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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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und schlecht behausten Bevölkerung im Freien ist, so täuschen sie sich gewöhnlich nicht in
der Hoffnung, daß irgend ein Müssiger ihre Stimme belauschen und weiter fördern
werde. Ein Bekannter erzählte mir, er sei einmal eines Maulesels Genöthigt gewesen,
der sich eben drei Stunden weit im Gebirge auf der Weide befunden habe. "Hoho!
hebe! hört, Ihr Leute da beim Dorfe Bielizza! Hoch oben auf dem Berge
Gljubotitsch bei der großen Buche mit dem dürren Aste, hütet mein kleiner Bursche
Janko Jcssipowitsch meinen wcißfüßigcn Maulesel. Laßt ihn wissen, 'er solle mit ihm
so schnell als möglich auf die Landstraße herunterkommen." So schrie alsbald der Be¬
sitzer des Maulesels ius Weite hinaus. "Hoho! habe! der Maulesel des Janko Jcssi-
powitsch w-eitel oben auf dem Berge Gljubvtisch bei der hohen Buche mit dem dürr.e"
Aste. Er soll gleich direct auf die Landstraße herunter kommen." So ging es von
Mund zu Mund. Und mein Berichterstatter fand, als er hinauSritt, das Thier schon
auf der bezeichneten Station seiner harrend und konnte seine Reise rasch beenden.

Ein anderer Bekannter erzählte mir, er habe einmal aus einer Inspektionsreise
seinen Reiseplan geändert und gewünscht, statt im Dorfe /V im Orte L sein Nacht'
quartier aufzuschlagen. Sogleich hätten seine Begleiter das besagte, stets bereite
rische Telegraphenuctz zu diese", Zwecke benutzt und einen absagenden Ruf in der Rich'
tung nach ^, so wie einen 'seine Ankunft verkündenden nach L hinauSgcseudct, und als
er nach einigen Stunden in L angekommen, habe er längst sein Nachtlager wie das
Abendessen bereit gesunden. Die Illyrier könne", wie man sieht, noch eine Zeit lang
unsre elektrischen Telegraphen entbehren.

Am wachsamsten sind die Gebirgsbewohner natürlich an ihren Landesgrenzcn
gen die Türken, von wo her sie beständig Einfälle, Viehraub und dergleichen b>
fürchten. Und von daher wird denn anch ununterbrochen beobachtet, geschrieen "ut
telegraphirt, um bei solchem Gelegenheiten sogleich das ganze Volk zu alarmiren- ^7
Ein östreichischer Officier schilderte mir einmal einen solchen Vorfall im Thale der Kr^
woschianer, in dem er eine Zeit lang in Quartier gelegen. Die benachbarten Türken-
die beständig mit diesen östreichischen Unterthanen raufen, hatten eine Heerde der
woschianer überfallen, einen Hirten erschlagen und das Vieh fortgeführt. Sogleich ^
schien es, kleiner Junge'," der den Ueberfall belauscht, auf einem Felsen des Thailands
und ließ ein entsetzliches Zetergeschrei ins Thal hinab ertönen: "Wehe! Wehe!
Türken haben sich herangeschlichen. Sie haben den Jnrv Markowitsch erschlagen und
meine weiße Kuh fortgeführt, und die ganze Rinderheerde dazu, und auch alle uns^
Schafe. Wehe! Wehe!" -- Sofort tönte es von allen Seiten im Thale wieder: "Wehe-
Wehe! Hört, ihr Leute, hört! Die Türken haben sich herangeschlichen, den I""'
Markowitsch erschlagen, und seine weiße Kuh entführt, und die ganze Heerde daZ>u
Wehe! Wehe! Wer das Gewehr tragen kann und keine Memme ist, der rühre sich-
-- Alsbald wimmelte und klirrte es in der ganzen Kriwoschia von Bewaffneten ">'
Berittenen. Ohne erst nach einem Sammelplätze z>r fragen, stürzte Jeder aus s^
eigene Hand und als wenn es für eigene Rechnung ginge, dem bezeichneten Bergab
hange zu, den Türken nach. Insbesondere, sagte mein Berichterstatter, würde er de>
Eiser und die Wuth eines sehr armen und sehr zerlumpten Kriwoschiancrs nie on'
gessen, der, nur mit einem langen Messer und einer alten Pistole bewaffnet, die Fen^
erstürmte, bald als der Erste auf der Spitze erschien, eben so bald aber auch, >")^
sich umzublicken, ans der anderen Seite verschwand, wo er sich tobend den Türken nac)-
stürzte. Diese wurden ans der Stelle eingeholt, ihrer Beute beraubt, und mit de
weißen Kuh, sowie vermuthlich auch mit einigen Türkcntöpfen ans ihren Lanzen voren,
zogen die Leute wieder in ihr Thal ein.




