus die knappe, bunte Uni¬<lb/>
form hinweist, .macht dem Weibe ein schlechtes Kompliment. &#x2014; Das Walachei<lb/>
madchen gab sich keine Rechenschaft über das warum? Aber vou Stund an be¬<lb/>
gann sie warm sür den Ungar zu fühlen, der bleich und krank in ihrer Kammer<lb/>
lag.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_983"> Ehe MicareScn schied, trat er an Ocdvn's Lager und sagte mit trockenem<lb/>
kurzen Tone: &#x201E;Jetzt, Herr, sind Sie, hoffe ich in guter Pflege. Sie bedürfen<lb/>
meiner uicht mehr. Ich muß fortziehn. Ich habe gethan, was ich konnte, um<lb/>
Ihnen zu beweisen, daß meine Nation nicht aus gefühllosen Menschen besteht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_984"> Ocdön ergriff des Centurio's Hand und drückte ihm seinen warmen Dank<lb/>
aus. &#x201E;Sagen Sie mir, bitte ich Sie," sprach er &#x201E;warum Sie grade mich rettete»<lb/>
und so freundlich diesem Mädchen empfohlen haben. Warum ließen Sie es nicht<lb/>
geschehen, daß mich jene Trunkenbolde umbrachten, wie sie beabsichtigten. Und<lb/>
dann &#x2014; weil ich Sie doch vielleicht nicht mehr sehe, verzeihen Sie mir die Frage:<lb/>
Sie sehen traurig aus? Sind Sie unglücklich?" Dem Walachen zuckte es durch<lb/>
das Gesicht, er kämpfte mit sich, als Oedvu so offen sein Mitgefühl an den Tag<lb/>
legte, ob er ihm sein Herz öffnen sollte oder uicht? endlich warte er sich schweigend<lb/>
ab und schritt hastig ohne Gruß zur Thür hinaus. Der Ungar blieb im Hanse<lb/>
zurück in der Pflege des Walachenmädchens.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0277] erzählt, wie der verwegene Jüngling es versucht, sich dnrch die ganze Bande durchzu¬ schlagen, da fühlte sie etwas wie Schaul über die ihr nicht unbekannte Feigheit ihres Volkes und Bewunderung für den muthigen Magyaren. Warum erfreuen sich die Soldaten überall eines merkwürdig schnellen Marsches in die Herzen der Frauen? Wer zur Autwort spöttisch aus die knappe, bunte Uni¬ form hinweist, .macht dem Weibe ein schlechtes Kompliment. — Das Walachei madchen gab sich keine Rechenschaft über das warum? Aber vou Stund an be¬ gann sie warm sür den Ungar zu fühlen, der bleich und krank in ihrer Kammer lag. Ehe MicareScn schied, trat er an Ocdvn's Lager und sagte mit trockenem kurzen Tone: „Jetzt, Herr, sind Sie, hoffe ich in guter Pflege. Sie bedürfen meiner uicht mehr. Ich muß fortziehn. Ich habe gethan, was ich konnte, um Ihnen zu beweisen, daß meine Nation nicht aus gefühllosen Menschen besteht. Ocdön ergriff des Centurio's Hand und drückte ihm seinen warmen Dank aus. „Sagen Sie mir, bitte ich Sie," sprach er „warum Sie grade mich rettete» und so freundlich diesem Mädchen empfohlen haben. Warum ließen Sie es nicht geschehen, daß mich jene Trunkenbolde umbrachten, wie sie beabsichtigten. Und dann — weil ich Sie doch vielleicht nicht mehr sehe, verzeihen Sie mir die Frage: Sie sehen traurig aus? Sind Sie unglücklich?" Dem Walachen zuckte es durch das Gesicht, er kämpfte mit sich, als Oedvu so offen sein Mitgefühl an den Tag legte, ob er ihm sein Herz öffnen sollte oder uicht? endlich warte er sich schweigend ab und schritt hastig ohne Gruß zur Thür hinaus. Der Ungar blieb im Hanse zurück in der Pflege des Walachenmädchens.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/277
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/277>, abgerufen am 27.05.2024.