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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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blauem überfallen und skalpirt. Unter diesen Gefahren entwickelte sich sein Cha¬
rakter schon früh zu jener Energie, zu jenem unerschütterlichen Muthe, wodurch
er sich in den Stunden der Gefahr und auf dem Schlachtfelde stets auszeichnete.

Zachary Taylors Hauptvergnügen in der Knaben- und Jünglingszeit war
Fischen, Jagen und Herumstreichen in deu Wildnissen, wobei er oft tagelang ab¬
wesend war. In seinem siebenzehnten Jahre schwamm er in Gesellschaft seines
dritten Bruders über den riesigen Ohio bis zum jenseitigen indianischen Ufer
und wieder zurück, ohne auszuruhen, als gerade der Fluß (im März) kalt und
geschwollen war. Man hält dies in Nordamerika für eine größere Ausgabe als
über den Hellespont zu schwimmen. Als im Jahre 1807 das britische Kriegs¬
schiff Leopard auf die amerikanische Fregatte Cheasepeake einen durch nichts ver-
anlaßten Angriff machte, wurde die nordamerikanische Jugend von einem heiligen
Kricgseifer ergriffen und viele junge Männer beeilten sich, in deu Kriegsdienst zu
treten. Der junge Zachary Taylor gehörte zu ihnen. Am 3. März 1808 trat
er als aggregirter Lieutenant in das siebente Infanterieregiment.

1812 wurde sein heißer Wunsch, mit einem Feinde anbinden zu können,
endlich erfüllt, indem er sich dem Truppencorps anschloß, welches unter General
Harrison gegen den vom englischen Agenten ausgesetzten indianischen Stamm der
Meiemeis am Wabesh entsendet wurde. Semen in diesem Feldzuge geleisteten
Diensten verdankte er, daß ihn Präsident Madison zum Capitän beförderte. Als
am 18. Juni 1812 die Vereinigten Staaten an England den Krieg erklärten,
erhielt der junge Capitän deu Oberbefehl in dem Fort Harrison am Wabesh in
Indiana. Dieses sogenannte Fort war jedoch nicht viel mehr als ein rohes
Pällisadenwerk, welches nur von 50 Mann vertheidigt wurde, hiervon die meisten
krank und/unfähig. In dieser Verschanzung wurde er am 4. Sept. von einem
Haufen von 450 Wilden angegriffen. Mehr als achtmal schlug er die wüthend
Anstürmenden zurück und richtete unter ihnen ein großes Blutbad an, während
die Seinen nur ein paar Todte und Verwundete hatten. Am 13. erhielt er durch
Oberst Rüssel Verstärkungen an Scharfschützen und Freiwilligen aus Indiana.
Das Fort, in welches sich auch Weiber und Kinder in großer Zahl geflüchtet,
war nun außer Gefahr. In der ganzen Umgegend erschallte Taylors Lob und
zur Belohnung seiner tapfern Vertheidigung wurde er im November vom Präsi¬
denten Madison zum Major ernannt. Während des ganzen Krieges diente er
an der Grenze gegen die Wilden uuter General Hopkins, welcher in seinen Be¬
richten die von Taylor in diesem Grenzkriege geleisteten Dienste mehrmals aufs
ehrenvollste hervorhob

Während des langen Friedens von 1815 bis 1832 hatte Taylor Muße g'e-
nug, sich thoretisch für das Kriegsfach auszubilden. Namentlich studirte er britische
Stylmuster und erwarb sich so jene vortreffliche Schreibart, wodurch seiue späteren
Schlachtberichte in Nordamerika als classisch gelten. Als im Jahr 1832 der


blauem überfallen und skalpirt. Unter diesen Gefahren entwickelte sich sein Cha¬
rakter schon früh zu jener Energie, zu jenem unerschütterlichen Muthe, wodurch
er sich in den Stunden der Gefahr und auf dem Schlachtfelde stets auszeichnete.

Zachary Taylors Hauptvergnügen in der Knaben- und Jünglingszeit war
Fischen, Jagen und Herumstreichen in deu Wildnissen, wobei er oft tagelang ab¬
wesend war. In seinem siebenzehnten Jahre schwamm er in Gesellschaft seines
dritten Bruders über den riesigen Ohio bis zum jenseitigen indianischen Ufer
und wieder zurück, ohne auszuruhen, als gerade der Fluß (im März) kalt und
geschwollen war. Man hält dies in Nordamerika für eine größere Ausgabe als
über den Hellespont zu schwimmen. Als im Jahre 1807 das britische Kriegs¬
schiff Leopard auf die amerikanische Fregatte Cheasepeake einen durch nichts ver-
anlaßten Angriff machte, wurde die nordamerikanische Jugend von einem heiligen
Kricgseifer ergriffen und viele junge Männer beeilten sich, in deu Kriegsdienst zu
treten. Der junge Zachary Taylor gehörte zu ihnen. Am 3. März 1808 trat
er als aggregirter Lieutenant in das siebente Infanterieregiment.