Herauögejicl'in von Gustav Freytag und Julian Schmidt. ^
Als verantwor'et. Redacteur legitimirt- F. W. Grunow.-- Verlag von F. L. Herbig.
Druck v^ii l<. K'. <5it>an in Vcipzi^.

und schlecht behausten Bevölkerung im Freien ist, so täuschen sie sich gewöhnlich nicht in
der Hoffnung, daß irgend ein Müssiger ihre Stimme belauschen und weiter fördern
werde. Ein Bekannter erzählte mir, er sei einmal eines Maulesels Genöthigt gewesen,
der sich eben drei Stunden weit im Gebirge auf der Weide befunden habe. „Hoho!
hebe! hört, Ihr Leute da beim Dorfe Bielizza! Hoch oben auf dem Berge
Gljubotitsch bei der großen Buche mit dem dürren Aste, hütet mein kleiner Bursche
Janko Jcssipowitsch meinen wcißfüßigcn Maulesel. Laßt ihn wissen, 'er solle mit ihm
so schnell als möglich auf die Landstraße herunterkommen." So schrie alsbald der Be¬
sitzer des Maulesels ius Weite hinaus. „Hoho! habe! der Maulesel des Janko Jcssi-
powitsch w-eitel oben auf dem Berge Gljubvtisch bei der hohen Buche mit dem dürr.e»
Aste. Er soll gleich direct auf die Landstraße herunter kommen." So ging es von
Mund zu Mund. Und mein Berichterstatter fand, als er hinauSritt, das Thier schon
auf der bezeichneten Station seiner harrend und konnte seine Reise rasch beenden.

Ein anderer Bekannter erzählte mir, er habe einmal aus einer Inspektionsreise
seinen Reiseplan geändert und gewünscht, statt im Dorfe /V im Orte L sein Nacht'
quartier aufzuschlagen. Sogleich hätten seine Begleiter das besagte, stets bereite
rische Telegraphenuctz zu diese», Zwecke benutzt und einen absagenden Ruf in der Rich'
tung nach ^, so wie einen 'seine Ankunft verkündenden nach L hinauSgcseudct, und als
er nach einigen Stunden in L angekommen, habe er längst sein Nachtlager wie das
Abendessen bereit gesunden. Die Illyrier könne», wie man sieht, noch eine Zeit lang
unsre elektrischen Telegraphen entbehren.

Am wachsamsten sind die Gebirgsbewohner natürlich an ihren Landesgrenzcn
gen die Türken, von wo her sie beständig Einfälle, Viehraub und dergleichen b>
fürchten. Und von daher wird denn anch ununterbrochen beobachtet, geschrieen »ut
telegraphirt, um bei solchem Gelegenheiten sogleich das ganze Volk zu alarmiren- ^7
Ein östreichischer Officier schilderte mir einmal einen solchen Vorfall im Thale der Kr^
woschianer, in dem er eine Zeit lang in Quartier gelegen. Die benachbarten Türken-
die beständig mit diesen östreichischen Unterthanen raufen, hatten eine Heerde der
woschianer überfallen, einen Hirten erschlagen und das Vieh fortgeführt. Sogleich ^
schien es, kleiner Junge'," der den Ueberfall belauscht, auf einem Felsen des Thailands
und ließ ein entsetzliches Zetergeschrei ins Thal hinab ertönen: „Wehe! Wehe!
Türken haben sich herangeschlichen. Sie haben den Jnrv Markowitsch erschlagen und
meine weiße Kuh fortgeführt, und die ganze Rinderheerde dazu, und auch alle uns^
Schafe. Wehe! Wehe!" — Sofort tönte es von allen Seiten im Thale wieder: „Wehe-
Wehe! Hört, ihr Leute, hört! Die Türken haben sich herangeschlichen, den I""'
Markowitsch erschlagen, und seine weiße Kuh entführt, und die ganze Heerde daZ>u
Wehe! Wehe! Wer das Gewehr tragen kann und keine Memme ist, der rühre sich-
— Alsbald wimmelte und klirrte es in der ganzen Kriwoschia von Bewaffneten «>'
Berittenen. Ohne erst nach einem Sammelplätze z>r fragen, stürzte Jeder aus s^
eigene Hand und als wenn es für eigene Rechnung ginge, dem bezeichneten Bergab
hange zu, den Türken nach. Insbesondere, sagte mein Berichterstatter, würde er de>
Eiser und die Wuth eines sehr armen und sehr zerlumpten Kriwoschiancrs nie on'
gessen, der, nur mit einem langen Messer und einer alten Pistole bewaffnet, die Fen^
erstürmte, bald als der Erste auf der Spitze erschien, eben so bald aber auch, >")^
sich umzublicken, ans der anderen Seite verschwand, wo er sich tobend den Türken nac)-
stürzte. Diese wurden ans der Stelle eingeholt, ihrer Beute beraubt, und mit de
weißen Kuh, sowie vermuthlich auch mit einigen Türkcntöpfen ans ihren Lanzen voren,
zogen die Leute wieder in ihr Thal ein.




