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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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derselben Fabrik 600 Gulden (100 Thlr.). Geht auch dieses Mißverhältnis; nicht
aus dem Zinkmonopol allein hervor, so tragt dieses doch sein gutes Theil bei,
und man sieht, welchen nachtheiligen Einfluß es auf die Fabriken und Hand¬
werke, welche vorzugsweise in dem in Rede stehenden Metall arbeiten, ausübt.
Bei allen Monopolen macht sich der Staat die unentgeldliche Ablieferung eines solchen
Quantums aus, als sein Bedürfniß erfordert. Diese Bedingung machte sich aller¬
dings beim Zinkmonopvl bis zum Jahre 18ii im höchsten Grade drückend, da der Staat
sich von diesem Metall ein ungeheures Deputat wegen der Festungsbauten ausgemacht,
und der Monopolpächter daher ungeheure Arbeiökrästc zu acquiriren und zu ver¬
lohnen hatte, ohne ans ihnen einen Nutzen zu ziehen. Der Ziukverbrauch in
den Festungen und bei anderen StaatSbanten Polens belief sich in mehreren Jahren
ans mehr als 30,000 Centner, und daraus kann man folgern, daß freilich der
Monopolpächter seine Preise hoch steigern mußte, um ohne Schaden davonzu¬
kommen. Allein gegenwärtig erfordert das Staatsbedürfniß nicht über 2000 Ctr.,
und die Preise sind noch dieselben.

Aus diesen einzelnen wenigen Angaben schon geht hervor, welchen Umfang
man im Russischen Reiche dem Monvpolwesen gegeben hat. 'Selbst eine Menge
von Victualien send einem Monopol unterworfen, so z. B. das wichtigste Ge¬
würz, das Salz. Im eigentlichen Russischen Reiche ist das Salzmonvpvl noch eher
zu rechtfertigen, weil der Salzgewiun ein Staatsgeschäft ist, und aus Quellen
hervorgeht, welche Staatseigentum sind, nämlich aus den Limacks an dem schwar¬
zen Meere, den Salzsümpfeu und Salzen in den Wvlgasteppen, und einigen Salz-
werken im Norden. Allein das Salz, welches in Polen genossen wird, ist aus
den Bergwerken von Wieliczka und Bochnia, und daher ein gekauftes Gut, also
das Polnische Salzmonopvl ein Afterpacht. Hatte man doch sogar den Herings¬
vertrieb zum Monopol gemacht, und es ist kaum abzusehen, was die Regierung
noch Alles in Monopole spannen wird, um aus geschickte, das heißt nicht gar zu
sichtbare Weise ihrem Volke das Geld abzukeltern. Man hoffte in Polen, durch
die Aufhebung der Zollgrenze zwischen Polen und Rußland von dem Unheil des
Monopvlwesens einigermaßen befreit zu werden, allein man hat sich geirrt; und
sind anch im Arrangement Aenderungen eingetreten, so ist doch immer die Sache
dieselbe geblieben.

Die Russische Regierung kennt Nichts weiter als sich selbst, und fragt Nichts
nach Handel und Gewerbe, das beweisen ihre Monopole, die den Handel und die
Gewerbe niederhalten, und trotz den mit Riesenschritten sich steigernden Bedürfnisse"
des gegen die Nachbarschaft so weit zurückgebliebenen Landes nie werden empor¬
kommen und zu einem wahren Gedeihen gelangen lassen. Die Russische Regie¬
rung kennt Nichts weiter als sich selbst und ihre politischen Pläne, die sie ihrer
Existenz zu Grunde gelegt hat. Für diese Pläne einzig und allein arbeitet sie,
alle ihre Maßregeln sind nur ans diese berechnet. Berühren dieselben einmal ein


derselben Fabrik 600 Gulden (100 Thlr.). Geht auch dieses Mißverhältnis; nicht
aus dem Zinkmonopol allein hervor, so tragt dieses doch sein gutes Theil bei,
und man sieht, welchen nachtheiligen Einfluß es auf die Fabriken und Hand¬
werke, welche vorzugsweise in dem in Rede stehenden Metall arbeiten, ausübt.
Bei allen Monopolen macht sich der Staat die unentgeldliche Ablieferung eines solchen
Quantums aus, als sein Bedürfniß erfordert. Diese Bedingung machte sich aller¬
dings beim Zinkmonopvl bis zum Jahre 18ii im höchsten Grade drückend, da der Staat
sich von diesem Metall ein ungeheures Deputat wegen der Festungsbauten ausgemacht,
und der Monopolpächter daher ungeheure Arbeiökrästc zu acquiriren und zu ver¬
lohnen hatte, ohne ans ihnen einen Nutzen zu ziehen. Der Ziukverbrauch in
den Festungen und bei anderen StaatSbanten Polens belief sich in mehreren Jahren
ans mehr als 30,000 Centner, und daraus kann man folgern, daß freilich der
Monopolpächter seine Preise hoch steigern mußte, um ohne Schaden davonzu¬
kommen. Allein gegenwärtig erfordert das Staatsbedürfniß nicht über 2000 Ctr.,
und die Preise sind noch dieselben.

Aus diesen einzelnen wenigen Angaben schon geht hervor, welchen Umfang
man im Russischen Reiche dem Monvpolwesen gegeben hat. 'Selbst eine Menge
von Victualien send einem Monopol unterworfen, so z. B. das wichtigste Ge¬
würz, das Salz. Im eigentlichen Russischen Reiche ist das Salzmonvpvl noch eher
zu rechtfertigen, weil der Salzgewiun ein Staatsgeschäft ist, und aus Quellen
hervorgeht, welche Staatseigentum sind, nämlich aus den Limacks an dem schwar¬
zen Meere, den Salzsümpfeu und Salzen in den Wvlgasteppen, und einigen Salz-
werken im Norden. Allein das Salz, welches in Polen genossen wird, ist aus
den Bergwerken von Wieliczka und Bochnia, und daher ein gekauftes Gut, also
das Polnische Salzmonopvl ein Afterpacht. Hatte man doch sogar den Herings¬
vertrieb zum Monopol gemacht, und es ist kaum abzusehen, was die Regierung
noch Alles in Monopole spannen wird, um aus geschickte, das heißt nicht gar zu
sichtbare Weise ihrem Volke das Geld abzukeltern. Man hoffte in Polen, durch
die Aufhebung der Zollgrenze zwischen Polen und Rußland von dem Unheil des
Monopvlwesens einigermaßen befreit zu werden, allein man hat sich geirrt; und
sind anch im Arrangement Aenderungen eingetreten, so ist doch immer die Sache
dieselbe geblieben.

Die Russische Regierung kennt Nichts weiter als sich selbst, und fragt Nichts
nach Handel und Gewerbe, das beweisen ihre Monopole, die den Handel und die
Gewerbe niederhalten, und trotz den mit Riesenschritten sich steigernden Bedürfnisse»
des gegen die Nachbarschaft so weit zurückgebliebenen Landes nie werden empor¬
kommen und zu einem wahren Gedeihen gelangen lassen. Die Russische Regie¬
rung kennt Nichts weiter als sich selbst und ihre politischen Pläne, die sie ihrer
Existenz zu Grunde gelegt hat. Für diese Pläne einzig und allein arbeitet sie,
alle ihre Maßregeln sind nur ans diese berechnet. Berühren dieselben einmal ein


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/20>, abgerufen am 02.05.2024.