1812 wurde sein heißer Wunsch, mit einem Feinde anbinden zu können,
endlich erfüllt, indem er sich dem Truppencorps anschloß, welches unter General
Harrison gegen den vom englischen Agenten ausgesetzten indianischen Stamm der
Meiemeis am Wabesh entsendet wurde. Semen in diesem Feldzuge geleisteten
Diensten verdankte er, daß ihn Präsident Madison zum Capitän beförderte. Als
am 18. Juni 1812 die Vereinigten Staaten an England den Krieg erklärten,
erhielt der junge Capitän deu Oberbefehl in dem Fort Harrison am Wabesh in
Indiana. Dieses sogenannte Fort war jedoch nicht viel mehr als ein rohes
Pällisadenwerk, welches nur von 50 Mann vertheidigt wurde, hiervon die meisten
krank und/unfähig. In dieser Verschanzung wurde er am 4. Sept. von einem
Haufen von 450 Wilden angegriffen. Mehr als achtmal schlug er die wüthend
Anstürmenden zurück und richtete unter ihnen ein großes Blutbad an, während
die Seinen nur ein paar Todte und Verwundete hatten. Am 13. erhielt er durch
Oberst Rüssel Verstärkungen an Scharfschützen und Freiwilligen aus Indiana.
Das Fort, in welches sich auch Weiber und Kinder in großer Zahl geflüchtet,
war nun außer Gefahr. In der ganzen Umgegend erschallte Taylors Lob und
zur Belohnung seiner tapfern Vertheidigung wurde er im November vom Präsi¬
denten Madison zum Major ernannt. Während des ganzen Krieges diente er
an der Grenze gegen die Wilden uuter General Hopkins, welcher in seinen Be¬
richten die von Taylor in diesem Grenzkriege geleisteten Dienste mehrmals aufs
ehrenvollste hervorhob

Während des langen Friedens von 1815 bis 1832 hatte Taylor Muße g'e-
nug, sich thoretisch für das Kriegsfach auszubilden. Namentlich studirte er britische
Stylmuster und erwarb sich so jene vortreffliche Schreibart, wodurch seiue späteren
Schlachtberichte in Nordamerika als classisch gelten. Als im Jahr 1832 der


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[0238] blauem überfallen und skalpirt. Unter diesen Gefahren entwickelte sich sein Cha¬ rakter schon früh zu jener Energie, zu jenem unerschütterlichen Muthe, wodurch er sich in den Stunden der Gefahr und auf dem Schlachtfelde stets auszeichnete. Zachary Taylors Hauptvergnügen in der Knaben- und Jünglingszeit war Fischen, Jagen und Herumstreichen in deu Wildnissen, wobei er oft tagelang ab¬ wesend war. In seinem siebenzehnten Jahre schwamm er in Gesellschaft seines dritten Bruders über den riesigen Ohio bis zum jenseitigen indianischen Ufer und wieder zurück, ohne auszuruhen, als gerade der Fluß (im März) kalt und geschwollen war. Man hält dies in Nordamerika für eine größere Ausgabe als über den Hellespont zu schwimmen. Als im Jahre 1807 das britische Kriegs¬ schiff Leopard auf die amerikanische Fregatte Cheasepeake einen durch nichts ver- anlaßten Angriff machte, wurde die nordamerikanische Jugend von einem heiligen Kricgseifer ergriffen und viele junge Männer beeilten sich, in deu Kriegsdienst zu treten. Der junge Zachary Taylor gehörte zu ihnen. Am 3. März 1808 trat er als aggregirter Lieutenant in das siebente Infanterieregiment. 1812 wurde sein heißer Wunsch, mit einem Feinde anbinden zu können, endlich erfüllt, indem er sich dem Truppencorps anschloß, welches unter General Harrison gegen den vom englischen Agenten ausgesetzten indianischen Stamm der Meiemeis am Wabesh entsendet wurde. Semen in diesem Feldzuge geleisteten Diensten verdankte er, daß ihn Präsident Madison zum Capitän beförderte. Als am 18. Juni 1812 die Vereinigten Staaten an England den Krieg erklärten, erhielt der junge Capitän deu Oberbefehl in dem Fort Harrison am Wabesh in Indiana. Dieses sogenannte Fort war jedoch nicht viel mehr als ein rohes Pällisadenwerk, welches nur von 50 Mann vertheidigt wurde, hiervon die meisten krank und/unfähig. In dieser Verschanzung wurde er am 4. Sept. von einem Haufen von 450 Wilden angegriffen. Mehr als achtmal schlug er die wüthend Anstürmenden zurück und richtete unter ihnen ein großes Blutbad an, während die Seinen nur ein paar Todte und Verwundete hatten. Am 13. erhielt er durch Oberst Rüssel Verstärkungen an Scharfschützen und Freiwilligen aus Indiana. Das Fort, in welches sich auch Weiber und Kinder in großer Zahl geflüchtet, war nun außer Gefahr. In der ganzen Umgegend erschallte Taylors Lob und zur Belohnung seiner tapfern Vertheidigung wurde er im November vom Präsi¬ denten Madison zum Major ernannt. Während des ganzen Krieges diente er an der Grenze gegen die Wilden uuter General Hopkins, welcher in seinen Be¬ richten die von Taylor in diesem Grenzkriege geleisteten Dienste mehrmals aufs ehrenvollste hervorhob Während des langen Friedens von 1815 bis 1832 hatte Taylor Muße g'e- nug, sich thoretisch für das Kriegsfach auszubilden. Namentlich studirte er britische Stylmuster und erwarb sich so jene vortreffliche Schreibart, wodurch seiue späteren Schlachtberichte in Nordamerika als classisch gelten. Als im Jahr 1832 der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/238>, abgerufen am 19.05.2024.