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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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der meisten Küchengewächse sind. Durch Gruppen u. s. w. und geschickte Auf¬
stellung der Beerensträucher und einige Einfassung der Beete mit niedrige" Blumen
läßt sich schon vieles verschönern. So sah ich einst einen kleinen Gemüseplan
ans schmälen Beeten, welche rund in immer größern concentrischen Kreisen um
einen Mittelpunkt lagen. Die Einfassung niedrige Küchenkräuter, an ihnen der
hellgrüne Sallat im weitesten Kreise, dahinter in dem engern die verschiedenen
Kohlarten, der Blaukvhl, der Wirsing, sogar der Blumenkohl, dann einige Kreise
Zwergbohncn und in der Mitte ein weiter Hohler Kegel, aus Bohnenstangen zu¬
sammengestellt, mit rothblühcnden Bohnen dicht umzogen, und aus der Nordseite
der Eingang in diese einfache Laube, in welche das Tageslicht gar seltsam gebro¬
chen und bunt hereinfiel. Der ganze Kreis war in einiger Entfernung mit Jo-
hannis- und Stachelbeere" umgeben, dahinter der Zan'n. Das Ganze war sehr
wenig, aber es erfreute doch als die Erfindung eines einfachen Landmanns.

Noch besser kann der Obstgarten so angelegt werden, daß er einen ästheti¬
schen Eindruck macht. Statt der alten häßlichen Ausstellung der Obstbäume in
Schachbreterform oder in Linie, kann man Fruchtbäume und Frnchtsträucher nach
den Regeln der schönen Gruppirung aufstellen. Der edle Wallnußbaum mit
seinem glatten Stamme und dem südlichen Laube, die echte Kastanie mit ihrer
prächtigen Krone, auch viele Arten Aepfel-, Birn- und Kirschbäume, welche hoch
aufstreben und ihre Aeste malerisch ausstrecken, tonnen Mittelpunkte schöner Grup¬
pen bilden, während seine Frnchtsträucher das wilde Unterholz des Landschasts-
gartens ersetzen, die Spalierpstanzen und Bäume, Pfirsichen, Aprikosen ze. die
Decoration des Hauses bilden, und Laubengänge von edlen Weinsorten die
reizenden Schlagschatten und farbigen Lichter ersetzen, die andere Gärten viel¬
leicht voraus haben. Mau setze lichte Gruppen von drei bis fünf Stämmen
zusammen, verbinde diese vermittelst kleiner Gebüsche von Frnchtsträuchcrn mit
anderen Gruppen von Fruchtbäumen, bringe Wallnüsse und Kastanien, Kirsche"
und Pflaumen zusammen, bilde hier eine Gruppe vou Aepfel-, dort eine von
Birnbäumen, man stelle einzelne Bäume auf und pflanze dazwischen einige Rosen,
Jasmin und Flieder; man lasse Aussichten offen, und überziehe den Boden mit
einem schonen Rasenteppich, dessen Grün nur durch zierliche Wiesenblumen oder
dnrch einige prachtvolle Blnmcugrnppen unterbrochen wird, mau durchziehe end¬
lich das Ganze mit einigen zwanglos gekrümmten Wegen, und man wird aus¬
ländische und wilde Holzarten wenig vermissen, und sich durch die Betrachtung der
Blüthen, des Wachsthums und der Reife der Früchte hinreichend für das ent¬
schädigen, was der reine Landschaftsgartcn etwa vor diesem Fruchtgarten an
Schönheit voraus haben möchte. Die Regeln der Landschaftsgärtnerei können
jedoch bei dem in Rede stehenden Obstgarten nicht ohne Ausnahme befolgt wer¬
den; namentlich müssen alle Pflanzungen offener und lichter gehalten werden, und
es dürfen keine eigentlichen Gebüsche darin vorkommen, damit den Früchten Luft


der meisten Küchengewächse sind. Durch Gruppen u. s. w. und geschickte Auf¬
stellung der Beerensträucher und einige Einfassung der Beete mit niedrige» Blumen
läßt sich schon vieles verschönern. So sah ich einst einen kleinen Gemüseplan
ans schmälen Beeten, welche rund in immer größern concentrischen Kreisen um
einen Mittelpunkt lagen. Die Einfassung niedrige Küchenkräuter, an ihnen der
hellgrüne Sallat im weitesten Kreise, dahinter in dem engern die verschiedenen
Kohlarten, der Blaukvhl, der Wirsing, sogar der Blumenkohl, dann einige Kreise
Zwergbohncn und in der Mitte ein weiter Hohler Kegel, aus Bohnenstangen zu¬
sammengestellt, mit rothblühcnden Bohnen dicht umzogen, und aus der Nordseite
der Eingang in diese einfache Laube, in welche das Tageslicht gar seltsam gebro¬
chen und bunt hereinfiel. Der ganze Kreis war in einiger Entfernung mit Jo-
hannis- und Stachelbeere» umgeben, dahinter der Zan'n. Das Ganze war sehr
wenig, aber es erfreute doch als die Erfindung eines einfachen Landmanns.