Herauögejicl'in von Gustav Freytag und Julian Schmidt. ^
Als verantwor'et. Redacteur legitimirt- F. W. Grunow.— Verlag von F. L. Herbig.
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[0204] und schlecht behausten Bevölkerung im Freien ist, so täuschen sie sich gewöhnlich nicht in der Hoffnung, daß irgend ein Müssiger ihre Stimme belauschen und weiter fördern werde. Ein Bekannter erzählte mir, er sei einmal eines Maulesels Genöthigt gewesen, der sich eben drei Stunden weit im Gebirge auf der Weide befunden habe. „Hoho! hebe! hört, Ihr Leute da beim Dorfe Bielizza! Hoch oben auf dem Berge Gljubotitsch bei der großen Buche mit dem dürren Aste, hütet mein kleiner Bursche Janko Jcssipowitsch meinen wcißfüßigcn Maulesel. Laßt ihn wissen, 'er solle mit ihm so schnell als möglich auf die Landstraße herunterkommen." So schrie alsbald der Be¬ sitzer des Maulesels ius Weite hinaus. „Hoho! habe! der Maulesel des Janko Jcssi- powitsch w-eitel oben auf dem Berge Gljubvtisch bei der hohen Buche mit dem dürr.e» Aste. Er soll gleich direct auf die Landstraße herunter kommen." So ging es von Mund zu Mund. Und mein Berichterstatter fand, als er hinauSritt, das Thier schon auf der bezeichneten Station seiner harrend und konnte seine Reise rasch beenden. Ein anderer Bekannter erzählte mir, er habe einmal aus einer Inspektionsreise seinen Reiseplan geändert und gewünscht, statt im Dorfe /V im Orte L sein Nacht' quartier aufzuschlagen. Sogleich hätten seine Begleiter das besagte, stets bereite rische Telegraphenuctz zu diese», Zwecke benutzt und einen absagenden Ruf in der Rich' tung nach ^, so wie einen 'seine Ankunft verkündenden nach L hinauSgcseudct, und als er nach einigen Stunden in L angekommen, habe er längst sein Nachtlager wie das Abendessen bereit gesunden. Die Illyrier könne», wie man sieht, noch eine Zeit lang unsre elektrischen Telegraphen entbehren. Am wachsamsten sind die Gebirgsbewohner natürlich an ihren Landesgrenzcn gen die Türken, von wo her sie beständig Einfälle, Viehraub und dergleichen b> fürchten. Und von daher wird denn anch ununterbrochen beobachtet, geschrieen »ut telegraphirt, um bei solchem Gelegenheiten sogleich das ganze Volk zu alarmiren- ^7 Ein östreichischer Officier schilderte mir einmal einen solchen Vorfall im Thale der Kr^ woschianer, in dem er eine Zeit lang in Quartier gelegen. Die benachbarten Türken- die beständig mit diesen östreichischen Unterthanen raufen, hatten eine Heerde der woschianer überfallen, einen Hirten erschlagen und das Vieh fortgeführt. Sogleich ^ schien es, kleiner Junge'," der den Ueberfall belauscht, auf einem Felsen des Thailands und ließ ein entsetzliches Zetergeschrei ins Thal hinab ertönen: „Wehe! Wehe! Türken haben sich herangeschlichen. Sie haben den Jnrv Markowitsch erschlagen und meine weiße Kuh fortgeführt, und die ganze Rinderheerde dazu, und auch alle uns^ Schafe. Wehe! Wehe!" — Sofort tönte es von allen Seiten im Thale wieder: „Wehe- Wehe! Hört, ihr Leute, hört! Die Türken haben sich herangeschlichen, den I""' Markowitsch erschlagen, und seine weiße Kuh entführt, und die ganze Heerde daZ>u Wehe! Wehe! Wer das Gewehr tragen kann und keine Memme ist, der rühre sich- — Alsbald wimmelte und klirrte es in der ganzen Kriwoschia von Bewaffneten «>' Berittenen. Ohne erst nach einem Sammelplätze z>r fragen, stürzte Jeder aus s^ eigene Hand und als wenn es für eigene Rechnung ginge, dem bezeichneten Bergab hange zu, den Türken nach. Insbesondere, sagte mein Berichterstatter, würde er de> Eiser und die Wuth eines sehr armen und sehr zerlumpten Kriwoschiancrs nie on' gessen, der, nur mit einem langen Messer und einer alten Pistole bewaffnet, die Fen^ erstürmte, bald als der Erste auf der Spitze erschien, eben so bald aber auch, >")^ sich umzublicken, ans der anderen Seite verschwand, wo er sich tobend den Türken nac)- stürzte. Diese wurden ans der Stelle eingeholt, ihrer Beute beraubt, und mit de weißen Kuh, sowie vermuthlich auch mit einigen Türkcntöpfen ans ihren Lanzen voren, zogen die Leute wieder in ihr Thal ein. Herauögejicl'in von Gustav Freytag und Julian Schmidt. ^ Als verantwor'et. Redacteur legitimirt- F. W. Grunow.— Verlag von F. L. Herbig. Druck v^ii l<. K'. <5it>an in Vcipzi^.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/204>, abgerufen am 07.05.2024.