Noch besser kann der Obstgarten so angelegt werden, daß er einen ästheti¬
schen Eindruck macht. Statt der alten häßlichen Ausstellung der Obstbäume in
Schachbreterform oder in Linie, kann man Fruchtbäume und Frnchtsträucher nach
den Regeln der schönen Gruppirung aufstellen. Der edle Wallnußbaum mit
seinem glatten Stamme und dem südlichen Laube, die echte Kastanie mit ihrer
prächtigen Krone, auch viele Arten Aepfel-, Birn- und Kirschbäume, welche hoch
aufstreben und ihre Aeste malerisch ausstrecken, tonnen Mittelpunkte schöner Grup¬
pen bilden, während seine Frnchtsträucher das wilde Unterholz des Landschasts-
gartens ersetzen, die Spalierpstanzen und Bäume, Pfirsichen, Aprikosen ze. die
Decoration des Hauses bilden, und Laubengänge von edlen Weinsorten die
reizenden Schlagschatten und farbigen Lichter ersetzen, die andere Gärten viel¬
leicht voraus haben. Mau setze lichte Gruppen von drei bis fünf Stämmen
zusammen, verbinde diese vermittelst kleiner Gebüsche von Frnchtsträuchcrn mit
anderen Gruppen von Fruchtbäumen, bringe Wallnüsse und Kastanien, Kirsche»
und Pflaumen zusammen, bilde hier eine Gruppe vou Aepfel-, dort eine von
Birnbäumen, man stelle einzelne Bäume auf und pflanze dazwischen einige Rosen,
Jasmin und Flieder; man lasse Aussichten offen, und überziehe den Boden mit
einem schonen Rasenteppich, dessen Grün nur durch zierliche Wiesenblumen oder
dnrch einige prachtvolle Blnmcugrnppen unterbrochen wird, mau durchziehe end¬
lich das Ganze mit einigen zwanglos gekrümmten Wegen, und man wird aus¬
ländische und wilde Holzarten wenig vermissen, und sich durch die Betrachtung der
Blüthen, des Wachsthums und der Reife der Früchte hinreichend für das ent¬
schädigen, was der reine Landschaftsgartcn etwa vor diesem Fruchtgarten an
Schönheit voraus haben möchte. Die Regeln der Landschaftsgärtnerei können
jedoch bei dem in Rede stehenden Obstgarten nicht ohne Ausnahme befolgt wer¬
den; namentlich müssen alle Pflanzungen offener und lichter gehalten werden, und
es dürfen keine eigentlichen Gebüsche darin vorkommen, damit den Früchten Luft


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[0144] der meisten Küchengewächse sind. Durch Gruppen u. s. w. und geschickte Auf¬ stellung der Beerensträucher und einige Einfassung der Beete mit niedrige» Blumen läßt sich schon vieles verschönern. So sah ich einst einen kleinen Gemüseplan ans schmälen Beeten, welche rund in immer größern concentrischen Kreisen um einen Mittelpunkt lagen. Die Einfassung niedrige Küchenkräuter, an ihnen der hellgrüne Sallat im weitesten Kreise, dahinter in dem engern die verschiedenen Kohlarten, der Blaukvhl, der Wirsing, sogar der Blumenkohl, dann einige Kreise Zwergbohncn und in der Mitte ein weiter Hohler Kegel, aus Bohnenstangen zu¬ sammengestellt, mit rothblühcnden Bohnen dicht umzogen, und aus der Nordseite der Eingang in diese einfache Laube, in welche das Tageslicht gar seltsam gebro¬ chen und bunt hereinfiel. Der ganze Kreis war in einiger Entfernung mit Jo- hannis- und Stachelbeere» umgeben, dahinter der Zan'n. Das Ganze war sehr wenig, aber es erfreute doch als die Erfindung eines einfachen Landmanns. Noch besser kann der Obstgarten so angelegt werden, daß er einen ästheti¬ schen Eindruck macht. Statt der alten häßlichen Ausstellung der Obstbäume in Schachbreterform oder in Linie, kann man Fruchtbäume und Frnchtsträucher nach den Regeln der schönen Gruppirung aufstellen. Der edle Wallnußbaum mit seinem glatten Stamme und dem südlichen Laube, die echte Kastanie mit ihrer prächtigen Krone, auch viele Arten Aepfel-, Birn- und Kirschbäume, welche hoch aufstreben und ihre Aeste malerisch ausstrecken, tonnen Mittelpunkte schöner Grup¬ pen bilden, während seine Frnchtsträucher das wilde Unterholz des Landschasts- gartens ersetzen, die Spalierpstanzen und Bäume, Pfirsichen, Aprikosen ze. die Decoration des Hauses bilden, und Laubengänge von edlen Weinsorten die reizenden Schlagschatten und farbigen Lichter ersetzen, die andere Gärten viel¬ leicht voraus haben. Mau setze lichte Gruppen von drei bis fünf Stämmen zusammen, verbinde diese vermittelst kleiner Gebüsche von Frnchtsträuchcrn mit anderen Gruppen von Fruchtbäumen, bringe Wallnüsse und Kastanien, Kirsche» und Pflaumen zusammen, bilde hier eine Gruppe vou Aepfel-, dort eine von Birnbäumen, man stelle einzelne Bäume auf und pflanze dazwischen einige Rosen, Jasmin und Flieder; man lasse Aussichten offen, und überziehe den Boden mit einem schonen Rasenteppich, dessen Grün nur durch zierliche Wiesenblumen oder dnrch einige prachtvolle Blnmcugrnppen unterbrochen wird, mau durchziehe end¬ lich das Ganze mit einigen zwanglos gekrümmten Wegen, und man wird aus¬ ländische und wilde Holzarten wenig vermissen, und sich durch die Betrachtung der Blüthen, des Wachsthums und der Reife der Früchte hinreichend für das ent¬ schädigen, was der reine Landschaftsgartcn etwa vor diesem Fruchtgarten an Schönheit voraus haben möchte. Die Regeln der Landschaftsgärtnerei können jedoch bei dem in Rede stehenden Obstgarten nicht ohne Ausnahme befolgt wer¬ den; namentlich müssen alle Pflanzungen offener und lichter gehalten werden, und es dürfen keine eigentlichen Gebüsche darin vorkommen, damit den Früchten Luft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/144>, abgerufen am 30.04.2024.